Die Zufriedenheit mit dem Rhein-Main-Gebiet ist hoch – außer beim Thema Wohnen

28 Juli, 2020

In Corona-Zeiten wissen die Berufstätigen im Rhein-Main-Gebiet die hohe Lebensqualität ihrer Region noch mehr zu schätzen / Das gilt jedoch nicht für das Thema Wohnen: 60 Prozent sind damit unzufrieden / Schwierige Lage auf dem Mietmarkt verschärft den Fachkräftemangel / Seit Corona arbeiten immer mehr Menschen aus dem Homeoffice

Frankfurt, 28.07.2020

Die große Mehrheit der Berufstätigen im Rhein-Main-Gebiet (93 Prozent) fühlt sich an ihrem Wohnort sehr wohl und schätzt die hohe Lebensqualität in der Region. Die ohnehin hohen Zufriedenheitswerte sind trotz – möglicherweise sogar wegen - der Corona-Krise gegenüber dem Vorjahr sogar noch gestiegen, außer bei einem Thema: Die Situation auf dem Miet- und Wohnungsmarkt bewerten die Menschen an Rhein und Main nach wie vor sehr kritisch. Neun von zehn Berufstätigen sind der Meinung, dass es reine Glückssache ist, in Großstädten wie Frankfurt eine bezahlbare Wohnung zu finden. Und die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt hat auch weitreichende Folgen für den Arbeitsmarkt: Fast jeder Dritte hat bereits einmal darüber nachgedacht, den Job wegen zu hoher Mieten zu wechseln. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Umfrage der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter 400 Berufstätigen zwischen 18 und 65 Jahren aus dem Rhein-Main-Gebiet.

Der Stachel beim Thema Wohnen sitzt tief

„Das Rhein-Main-Gebiet steht für hohe Lebensqualität und die Menschen wissen die Angebote der Region um Frankfurt nach dem Lockdown noch mehr zu schätzen. Extrem große Unzufriedenheit herrscht jedoch nach wie vor beim Thema Wohnen: Die hohen Mietkosten und die schwierige Wohnungssuche drücken auf die Stimmung.“

Michael Burkhart,Standortleiter von PwC in Frankfurt

Rund sechs von zehn Befragten sind unzufrieden mit den hohen Kosten für Mieten und Wohneigentum sowie dem knappen Wohnraumangebot. 84 Prozent befürchten, dass die Mieten in den kommenden fünf Jahren weiter steigen werden – wobei bereits heute fast 60 Prozent ihre Miete als überhöht empfinden.

60 Prozent pendeln zu ihrem Arbeitsplatz

Um diesem Dilemma zu entkommen, nehmen viele Berufstätige längere Anfahrtswege in Kauf: 60 Prozent pendeln zu ihrer Arbeitsstelle. Für Pendler liegt die mittlere Fahrtzeit bei einer guten halben Stunde (33 Minuten). Als maximal vertretbare Pendelzeit gelten im Schnitt 43 Minuten. Fast jeder Zweite (45 Prozent) wäre bereit, mehr als 40 Minuten Fahrtweg in Lauf zu nehmen. Entspannung für die Pendler könnte der seit Corona deutlich flexiblere Umgang mit Heimarbeit bringen: Während der Pandemie arbeiten 62 Prozent der Beschäftigen aus dem Rhein-Main-Gebiet zumindest zeitweise im Homeoffice – und die Mehrheit (57 Prozent) rechnet damit, dass auch nach der Krise deutlich mehr Beschäftigte aus dem heimischen Büro ihrer Arbeit nachgehen werden als vorher.

Homeoffice funktioniert sehr gut – oder gar nicht

„Homeoffice funktioniert für viele Tätigkeiten bestens. Das wird auch nach der Krise anhalten, weil alle Seiten davon profitieren: Beschäftigte mit längeren Anfahrtswegen werden nicht mehr täglich pendeln müssen. Andere werden sich vielleicht bewusst für eine Wohnung entscheiden, die weiter vom Arbeitsort entfernt, aber dafür deutlich günstiger ist“, ist Michael Burkhart überzeugt. „Unternehmen können ihrerseits mit flexiblen Arbeitsmodellen bei der Suche nach Fachkräften punkten. Und nicht zuletzt wirkt es sich positiv auf Umwelt und Klima aus, wenn die Pendlerströme zurückgehen.“ Allerdings ist Heimarbeit längst nicht für alle eine Option: 38 Prozent der Befragten geben an, dass sie aufgrund ihrer Tätigkeit gar nicht von zu Hause arbeiten können. „Gerade für systemrelevante Berufsgruppen wie Polizisten, Pflege- und Reinigungskräfte, die nicht gerade zur Gruppe der Spitzenverdiener gehören, muss es deshalb auch in Zukunft bezahlbaren Wohnraum in der Stadt geben“, fordert Michael Burkhart.

Das Vertrauen in die Politik hat zugenommen

Die Verantwortung dafür, dass es zu wenig bezahlbare Wohnungen gibt, sieht jeder Zweite (52 Prozent) bei den Investoren, die ein zu hohes Interesse am Luxussegment verfolgen. Die Politik kommt besser weg als im Vorjahr: Nur noch 50 Prozent nennen eine Vernachlässigung des sozialen Wohnungsbaus als Grund für die die schwierige Lage auf dem Wohnungsmarkt. Das sind 7 Prozentpunkte weniger als bei der Befragung im Vorjahr. Dass die Politik zu spät reagiert habe, sagen in diesem Jahr ebenfalls weniger Menschen (56 Prozent im Jahr 2019 versus 49 Prozent bei der aktuellen Umfrage).

„Die Krise hat in allen Umfragen dazu geführt, dass die Zustimmungswerte zur Politik und ihrem Krisenmanagement höher wurden. Das gilt scheinbar auch auf kommunaler Ebene, wo die Befragten mit der Politik weniger hart ins Gericht gehen als noch im Vorjahr“.

Michael Burkhart,Standortleiter von PwC in Frankfurt

Was kann die Situation verbessern?

Eine Möglichkeit sind nach Meinung von neun von zehn Befragten Wohnungsbauprogramme für Haushalte mit geringem Einkommen. Aber auch der Arbeitgeber hat es in der Hand, der prekären Wohnungssituation entgegenzuwirken: Nach Ansicht der Berufstätigen könnten Unternehmen Betriebswohnungen bereitstellen, sich an den Mietkosten beteiligen (je 79 Prozent Nennungen) oder die Fahrtkosten übernehmen (78 Prozent).

Und diese Investitionen seitens der Arbeitgeber sind dringend notwendig, denn die schwierige Lage auf dem Mietmarkt hat längst auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in der Region: Zwei Drittel der Berufstätigen glauben, dass die bestehende Wohnraum- und Mietsituation Arbeitsgeber vor das Problem stellt, Fachkräfte zu finden oder im Unternehmen zu halten. 90 Prozent befürchten, dass sich bald nur noch Gutverdiener das Leben in der Stadt leisten können, während bestimmte Berufsgruppen, etwa Pflegekräfte, Arbeitsplätze außerhalb der Stadt suchen werden.

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Corinna Freudig

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