Mit Simulationen Projekte im Gesundheitswesen besser planen

17 November, 2015

Der Kostendruck im Gesundheitswesen ist enorm: Mit Simulationen lassen sich die Chancen und Risiken von Optimierungsprojekten besser abschätzen. Wie sinnvoll es sein kann, solche Berechnungen gerade auch in Krankenhäusern einzusetzen, zeigen einschlägige PwC-Erfahrungen.

Prozesse zu simulieren ist in der Industrie gang und gäbe. Der Blick in die Zukunft bietet beispielsweise die Möglichkeit, ein Werk in der Automobilindustrie entsprechend der konkreten Gegebenheiten zu planen. In die Berechnung gehen mehrere Faktoren ein: unterschiedliche Annahmen zum Absatz, die Fertigungsschritte, der Personaleinsatz oder alternative Standorte. Anhand verschiedener Szenarien kann die Simulation zeigen, warum zwei Fertigungsstraßen unter Umständen günstiger sind als ein Dreischichtbetrieb. Das Simulationsmodell hilft so, die Planung zu optimieren, die beste Variante zu finden und Kosten zu sparen.

Der Gesundheitsbereich nutzt diese Möglichkeit bislang noch nicht in gleichem Maße. Als Argument wird häufig genannt, dass im medizinischen Bereich jeder Fall anders sei. „Doch spätestens seit der Einführung von Fallpauschalen steigt auch im Gesundheitssektor der Druck, Abläufe zu standardisieren und zu optimieren“, sagt PwC-Experte Armin Albat. Angesichts des Kostendrucks geht es gerade auch für Kliniken darum, wirtschaftlich zu arbeiten, Personal und Infrastruktur möglichst optimal auszulasten. Das gilt insbesondere für Ambulanzen oder Notaufnahmen: Das Ziel ist es, möglichst viele Patienten in kurzer Zeit optimal zu behandeln und die Abläufe auf eine gesunde wirtschaftliche Basis zu stellen.

Auch im Krankenhaus lassen sich Prozesse standardisieren

Zwar ergreifen auch Kliniken Maßnahmen, um Prozesse zu verbessern, doch meist treten die erwarteten Effekte nicht ein. „Das liegt häufig daran, dass mögliche Szenarien nicht ausreichend durchgerechnet und verglichen werden“, betont Fabian Schülke, PwC-Experte für Prozessoptimierung. Mit Simulationen lassen sich Prozesse in Krankenhäusern besser planen. Sie sind eine wichtige Entscheidungshilfe für zukünftige Investitionen. Dabei unterscheiden sich Prozesse im Gesundheitswesen natürlich von denen der Automobilindustrie: Während die Produktion eines Autos standardisiert ist, sind  Diagnose- und Behandlungsschritte nicht immer vorauszusehen. Das ist jedoch kein Grund, der gegen den Einsatz von Simulationen spricht.

„Mit Elementen der Wahrscheinlichkeitsrechnung lassen sich die Folgen unterschiedlicher Entwick-lungen durchaus abschätzen“, sagt Schülke. So kann die Zahl der Notfälle oder die Auslastung variieren, aber auch die Zeit, die ein einzelner Patient in Anspruch nimmt.

Die PwC-Experten haben beispielsweise ein Simulationsmodell für einen Ambulanzbetrieb entwickelt. Das Ziel ist es, den Betrieb möglichst realitätsgetreu abzubilden. Dabei fließen Faktoren ein wie die Krankheiten der Patienten, die Belegung der Untersuchungsräume oder je nach Krankheit erforderliche Laboruntersuchungen sowie die Notwendigkeit, Notfälle vorzuziehen. Bei einem solchen Modell werden auch alle verfügbaren personellen und räumlichen Kapazitäten sowie die technische Ausstattung berücksichtigt. Fehlende Basisdaten werden insbesondere mit dem PwC-eigenen Tracking-System bluetrack® erhoben.

Abstrahiertes Simulationsmodell für einen Ambulanzbetrieb

Abstrahiertes Simulationsmodell für einen Ambulanzbetrieb

Mit Hilfe des Simulationsmodells können Aussagen getroffen werden zu Behandlungszahlen, zur Aufenthaltsdauer und Wartezeiten sowie zur Auslastung der eingesetzten Ressourcen. „Auf dieser Grundlage lässt sich der Bedarf an Kapazitäten, an Räumlichkeiten oder Personal besser anpassen“, erklärt Albat. Wenn Prozesse mit Erlösen und Kosten hinterlegt sind, lässt sich auch ihre Wirtschaftlichkeit bewerten.

Simulationen über einen langen Zeitraum

Solch ein Simulationsmodell kann aufzeigen, wie sich eine veränderte personelle und räumliche Ausstattung oder eine veränderte Inanspruchnahme insgesamt auswirken. „So lässt sich der Betrieb gedanklich über mehrere Tage, Wochen, Monate oder sogar Jahre durchspielen. Auch Risiken sind so frühzeitig erkennbar“, ergänzt Schülke. Auf Grundlage dieser Ergebnisse lassen sich Entscheidungen für Investitionen auf einer belastbaren Grundlage treffen.

Dieses Simulationsmodell kann auch bei organisatorischen Veränderungen eingesetzt werden: zum Beispiel, wie sich veränderte Öffnungszeiten oder neue Arbeitszeiten der Mitarbeiter auswirken. Oder ob das Team neue Aufgaben übernehmen soll oder sich die Investition in ein neues Gerät lohnt. Gerade für Krankenhäuser machen Simulationen Sinn. „Planungen aller Art können vor ihrer Umsetzung verifiziert und nachjustiert werden“, betont Schülke. „So lassen sich Entscheidungen auf eine sichere Basis stellen. Das ist ein wichtiger Beitrag, Prozesse im Gesundheitswesen effizienter zu gestalten: Eine Simulation macht die Folgen verschiedener Alternativen für die Verantwortlichen transparent.“

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