Ein Interview mit Folker Trepte. Wie Deutschland im internationalen Vergleich bei der Energiewende abschneidet, welche Aufgaben aktuell zu bewältigen sind und wie Energieversorger, Unternehmen und die öffentliche Hand die Chancen der Dekarbonisierung nutzen.
Folker Trepte ist Partner und Leiter Energiewirtschaft bei PwC Deutschland. Er unterstützt Kunden bei der Entwicklung nachhaltiger Strategien, der digitalen Transformation und der Umsetzung von Klimazielen.
Herr Trepte, die aktuelle PwC-Studie „The Changing Energy Order“ zeigt: Deutschland nimmt international eine Spitzenposition als Policy Driver und technischer Innovator ein. Gleichzeitig verlangsamt sich die Dynamik der Energiewende. Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Gründe für diese Entwicklung?
Folker Trepte: Deutschland hat in den vergangenen Jahren beeindruckende Fortschritte beim Ausbau erneuerbarer Energien erzielt und sich als Vorreiter der Energiewende etabliert. Die Studie zeigt jedoch, dass wir aktuell an Geschwindigkeit verlieren. Ein wesentlicher Grund dafür ist die kurzfristige Sicherstellung der Versorgungssicherheit bei einer weiterhin bestehenden Abhängigkeit von fossilen Energieträgern. Die Energiekrise der letzten Jahre hat deutlich gemacht, wie verletzlich unser System gegenüber externen Schocks ist. Die Energiewende bedeutet auch komplexe wirtschaftliche Herausforderungen: Die hohen Investitionskosten für Infrastruktur und Dekarbonisierung belasten Unternehmen und die öffentliche Hand gleichermaßen. Gleichzeitig stagniert die politische Unterstützung, was Unsicherheit für Investoren und Unternehmen schafft.
Unsere Studie macht jedoch deutlich, wie sehr sich das Erreichen oder Nicht-Erreichen der Klimaziele auf unseren Wohlstand auswirkt:
Ein konsequenter Klimaschutz könnte bis 2050 zu einer um 10 Prozent besseren Wirtschaftsleistung führen als ein Szenario mit unzureichenden Maßnahmen. Bei verfehlten Klimazielen droht hingegen ein Einbruch von 35 Prozent.
Wie Sie eben erwähnten, steht Deutschland als Standort für energieintensive Industrien vor besonderen Herausforderungen – insbesondere bei der Dekarbonisierung und Erreichung der Net-Zero-Ziele. Welche konkreten Maßnahmen sind aus Ihrer Sicht notwendig, um diese Herausforderungen zu meistern und gleichzeitig die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern?
Folker Trepte: Klar ist: Bei der Dekarbonisierung gibt es keine universelle Blaupause.
Für die energieintensive Industrie in Deutschland ist die Dekarbonisierung eine Mammutaufgabe, die weit über den reinen Ausbau erneuerbarer Energien hinausgeht.
Entscheidend sind technologische Innovationen und die Integration neuer Lösungen in bestehende Produktionsprozesse. Deutschland muss verstärkt auf Forschung und Entwicklung setzen, insbesondere im Bereich Energiespeicher und Energieeffizienz.
Damit die Industrie klimaneutral werden kann, müssen Energiespeicher und deren Anbindung an die Energieinfrastruktur bezahlbar sein. Grüner Wasserstoff ist ein Beispiel dafür. Zudem braucht es innovative Finanzierungslösungen, die den Zugang zu Kapital erleichtern und Investitionen in die Transformation ermöglichen. Nur so kann Deutschland attraktiv für internationale Investoren bleiben und seine Wettbewerbsfähigkeit sichern. Die Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ist dabei essenziell, um den Transformationsprozess erfolgreich zu gestalten und die Net-Zero-Ziele zu erreichen.
Wie kann Deutschland als Investitionsstandort für die Energiewende attraktiv bleiben, und welche Rolle spielt PwC dabei, Unternehmen und Entscheider in der Branche zu unterstützen?
Folker Trepte: Deutschland steht vor der Herausforderung, die enormen Investitionen in die Energiewende und Dekarbonisierung zu stemmen. Attraktivität für Investoren entsteht durch Stabilität, Verlässlichkeit und Innovationskraft, die eine klare Strategie für den Aufbau neuer Technologien beinhaltet.
PwC unterstützt Unternehmen, Energieversorger und die öffentliche Hand ganzheitlich entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Energiewende.
Wir helfen dabei, individuelle Strategien zu entwickeln, innovative Finanzierungskonzepte zu realisieren und regulatorische sowie technologische Herausforderungen zu meistern. Unser Ziel ist es, die Transformation nachhaltig zu begleiten und diese mit Unternehmen gemeinsam ökologisch als auch ökonomisch umzusetzen. Ein konkretes Beispiel ist hier die operative Unterstützung bei der Umsetzung von Infrastrukturprojekten.
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