Deutscher Startup Monitor 2022

PwC-Studie 2022: Startups in Deutschland bekommen die Krise zu spüren

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Florian Nöll

Florian Nöll
Head of Corporate Development & Innovation bei PwC Deutschland
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Das Geschäftsklima im Startup-Ökosystem trübt sich ein 

Rekord-Inflation, gestörte Lieferketten und die drohende Rezession schlagen vielen Unternehmen aufs Gemüt. Auch Startups bekommen die Krise nun deutlich zu spüren. So hat sich das Geschäftsklima im Startup-Ökosystem deutlich eingetrübt. Laut Deutschem Startup Monitor 2022 ist der Geschäftsklima-Saldo im Vergleich zum Vorjahr um zehn Punkte gesunken.

Gleichzeitig beweist das Startup-Ökosystem in Anbetracht der aktuellen Lage ein erstaunliches Maß an Resilienz: Sowohl die Zahl der Mitarbeiter:innen als auch der geplanten Neueinstellungen bleibt im Vergleich zu 2021 stabil. Und die Zufriedenheit der Gründer:innen mit ihren regionalen Ökosystemen nimmt weiter zu. 

Zu schaffen macht den Jungunternehmer:innen jedoch der Fachkräftemangel: Die Personalplanung und die Rekrutierung von qualifizierten Nachwuchskräften wird immer schwieriger. Und auch beim Thema Finanzen klafft nach wie vor eine große Lücke zwischen den bevorzugten und tatsächlich genutzten Kapitalquellen. 

„Der Blick der Gründer:innen in die Zukunft ist zunehmend von Unsicherheit geprägt. Sorgen bereiten ihnen vor allem Finanzierungsengpässe und der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften.“

Florian Nöll, Head of Corporate Development & Innovation bei PwC Deutschland

Deutscher Startup Monitor 2022 in Zahlen

Innovation statt Krise

Venture Capital (VC) Kapitalquellen der DSM-Startups

100 % 100 %

Größte aktuellen Herausforderungen der Startups

0 40 20 60 80 100 100 % 100 % 100 % 100 % Kapitalbeschaffung Personalplanung / -rekrutierung Vertrieb/Kundengewinnung Produktentwicklung

Durchschnittliche Anzahl Mitarbeiter:innen

0

Kooperationen mit...

0 25 50 75 100 wissenschaftliche Einrichtungen anderen Startups etablierten Unternehmen 100 % 100 % 100 %

Anteil der Gründerinnen in Startups

0 %

Fokusthemen der Studie im Überblick

Die Krise schlägt durch

Die aktuelle Geschäftslage bewertet rund die Hälfte der Gründer:innen positiv (48 Prozent) – das sind immerhin vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Der Blick in die Zukunft ist jedoch deutlich von Unsicherheiten geprägt: Zwar erwarten noch immer 54 Prozent der Befragten eine positive Entwicklung. Das entspricht jedoch einem Rückgang von 18 Prozentpunkten im Jahresvergleich. Als Faktoren, die ihr Business behindern, nennen die Befragten in erster Linie Finanzierungsengpässe (44 Prozent), den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften (35 Prozent) sowie gestörte Lieferketten und die hohe Inflation (je 28 Prozent). 

Der Fachkräftemangel spitzt sich zu

Im Schnitt beschäftigen die befragten Startups 18 Mitarbeitende und damit genau so viele wie im Vorjahr. Bei der Befragung im Jahr 2017 lag der Mittelwert noch bei elf. Und die überwältigende Mehrheit der Befragten will weiter einstellen: 92 Prozent planen, in den kommenden zwölf Monaten neue Jobs zu schaffen. Im Schnitt wollen sie – genau wie im Vorjahr – neun neue Kolleg:innen rekrutieren. 

