11 Februar, 2020
Wie gut verkaufen sich 2020 verbrauchsarme Fahrzeuge wie der Volkswagen ID3 oder der smart EQ und wie groß ist die Auswahl an Elekrofahrzeugen heute bereits? Diese Frage ist für die Gesamtentwicklung des europäischen Automobilmarkts 2020 entscheidend. Davon ist Felix Kuhnert, Partner und Automotive Leader bei PwC Deutschland, überzeugt: „Die verschärften Flottenverbrauchsziele der Europäischen Union stellen Hersteller vor die Herausforderung, entscheidend mehr Elektroautos zu verkaufen.“
„Nur mit einem Produktportfolio, in dem verbrauchsarme Fahrzeuge einen erheblichen Anteil haben, lässt sich das ambitionierte 95-Gramm-Ziel erreichen. Damit werden die massiven Investitionen der letzten Jahre jetzt einer ersten Bewährungsprobe unterzogen.“
Die Neuzulassungen von E-Fahrzeugen auf den global wichtigsten Märkten sind im vierten Quartal 2019, im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr, deutlich zurückgegangen: bei den batterieelektrischen Fahrzeugen um 20,4 Prozent, bei Plug-In-Hybriden sogar um 23,9 Prozent. Bei den Hybriden ging das Wachstum ungebrochen weiter; sie legten um 30,5 Prozent zu. Im Gesamtjahr 2019 hingegen stieg die Zahl neuzugelassener reiner „Stromer“ um 13,8 Prozent während Plug-In-Hybride um 13,2 Prozent zurückgingen. Bei den Hybriden stand am Ende ein Wachstum von 23,2 Prozent. Durch den Anreizmechanismus des Flottenverbrauchziels auf den europäischen Märkten erwarten die Experten von PwC für 2020 insgesamt eine Erholung des globalen E-Automobilmarktes.
Bei der Betrachtung der einzelnen Regionen fällt im vierten Quartal 2019 bei China, dem weltweit stärksten Markt für E-Mobilität, ein Rückgang der batterieelektrischen Fahrzeuge um fast ein Drittel (32,6 Prozent) auf; bei den Plug-In-Hybriden waren es sogar -49,4 Prozent. Dennoch kam China im Gesamtjahr auf ein Wachstum von immer noch 4,2 Prozent und ist damit weiterhin der weltweit größte Markt für Elektrofahrzeuge. Chinesische Hersteller arbeiten technisch massiv an Neuerungen, zudem ist mit NIO ein sehr dynamischer Hersteller auf dem Markt.
„In China sehen wir eher eine Konsolidierung des Marktes. Der deutliche Rückgang hat globale Konzerne zudem weniger stark getroffen als chinesische Hersteller.“
Für die Top-5-Länder auf dem europäischen Markt – Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien – zeigt der langfristige Trend bei den neuzugelassenen E-Fahrzeugen weiterhin annähernd eine jährliche Verdopplung. Das gilt im Wesentlichen auch für 2019. So legten die batterieelektrischen Autos etwa um 78 Prozent zu.
In Deutschland, dem weltweit drittgrößten Markt für E-Fahrzeuge, legten die batterieelektrischen Fahrzeuge im vierten Quartal 2019 um 39,2 Prozent zu, die Plug-In-Hybride um 227,5 Prozent und die Hybride um 110,8 Prozent. Nach wie vor gebe es Produktionsprobleme bei den E-Fahrzeugen, und manche Hersteller hätten bereits Kurzarbeit angekündigt, erläutert PwC-Experte Christoph Stürmer.
In Frankreich legten die batterieelektrischen Fahrzeuge im vierten Quartal 2019 um 14,3 Prozent zu, die Plug-In-Hybride um 83,2 Prozent, die Hybride um 21,3 Prozent.
„In Frankreich hat die Elektromobilität bereits etwas Spielerisches, einen gewissen Spaßfaktor gewonnen, und ist damit im Markt gut angekommen.“
In Großbritannien legten die „Stromer“ im vierten Quartal 2019 mit 203,4 Prozent um über das Doppelte zu, die Plug-In-Hybride kamen demgegenüber lediglich auf 10,2 Prozent Wachstum, die Hybride auf 31,1 Prozent.
„Interessant ist vor allem, dass man dort die E-Autos inzwischen als fahrenden Stromspeicher, also als Teil einer Gesamtstrategie betrachtet, von der Windkraftanlage bis zum Privathaushalt.“
Eine solche durchgehende Strategie fehle den meisten anderen Ländern noch, darunter Italien und Spanien. Die Zunahme der batterieelektrischen Fahrzeuge von 113,1 Prozent in Italien bzw. 95 Prozent in Spanien zeige deren spätes Aufwachen in puncto Elektromobilität.