Klein, aber kreativ: Startups aus dem Südwesten punkten mit Innovationen

02 Juni, 2020

Für Startups aus Stuttgart und Karlsruhe steht die Produktentwicklung im Fokus / Mit sieben Beschäftigten sind die Teams nur halb so groß wie im bundesweiten Durchschnitt / Fast jeder Zweite empfindet den Zugang zu Investoren als schwierig

Stuttgart/Karlsruhe, 02.06.2020

Startups aus Stuttgart und Karlsruhe wollen mit innovativen Produkten und Dienstleistungen den Markt erobern. Dabei setzen sie häufig auf die Digitalisierung sowie neue Technologien wie Künstliche Intelligenz und Blockchain. Schwierig ist für die Gründerinnen und Gründer aus dem Südwesten jedoch die Finanzierung ihres Business. Zu diesen Ergebnissen kommt der 7. Deutsche Startup-Monitor, den der Bundesverband Deutsche Startups e. V. und die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC in Kooperation mit der Universität Duisburg-Essen erstellt haben. Für die Studie wurden – vor Ausbruch der Corona-Pandemie - bundesweit rund 2.000 Startups befragt, darunter 141 Unternehmen aus Stuttgart und Karlsruhe.

Kreative Lösungen sind in der Krise gefragter denn je

„Die Standorte Karlsruhe und Stuttgart stehen traditionell für Technologie und Innovation. Dieser Fokus spiegelt sich auch in der hiesigen Gründerszene wider. Die Startups, die im Südwesten entstehen, sind überdurchschnittlich häufig im IT- und Telekommunikationsbereich zu Hause. Und sie bringen oft hohes technologisches Know-how mit“, kommentiert Dr. Frank Schmidt, Standortleiter PwC in Stuttgart.

„Diese Stärke könnte ihnen in der aktuellen Corona-Krise nutzen. Etablierte Unternehmen sind durch ihre Größe und ein entsprechendes Finanzpolster sicher oft besser aufgestellt, um gegen die Auswirkungen der Pandemie auf ihr Geschäft anzukämpfen. Aber Startups können mit ihrer Innovationskraft auftrumpfen. Kreative technologische Lösungen sind in der aktuellen Situation gefragter denn je.“

Dr. Frank Schmidt,Standortleiter PwC Stuttgart

Bei der Suche nach innovativen Ansätzen nutzt den Gründern auch ihr Bildungshintergrund: Jeder zweite Gründer aus Karlsruhe und Stuttgart hat einen Studienabschluss in einem MINT-Fach. Innovation wird entsprechend großgeschrieben: Neun von zehn Entrepreneuren halten ihre Produkte und Services für innovativ (bundesweit nur 78 Prozent). Sie fokussieren ihre Energie folglich vor allem auf die Entwicklung ihrer Produkte: Für 77 Prozent der Befragten ist dies aktuell die wichtigste Unternehmensstrategie. Sechs von zehn Befragten wollen in den kommenden zwölf Monaten in die Entwicklung neuer Angebote investieren.

Digitalisierung hat großen Einfluss auf das Geschäftsmodell

Dabei setzen die Gründerinnen und Gründer häufig auf innovative Technologien: 81 Prozent der Startups sagen, dass die Digitalisierung großen Einfluss auf die Entwicklung ihres Geschäftsmodells hat. Künstliche Intelligenz hat für immerhin 44 Prozent hohe Priorität (bundesweit 40 Prozent), Blockchain für 15 Prozent der Stuttgarter und Karlsruher Startup-Entscheider (bundesweit 9 Prozent).  Aber auch das Thema Nachhaltigkeit steht für viele Entrepreneure im Südwesten im Fokus: Vier von zehn Startup-Gründern aus Stuttgart und Karlsruhe ordnen sich der Green Economy zu, weil sie gezielt einen Beitrag zum Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutz leisten (bundesweit: 37 Prozent). Dabei fokussieren sie sich vor allem auf Energieeffizienz sowie nachhaltige Ernährung und Landwirtschaft.

Frauenanteil in den Gründerteams vergleichsweise hoch

Mit sieben Beschäftigten sind die Startups aus dem Südwesten personell allerdings nicht einmal halb so stark aufgestellt wie im Bundesschnitt (16 Beschäftigte). In den kommenden zwölf Monaten sollen eigentlich vier neue Kolleginnen und Kollegen dazukommen. Bundesweit sind im Schnitt acht Neueinstellungen geplant.