Ob sie die Pläne für neun Festanstellungen in die Realität umsetzen können, hängt vor allem von zwei Faktoren ab: Zum einen könnten das sinkende Geschäftsklima und die rückläufigen Neugründungen Vorboten einer Stagnation oder eines Rückgangs der Beschäftigungszahlen im deutschen Startup-Ökosystem sein. Zum anderen wird die Rekrutierung von Personal durch den akuten Fachkräftemangel immer schwieriger: Egal, ob Developer oder Engineer, qualifizierte Fachkräfte sind knapp. Bereits mehr als jedes dritte Startup (35 Prozent) nennt die Personalsuche als zentrale Herausforderung. Das sind doppelt so viele wie noch vor zwei Jahren. 

Die Zufriedenheit mit dem deutschen Startup-Ökosystem bleibt hoch 

Der aktuellen Widrigkeiten zum Trotz: Die Mehrheit der Gründer:innen (68 Prozent) gibt dem Startup-Ökosystem an ihrem Standort gute Noten. Nur zwölf Prozent vergeben eine negative Bewertung. Die Befragten schätzen an ihrem Standort vor allem die Nähe zu Universitäten (74 Prozent) und das Netzwerk zu anderen Gründer:innen (70 Prozent). 

Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit bei der Finanzierung

Eines der Kernprobleme der Gründerszene bleibt die Finanzierung: Nur 37 Prozent der befragten Manager:innen sind mit dem Zugang zu Kapital und Investitionen zufrieden. Die Kapitalbeschaffung ist neben den Themen Vertrieb/Marketing/Kundengewinnung und Produktentwicklung die größte Herausforderung, vor der Startups aktuell stehen. Und der Kapitalbedarf in den kommenden Monaten ist hoch: Zwei von drei Startups planen, im Laufe des Jahres Geld einzusammeln – im Schnitt 3,1 Millionen Euro. 

Mit Blick auf die Finanzierungsquellen klafft noch immer eine große Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit: 75 Prozent nutzen zur Finanzierung ihres Startups eigene Ersparnisse, aber nur 29 Prozent bevorzugen diese Finanzierungsquelle. 

Das entgegengesetzte Bild zeigt sich bei innovativen Finanzierungswegen: So wünschen sich 46 Prozent eine Finanzspritze durch Business Angels, aber nur 31 Prozent gehen diesen Schritt. 44 Prozent bevorzugen die Finanzierung über Venture Capital (VC), aber nur 19 Prozent haben Zugang zu Wagniskapital – und damit sogar etwas weniger als im Vorjahr. 43 Prozent wünschen sich strategische Investoren als Geldgeber, aber erst 16 Prozent haben diese Möglichkeit. 

Corporate Venture Capital stärkt Expertise und Standing

Immerhin 30 Prozent der VC-finanzierten Startups nutzen auch Corporate Venture Capital (CVC) – also Kapital von Unternehmen. Der Grund: Es verschafft ihnen Zugang zu Know-how und verbessert die Reputation.

Weitere Ergebnisse im Überblick

Kooperationen sind seit der Pandemie spürbar zurückgegangen

Kooperationen sind ein wichtiger Baustein, um Ideen zu entwickeln, Neues zu schaffen oder den Marktzugang zu verbessern. Allerdings sind nur 43 Prozent der Befragten mit den Kooperationsmöglichkeiten mit etablierten Unternehmen zufrieden. Kein Wunder, denn seit der Pandemie sind Kooperationen spürbar zurückgegangen: Nur noch 63 Prozent der Startups kooperieren mit etablierten Unternehmen (Vorjahr: 65 Prozent), 55 Prozent mit anderen Startups (Vorjahr: 58 Prozent) und nur jedes zweite Startup arbeitet eng mit wissenschaftlichen Einrichtungen zusammen (Vorjahr: 55 Prozent).

Die Umfrage belegt aber auch: Die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern lohnt sich. So berichten Startups, die mit etablierten Unternehmen kooperiert haben, mehrheitlich von positiven Erfahrungen: Drei Viertel sind mit der Zusammenarbeit insgesamt zufrieden. Als positiv bewerten sie insbesondere die gute Zahlungsbereitschaft und das Verhältnis zwischen Mehrwert und Aufwand. 

