E-Bus-Radar von PwC: Die Flotte ist 2020 deutlich gewachsen

02 März, 2021

Detaillierte Zahlen zum deutschen E-Bus-Markt: Länder NRW, Berlin und Baden-Württemberg fahren voraus / Dynamisches Wachstum bei elektrifizierten Antrieben / Experten rechnen mit Bestellschub / PwC-Experte Maximilian Rohs: „Die Betreiber müssen sich anstrengen, um die von der EU geforderten Mindestquoten bis 2025 zu erfüllen.“

Düsseldorf, 02. März 2021

Deutschlands Städte stellen ihre ÖPNV-Busflotten stärker auf alternative Antriebstechnologien um. Aktuell sind mehr als 650 Omnibusse mit elektrifiziertem Antrieb im Einsatz. Davon ist allein mehr als die Hälfte im Jahr 2020 in Betrieb genommen worden. Das sind zwei der Kernergebnisse des vierten E-Bus-Radars der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC). Die Analyse betrachtet diesmal ausschließlich Busse mit elektrifizierten Antrieben und externer Energiezufuhr, die im Sinne der ‚Clean Vehicles Directive‘ der Europäischen Union als „sauber“ oder „emissionsfrei“ gelten.

Fast jeder zweite E-Bus ist in Nordrhein-Westfalen oder Berlin unterwegs

Zu den sieben Vorreiter-Bundesländern, die Busse mit elektrifizierten Antrieben einsetzen, zählen Nordrhein-Westfalen (177), Berlin (137) Baden-Württemberg (76) sowie Niedersachsen (62). Auf Platz fünf rangiert Hessen (61), gefolgt von Hamburg (58) und Bayern (47). Die übrigen Länder betreiben zusammengenommen 58 Busse mit elektrifiziertem Antrieb. Insgesamt beförderten im Jahr 2020 insgesamt 676 solcher Fahrzeuge ihre Fahrgäste auf deutschen Straßen, darunter 502 Batteriebusse, 81 Oberleitungsbusse sowie 64 Fahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb.

Die meisten E-Busse mit Batterie- beziehungsweise Brennstoffzellenantrieb gibt es in Berlin (137), Hamburg (55) und Köln (45). In anderen Städten fahren zusammengenommen 329 dieser Fahrzeuge.

Elektrifizierte Busantriebe verzeichnen dynamisches Wachstum

In den vergangenen Jahren ist die Zahl von Bussen mit elektrifiziertem Antrieb stark gestiegen: Waren es 2017 noch 16 Neuzugänge, verdreifachte sich deren Anzahl 2018 bereits auf 51; 2019 waren es mehr als doppelt so viele (104). Mit 357 Zugängen erreichte das Jahr 2020 den vorläufigen Höchststand. Folglich betrachten auch die Hersteller den E-Bus-Sektor als immer attraktiveren Markt.

2020 teilten sich fünf Unternehmen mehr als 80 Prozent des deutschen Marktes. Sie produzierten insgesamt 550 der eingesetzten E-Busse. Neue Exemplare rollen vor allem aus den Werken von Solaris, Mercedes Benz (EvoBus) und VDL, den derzeitigen Marktführern in Deutschland. PwC rechnet für die kommenden Jahre mit einem regelrechten Bestellschub: „Bis zur Mitte des Jahrzehnts ist bereits jetzt die Anschaffung von rund 3.100 E-Bussen geplant, darunter mehr als 200 mit Brennstoffzellenantrieb. Die längerfristigen Planungen sehen aktuell sogar die Beschaffung von rund 4.800 elektrisch angetriebenen Bussen vor.“, sagt Maximilian Rohs, Senior Manager Infrastructure & Mobility bei PwC Deutschland.

Batteriebusse immer stärker im Kommen

Bei den rein batteriebetriebenen Bussen ist das Jahr 2020 eine Zäsur: Insgesamt 304 Fahrzeuge kamen in diesem Jahr hinzu und übertrafen damit die Neuanschaffungen der vorangegangenen Jahre 2019 (96) und 2018 (36) sehr deutlich. „Seit 2017 hat sich die Anzahl der jährlich hinzugekommenen Batteriebusse mehr als verdoppelt“, erklärt PwC-Experte Maximilian Rohs. „Durch dieses starke Wachstum ist der Batteriebus die am weitesten verbreitete E-Bus-Variante.“ Diese Entwicklung wird sich durch die inzwischen große Angebotsvielfalt in den nächsten Jahren weiter fortsetzen, prognostiziert PwC. So sollen 2021 weitere 957 Batteriebusse zum Einsatz kommen, 2022 kommen 448 und 2023 insgesamt 559 Exemplare hinzu. Die meisten Anschaffungen planen die Städte Berlin (1.545) und Hamburg (703) zum Ausbau des elektrifizierten Nahverkehrs.

Auch E-Busse mit Brennstoffzelle nehmen Fahrt auf

In den vergangenen Jahren haben deutsche Städte auch E-Busse mit Brennstoffzellenantrieb häufiger in Betrieb genommen. Dieser Antrieb, bei dem durch eine Brennstoffzelle elektrische Energie aus Wasserstoff erzeugt wird, wird häufig besonders umweltfreundliche Variante für die E-Mobilität betrachtet. Zwar sind bundesweit derzeit erst 64 dieser Busse unterwegs. Aber in einigen Städten gibt es bereits größere Flotten – und entsprechend ambitionierte Planungen. Ganz vorne dabei ist die Stadt Köln mit derzeit 37 Exemplaren. Wuppertal an zweiter Stelle betreibt zehn, Höchst acht solcher Brennstoffzellenbusse. In den kommenden Jahren soll die Flotte bundesweit deutlich wachsen: Bis 2025 prognostiziert der E-Bus-Radar die Beschaffung von weiteren 215 dieser Busse.

Planungen der ÖPNV-Unternehmen erfüllen EU-Mindestquote noch nicht

Angesichts der Größe des Gesamtmarktes steht die Umstellung auf elektrische Antriebe im ÖPNV immer noch am Anfang. Aktuell machen Plug-In-Hybrid- und Elektrobusse nur rund 1,4 Prozent der 50.000 Fahrzeuge starken ÖPNV-Flotte aus. Offen ist derzeit außerdem, welche Ladetechnik und -strategie sich mittel- bis langfristig durchsetzen wird. Noch überwiegt das Laden per Plug-in-System mit einem Anteil von 62 Prozent, beim Docking-Verfahren sind es 38 Prozent. Bei den eingesetzten E-Bussen setzen die Betreiber aktuell mit 56 Prozent etwas häufiger auf das Vollladen im Depot (Overnight Charging) als auf eine Gelegenheitsladung entlang der Strecke (Opportunity Charging, 44 Prozent).

Dazu kommentiert Hansjörg Arnold, Partner Infrastructure & Mobility bei PwC Deutschland: „Die ‚Clean Vehicles Directive‘ der EU sieht bis 2025 Mindestquoten an ,sauberen’ und ‚emissionsfreien‘ Fahrzeugen vor. Um diese Quoten zu erfüllen, reichen die Beschaffungsplanungen der ÖPNV-Unternehmen derzeit noch nicht aus. Wir rechnen daher kurz- bis mittelfristig mit einer weiteren deutlichen Ausweitung der Planungen zur Elektrifizierung der Busflotten im ÖPNV.“

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Martin Krause

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