„Um ein innovatives Produkt zu entwickeln, braucht es in erster Linie eine gute Idee, nicht unbedingt ein großes Team. Wenn es darum geht, das Geschäftsmodell zu skalieren, müssen sich die Startups aber auch personell verstärken. Inwiefern dies nun in Zeiten der Krise gelingt, bleibt abzuwarten.“

Judith Lechermann,Leiterin der PwC-Startup-Initiative Next Level für die Region Süd

„Erfreulich beim Blick auf die Mitarbeitenden ist jedenfalls, dass Frauen bei der Gründung von Startups in Stuttgart und Karlsruhe überdurchschnittlich häufig beteilig sind“, so Judith Lechermann weiter. In 38 Prozent der Gründerteams war eine Frau an Bord (bundesweit 31 Prozent). Jedes fünfte Startup-Unternehmen wurde ausschließlich von Frauen gegründet (bundesweit 11 Prozent).

Standortzufriedenheit unter dem Bundesdurchschnitt

Mit den Rahmenbedingungen an ihrem Standort sind die Entscheider im Großen und Ganzen zufrieden. Die Hälfte der Befragten bewertet das Ökosystem für Gründerinnen und Gründer am Standort Stuttgart/Karlsruhe und Umgebung als gut. Damit liegt die Standortzufriedenheit jedoch acht Prozentpunkte unter dem bundesweiten Durchschnitt. Die besondere Stärke der Region ist für 83 Prozent der Jung-Unternehmer die Nähe zu Universitäten. Besonders das Karlsruher Institut für Technologie sticht heraus: Fast jeder fünfte der Karlsruher und Stuttgarter Gründerinnen und Gründer mit Hochschulabschluss hat dort studiert.

Kooperationen sind noch ausbaufähig

„Erstaunlich ist, dass die Startups im Raum Stuttgart/Karlsruhe deutlich seltener Kooperationen eingehen als Gründer in anderen Regionen Deutschlands – obwohl es durch die starke Unternehmenslandschaft im Südwesten dazu reichlich Gelegenheit gäbe.“

Judith Lechermann,Leiterin der PwC-Startup-Initiative Next Level für die Region Süd

Immerhin kooperieren 60 Prozent der Startups aus Stuttgart und Karlsruhe zwar mit etablierten Unternehmen. Bundesweit sind es mit 67 Prozent jedoch deutlich mehr. Dabei ist der Schulterschluss mit Corporates ganz entscheidend, zum Beispiel, um neue Vertriebswege zu etablieren und weiter zu wachsen. „In der Zeit nach der Krise können hier möglicherweise besonders viele Win-Win-Situationen entstehen, weil Startups mit ihrem in der Regel technologischem und digitalen Know-how sowie agilen Arbeitsmethoden schnell neue Lösungen entwickeln können“, so Judith Lechermann.

Zugang zu Kapital bereitet Schwierigkeiten

Raum für Verbesserungen sehen die Startups aus Stuttgart und Karlsruhe auch beim Zugang zu externem Kapital und Investitionen. Nur 19 Prozent bewerten diesen als gut (bundesweit: 30 Prozent). Den Entrepreneuren aus dem Südwesten fiel es bereits vor dem Ausbruch der Corona-Krise schwer, sich Zugang zu Investoren zu verschaffen. Knapp jeder Zweite (45 Prozent) empfindet dies als schwierig. „Bei ihren Produkten und Services sind die Startups aus der Region hochinnovativ. Leider gilt dies nicht beim Thema Finanzierung. Hier beobachten wir, dass innovative Fördermittel noch die absolute Ausnahme bilden“, konstatiert Frank Schmidt. Nur zehn Prozent nutzen Business Angels (bundesweit 23 Prozent). Ein Drittel würde diesen Weg der Kapitalbeschaffung jedoch gerne nutzen. Zugang zu Wagniskapital haben lediglich sechs Prozent der Startups aus Stuttgart und Karlsruhe (bundesweit 15 Prozent), während sich ein Drittel eine Geldspritze von Risikokapitalgebern wünscht. Bislang finanzieren sich die Startups im Südwesten vor allem über eigene Ersparnisse (85 Prozent). Je 34 Prozent erhalten staatliche Fördermittel oder Geld von Familie und Freunden. Nur knapp die Hälfte (47 Prozent) hat externes Kapital aufgenommen. Bundesweit liegt dieser Anteil mit 55 Prozent deutlich höher.

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Corinna Freudig

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