Healthcare-Barometer 2019

Die Zufriedenheit mit dem deutschen Gesundheitswesen schwindet.

Zeit wird zur knappsten Ressource in der Medizin

Wie bewerten die Deutschen ihr Gesundheitssystem? Wie zufrieden sind sie mit der ärztlichen Versorgung, mit ihrer gesetzlichen Krankenkasse oder privaten Krankenversicherung, mit der stationären Versorgung im Krankenhaus? Rund 1.000 Bundesbürger geben im „Healthcare-Barometer 2019“ Antworten auf diese Fragen. PwC hat diese repräsentative Befragung zum Gesundheitssystem bereits zum fünften Mal durchgeführt. Beim Vergleich mit den Vorjahresergebnissen zeichnet sich eine klare Tendenz ab: Die Zufriedenheit der Deutschen mit ihrem Gesundheitssystem sinkt spürbar. Während vor zwei Jahren noch 64 Prozent der Deutschen sagten, dass es zu den drei besten der Welt gehört, zählen es heute nur noch 55 Prozent zu den Spitzenreitern. Am stärksten kritisieren die Bürger die ärztliche Versorgung: Vier von zehn Deutschen finden, dass Ärzte sich zu wenig Zeit nehmen. Damit entwickelt sich die Zeitknappheit zu einem der zentralen Probleme des deutschen Gesundheitssystems.

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Die Ergebnisse des Healthcare-Barometers 2019 im Überblick

1. Nur jeder dritte Bürger ist mit der Behandlung beim Arzt zufrieden

Zwei Drittel der Versicherten wünschen sich beim Arztbesuch mehr Zuwendung, Flexibilität und Service – lediglich ein Drittel ist mit der ärztlichen Behandlung rundum einverstanden. Der größte Kritikpunkt, den 40 Prozent äußern: Ärzte nehmen sich zu wenig Zeit. Ebenso bemängeln die Patienten die Öffnungszeiten der Praxen, die nicht ihren Bedürfnissen entsprechen (24 Prozent), und äußern das Gefühl, sich von den Ärzten und ihren Angestellten nicht ernst genommen zu fühlen (22 Prozent). Gerade unter den Patienten mit privater Krankenkasse ist die Unzufriedenheit mit der ärztlichen Versorgung in den vergangenen Jahren gestiegen: Während 2014 noch 52 Prozent der Menschen, die eine private Krankenversicherung abgeschlossen haben, mit den Leistungen ihres Arztes einverstanden waren, sind es aktuell nur noch 42 Prozent.

Warum herrscht Unzufriedenheit mit Ärzten?

2. Viele Patienten informieren sich selbst bei der Wahl des Krankenhauses

Mit der Versorgung im Krankenhaus ist die Mehrheit der Bürger hingegen einverstanden: 52 Prozent bezeichnen sie als gut oder sehr gut. Gegenüber den Vorjahren ist dieser Wert stabil geblieben. Allerdings schauen Frauen skeptischer auf die Versorgung im Krankenhaus als Männer: Während 56 Prozent der Männer sich als zufrieden bezeichnen, sind es unter den Frauen nur 47 Prozent. Bei der Suche nach dem richtigen Krankenhaus zeigt sich, dass der Hausarzt zwar immer noch mit 54 Prozent der wichtigste Ratgeber ist, doch allmählich an Bedeutung verliert – 2017 lag dieser Wert noch bei 61 Prozent. Hingegen gewinnt die Information aus dem Freundes- und Bekanntenkreis über ein Krankenhaus an Wert (2017: 42 Prozent, 2018: 46 Prozent).

Wie wird die passende Klinik gefunden?

3. Die Zufriedenheit mit der privaten oder gesetzlichen Krankenversicherung steigt wieder

Die Zufriedenheit mit der eigenen Krankenkasse ist hoch: 86 Prozent der Menschen bezeichnen sich selbst als zufrieden oder sehr zufrieden. Gegenüber dem Vorjahr ist der Wert derjenigen, die ihrer gesetzlichen Krankenkasse oder privaten Krankenversicherung Bestnoten ausstellen, sogar noch gestiegen (2017: 28 Prozent „sehr gut“, 2018: 33 Prozent). Acht von zehn Deutschen sind davon überzeugt, dass sie über ihre Versicherung alle Leistungen bekommen, die für eine medizinische Versorgung auf hohem Niveau notwendig sind.

Wie wird die eigene Krankenkasse bewertet?

4. Pharmaunternehmen verbessern ihre Reputation

Arzneimittel sind wichtiger Bestandteil der medizinischen Versorgung. Dennoch bringen die Versicherten den Pharmaherstellern eine gewisse Skepsis entgegen. Allerdings ist es der Branche in den vergangenen Jahren gelungen, Vorbehalte abzubauen und Vertrauen zu schaffen: Während 2014 noch 76 Prozent Pharmaunternehmen als auf Gewinnmaximierung ausgerichtete Unternehmen sahen, sind es aktuell nur noch 69 Prozent. Gleichzeitig gelingt es den Firmen, sich stärker als Innovatoren zu positionieren, die mit ihren Arzneimitteln Krankheiten heilen (2014: 15 Prozent, 2018: 20 Prozent). Die Bürger hoffen darauf, dass es den Konzernen gelingt, neue Heilungsmöglichkeiten durch innovative Medikamente zu schaffen. Darauf legen sie mehr Wert als auf die Entwicklung preisgünstiger Generika (65 gegenüber 29 Prozent).

Was sollten Pharmaunternehmen vorrangig tun?

5. Zwei Drittel bestellen bereits Arzneimittel online bei Versandapotheken

Beim Einkauf von Arzneimitteln achten die Bürger allerdings sehr wohl auf den Preis: So haben 66 Prozent schon bei Online-Apotheken bestellt, die zum Teil mit günstigen Preisen locken. Das gilt vor allem für freiverkäufliche Arzneimittel aus der Apotheke, für die kein Rezept notwendig ist. Ausschlaggebend für die Wahl der Online-Apotheke ist vor allem der Preis für das Medikament, wie 76 Prozent der Kunden bestätigen.

Download: Apothekenversandhandel (PDF, 500 KB, 19 Seiten)

Haben Sie Arzneimittel schon einmal online bestellt?

„Wir spüren, dass die Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem abnimmt, auch wenn die Menschen immer noch eine Versorgung auf hohem Niveau genießen. Die Versicherten sehen, dass unser deutsches Gesundheitssystem beim Zukunftsthema E-Health im internationalen Vergleich weit zurückliegt. Digitale Technologien, die für eine bessere und serviceorientiertere Medizin sorgen könnten, kommen kaum beim Versicherten an.“

Michael Burkhart,bis Juli 2023 Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC
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Roland M. Werner

Roland M. Werner

Partner, Leiter Gesundheitswirtschaft & Pharma, PwC Germany

Tel.: +49 170 7628-557

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