Der Gründer:innen-Anteil steigt langsam, aber stetig

Der Frauenanteil bei den Gründenden steigt immerhin leicht an und liegt mittlerweile bei gut 20 Prozent (Vorjahr: 18 Prozent). Danach gründen Frauen aber noch immer sehr viel seltener als Männer. Beim Frauenanteil unter den Mitarbeitenden zeigen sich keine Fortschritte: Hier liegt der Frauenanteil mit 37 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres. Damit bleiben Frauen im Startup-Ökosystem deutlich unterrepräsentiert und das vorhandene Potenzial wird noch zu wenig ausgeschöpft. 

Künstliche Intelligenz ist die wichtigste Zukunftstechnologie

Bei Startups dreht sich alles um Innovation und gute Geschäftsideen. Entsprechend spielen Zukunftstechnologien eine große Rolle im Ökosystem. Insbesondere das Thema Künstliche Intelligenz wird immer wichtiger. 45 Prozent der Gründer:innen schätzen den Einfluss von KI auf die Entwicklung ihres Geschäftsmodells als groß ein (Vorjahr:43 Prozent). Neben KI stechen Industrie 4.0 und IoT als zentrale Themen heraus. Diese spielen für 33 bzw. 31 Prozent eine zentrale Rolle.

Nachhaltigkeit wird immer wichtiger

Das Thema Nachhaltigkeit spielt für Startups eine entscheidende Rolle – und zwar sowohl in der ökologischen als auch in der sozialen Dimension. Fast die Hälfte der Unternehmen (46 Prozent) ordnet sich der Green Economy zu und möchte in diesem Bereich einen Beitrag leisten. Vor vier Jahren, als diese Kategorie erstmals abgefragt wurde, waren es 13 Prozentpunkte weniger. 42 Prozent der Startups geben an, dass sich ihre Produkte oder Dienstleistungen dem Bereich „Social Entrepreneurship“ zuordnen lassen.

Die wachsende Relevanz umwelt- und sozialspezifischer Themen im Startup-Bereich spiegelt sich auch in den parteipolitischen Präferenzen der Startup-Community wider: Mehr als die Hälfte der Gründer:innen würde Bündnis 90/ Die Grünen wählen (51 Prozent). Größter Verlierer gegenüber dem Vorjahr ist die FDP: Nur noch 26 Prozent der Befragten würden die Freien Demokraten wählen – das sind fünf Prozentpunkte weniger als 2021.

Erwartungen an die Politik

Von der Politik erhoffen sich die Startups insbesondere weniger Bürokratie in Verwaltungsprozessen (90 Prozent), die Öffnung und Vereinfachung öffentlicher Vergaben (76 Prozent) sowie bessere Möglichkeiten zur Mitarbeiterkapitalbeteiligung (67 Prozent).

Während bei kleineren Startups die Themen Bürokratie und Finanzierung im Vordergrund stehen, gewinnt bei den größeren das Thema Fachkräfte enorm an Bedeutung: Neun von zehn Startups mit mehr als 25 Mitarbeiter:innen fordern bessere Rahmenbedingungen zur Mitarbeiterkapitalbeteiligung, um ihr Unternehmen erfolgreich voranzubringen.

„Corporate Venture Capital hat sich als gutes Instrument etabliert, mit dem sich erfahrene Unternehmen an Startups annähern können. So entstehen wichtige Synergieeffekte zwischen Startups und etablierter Wirtschaft.“

Florian Nöll,Head of Corporate Development & Innovation bei PwC Deutschland

Die Methodik

Zu diesen Ergebnissen kommt der 10. Deutsche Startup Monitor (DSM), den der Startup-Verband und PwC in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen erstellt haben. An der Studie haben sich rund 2.000 Manager:innen aus deutschen Startups beteiligt.

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