16 September, 2010
Für die kapitalintensive Automobilindustrie ist ein effizientes Kostenmanagement überlebenswichtig. Kaum eine andere Industrie verfügt deshalb über so viele ausgefeilte Instrumente des Kostencontrollings wie die Automobilindustrie und kaum eine Industrie steht unter einem vergleichbaren Kostendruck. Dies gilt für OEMs gleichermaßen wie für die Zulieferindustrie, an die der Kostendruck der Produzenten weitergereicht wird.
Angesichts der Kostensensibilität in der Industrie ist es umso unverständlicher, dass sich das Kostencontrolling oft auf EBIT und vergleichbare Größen konzentriert, also ein Vorsteuerergebnis im Auge hat. Ein solcher Ansatz kann bei der Steuerung von operativen Prozessen die im Gesamtprozess eintretende Steuerbelastung vielleicht noch vernachlässigen. Aus Gesamtsicht führt er jedoch zu dem paradoxen Ergebnis, dass der in der Gesamtwertschöpfungskette mühsam optimierte Deckungsbeitrag am Ende einer Ertragsteuerbelastung von 30 Prozent und mehr unterliegt. Zu allem Überfluss wird diese Belastung typischerweise auch Cashflow-wirksam. Damit wird einer der wesentlichsten Kostenfaktoren ignoriert - ein unbefriedigendes Ergebnis.
Dabei lassen sich gerade auf diesem Feld mit vergleichbar geringem Einsatz erhebliche Erfolge erzielen. Ein Beispiel dafür bildet die Optimierung der Konzernfinanzierung. So ist es nicht unüblich, dass in Deutschland ansässige Unternehmen ihre Auslandstochtergesellschaften mit Gesellschafterdarlehen finanzieren. Während dies im Ausland typischerweise zu einem steuerlichen Aufwand führt, hat dies steuerpflichtige Einkünfte in Deutschland zur Folge. Aus Gesamtsicht kommt es deswegen - abhängig von dem Steuersatz im Ausland - zu einer im Wesentlichen ausgeglichenen Situation. Ungenutzt bleibt aber das Potenzial, das sich bietet, wenn einerseits der Zinsaufwand im Ausland steuerlich abzugsfähig bleibt, der korrespondierende Zinsertrag in Deutschland aber nicht oder nur niedrig besteuert wird. Allein aus diesem Ansatz ergeben sich erfahrungsgemäß Kosteneinsparungspotenziale in zweistelliger Millionenhöhe. Weiter gesteigert wird der Effekt noch, wenn eine Eigenkapitalfinanzierung der Tochtergesellschaft so umgestaltet wird, dass sie aus Sicht des Auslandes zu einer Fremdfinanzierung wird und damit zu steuerlichem Aufwand führt - bei Aufrechterhaltung einer Niedrigbesteuerung aus deutscher Sicht.
Steuerplanerisch werden in diesem Zusammenhang diverse Techniken genutzt, wie etwa sogenannte hybride Finanzierungen, die grenzüberschreitende Qualifizierungskonflikte ausnutzen oder der Einsatz von Konzernfinanzierungsgesellschaften im niedrigbesteuernden Ausland.
Auch wenn der deutsche Steuergesetzgeber seit einiger Zeit versucht, solche Qualifikationskonflikte zu seinen Gunsten zu nutzen, stößt er nicht zuletzt als Folge des Europarechts zunehmend an seine Grenzen. Das erschließt dieser Form der Steuerplanung nach wie vor ein erfolgreiches und legales Gestaltungspotenzial.
Zusätzlichen Reiz gewinnen solche Gestaltungen dadurch, dass sie typischerweise nicht oder nur in geringem Maß in operative Prozesse und Strukturen eingreifen und damit mit relativ geringem Umsetzungsaufwand verbunden sind.
Erfahrungen zeigen, dass bei erfolgreichen Projekten zur Steueroptimierung die folgenden Punkte eine wichtige Rolle spielen: