China Compass, Frühjahr 2024

PwC China Business Group: Thomas Heck übergibt Staffelstab an Marc Tedder

Übergabe des Staffelstabes
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  • 04 Apr 2024

Die Redaktion des PwC China Compass hat den Wechsel in der Leitung der China Business Group im April 2024 zum Anlass genommen, Thomas Heck und Marc Tedder zu ihren Einschätzungen zum Thema China und ihren persönlichen Erfahrungen zu befragen.

Thomas, was waren Deine größten Erfolge in den letzten Jahren und was hat Dich am meisten gefreut oder überrascht?

Thomas Heck: Wir haben PwC als führenden Partner für unserer chinesischen Kunden bei Fragen im Zusammenhang mit Investitionen in Deutschland und in Europa positioniert. Zu unseren Kunden gehören Private-Equity-Häuser, börsennotierte Unternehmen, aber auch große Staatskonzerne. Wir haben in den letzten Jahren zahlreiche M&A-Transaktionen begleitet, bei großen Greenfield Investments von chinesischen Batterieherstellern mitgearbeitet und Markteintrittsprojekte von chinesischen EV-Herstellern unterstützt. In Deutschland haben wir unter anderem mit drei PwC-Partnerinnen, die chinesische Wurzeln haben, eine herausragende Stellung im Wettbewerb. Wir haben in Deutschland viele Kolleginnen und Kollegen mit chinesischen Wurzeln und zahlreiche Kolleginnen und Kollegen, die zum Teil seit Jahrzehnten im China-Geschäft tätig sind und die als Unternehmensberater, Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer täglich für unsere Mandaten da sind. In der engen Zusammenarbeit mit unseren Kollegen und Kolleginnen in China sind wir für unsere Kunden in Deutschland ein führender Anbieter, der Lösungen bei strategischen Fragen und deren konkrete Umsetzung bietet.

Persönlich gefreut hat mich die Erweiterung der China Business Group zur European China Business Group. Dadurch können wir die China-Expertise, plattform- und industrieübergreifend innerhalb des europäischen Netzwerks von PwC bündeln und ausbauen und selbstverständlich voneinander lernen. Unsere enge Zusammenarbeit und unser reger Austausch bei regelmäßigen Treffen in Europa und in China ermöglichen uns, ein kompetenter und attraktiver Ansprechpartner für deutsche Unternehmen in China zu sein, aber auch für chinesische Investoren in Europa.

Welche Erfahrungen, die Du in China und während der Leitung der China Business Group gemacht hast, nimmst Du mit nach Amerika?

Heck: Jedes Land hat seine eigenen Gepflogenheiten, Gesetze, Vorgaben, seine eigene Geschäftskultur. Wichtig ist für mich stets herauszufinden, welche Themen unsere Kunden heute und zukünftig beschäftigen. Es gibt viele Gemeinsamkeiten, wenn es darum geht, Unternehmen dabei zu unterstützen, erfolgreich zu sein. Chinesische und US-amerikanische Unternehmen sind für ihr pragmatisches Handeln und schnelle Umsetzung bekannt. Was die German Business Group für Unternehmen in China wie den USA attraktiv macht, sind ihre langjährige Expertise in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, die Nutzung der Synergien eines starken Netzwerks sowie ein offener und lösungsorientierte Austausch auf Augenhöhe. Wir haben in den vergangenen Jahren beispielsweise chinesische Unternehmen bei Investitionen in Deutschland begleitet. Viele der Unternehmen waren dann von der hohen Qualität der Arbeit von PwC in Deutschland so überzeugt, dass sie PwC China auch für ihre Konzernabschlussprüfung in China beauftragt haben. Das schafft echte Win-win-Situationen.

Marc, Du hast die Leser des China Compass an Deinem Umzug teilhaben lassen. Das war vor fast zwei Jahren. Wie schaust Du mit zeitlichem Abstand auf Deine Entscheidung? Wie erlebst Du China?

Marc Tedder: Ich bin Mitte 2022 zusammen mit meiner Familie von Mexiko nach China gezogen. Das war ein echter Kraftakt, da die Covidpandemie ja noch in vollem Gange war. Rückblickend sind wir sehr froh über unsere Entscheidung: Die Familie und vor allem die Kinder fühlen sich sehr wohl. Wir haben viel erlebt, es sind großartige Beziehungen und viel Vertrauen entstanden. Chinas beeindruckende Geschichte des wirtschaftlichen Wachstums geht weiter, aber wir beobachten eine Phase des Umbruchs. Der neue chinesische Markt ist von vielen Unsicherheiten geprägt. Neben die strukturellen Risiken, wie Demografie und Immobilienkrise, sind die viel besprochenen geopolitischen Risiken getreten.

Was aber wahrscheinlich noch wichtiger ist: Der langfristige Umbau der chinesischen Wirtschaft ist in vollem Gange. Die chinesische Führung strebt eine nachhaltigere wirtschaftliche Entwicklung an. Sie setzt auf Innovation und Marktführerschaft, hochbezahlte Arbeitsplätze sowie ein höheres Maß an Unabhängigkeit und Resilienz. Dabei schaut China aktuell stark nach innen, betont das Nationale und ist auch gewillt, langfristig niedrigere Wachstumsraten hinzunehmen. Das macht es für ausländische Unternehmen komplizierter, am wirtschaftlichen Erfolg des Landes teilzuhaben.

Was bedeutet das konkret für deutsche Unternehmen vor Ort?

Tedder: Zunächst ist festzustellen, dass China für viele deutsche Unternehmen ein zentraler Wachstumsmarkt bleibt. Wir beobachten keine Abwanderung deutscher Unternehmen aus China. Die Frage lautet daher: Wie sollte die China-Strategie in dieser Phase des Umbruchs und darüber hinaus aussehen? Wichtig ist, den chinesischen Markt und die politischen Prioritäten im Detail zu verstehen. Für den zukünftigen Erfolg deutscher Unternehmen in China wird es entscheidend sein, dieses Verständnis in wettbewerbsfähige Produkte und Dienstleistungen zu übersetzen, Risiken umsichtig zu managen und Resilienz aufzubauen. Wichtige Schlagwort sind „De-Risking“ und „China for China“. Aber was bedeutet das konkret, speziell wenn die chinesische Konkurrenz als technologischer Marktführer auftritt oder eine solche Position in Reichweite ist? Was wir in der Automobilindustrie im Bereich des New Electric Vehicle beobachten, ist äußerst aufschlussreich. Der Erhalt der eigenen Wettbewerbsfähigkeit ist mittlerweile einer der wichtigsten Gründe für Investitionen deutscher Unternehmen in China. Ich finde es faszinierend, Teil dieser Entwicklung zu sein und unsere Kunden vor Ort zu unterstützen.

Thomas, Deine langjährige China-Expertise ist von großem Nutzen für alle, die in China investieren, aber sicher auch für Marc Tedder. Wenn Du Marc einen persönlichen Rat für seine Zeit in China und seine Rolle in der China Business Group geben willst, wie würde der lauten?

Heck: Dass er so offen und zugewandt bleibt, wie er ist. Marc ist ein Kollege mit positiver Ausstrahlung, begegnet allen Kollegen und Geschäftspartnern auf Augenhöhe, tauscht sich gern aus und ist immer sehr interessiert. Das ist vor allem in China sehr wichtig, wo einige Brücken unter anderem durch geopolitische Verwerfungen unpassierbar wurden und das Vertrauen zu unseren chinesischen Geschäftspartnern wieder aufgebaut werden muss. Gerade angesichts der aktuellen Krisen und Konflikte ist es wichtig, zugewandt und neugierig zu bleiben.

Marc, auf welche besonderen Erfahrungen aus Deiner Zeit in Mexiko kannst Du in Deiner neuen Position als Leiter der China Business Group zurückgreifen?

Tedder: Zunächst herzlichen Dank, lieber Thomas für Dein Kompliment. Ich habe in Dir auch ein gutes Vorbild, denn Du hast unsere Gruppe immer mit Herz und Verstand geführt.

Besondere Erfahrungen in Mexiko – das ist schwer zu definieren, denn es ist immer etwas Besonderes, im Ausland leben und arbeiten zu dürfen. Wichtig ist, dass es bei allen Unterschieden ein verbindendes Element gibt: die Erkenntnis, dass Deutschland nicht der Nabel der Welt ist.

Sichtweisen auf die Welt, Bedürfnisse und Probleme unterscheiden sich stark und müssen gelernt, akzeptiert und respektiert werden. Gefragt ist die Bereitschaft, sich auf die andere Kultur einzulassen und vor allem zuzuhören und nicht zu be- oder zu verurteilen.

Thomas, Du kennst die China Business Group aus dem Effeff und weißt, worauf es bei der Leitung ankommt. Wie hat sich Deine Sicht auf den chinesischen Markt im Laufe der Jahre verändert und welche Entwicklungen haben Dich besonders beeindruckt?

Heck: Der chinesische Markt hat eine sehr ausgeprägte Fähigkeit, sich neuen Marktgegebenheiten rasch anzupassen. Die Wirtschaft war bisher gekennzeichnet von einer hohen Dynamik, Innovationskraft und Flexibilität. Positiv wirkte auch das frühe offene Herangehen der chinesischen Gesellschaft an die Digitalisierung. Dazu kommt die Fähigkeit, die Produkte den Anforderungen ausländischer Märkte noch besser anzupassen.

Die Welt hat sich allerdings verändert und damit auch China. Für Deutschland und seine global tätigen Unternehmen bedeutet das, anpassungsfähige, originäre Strategien zu entwickeln, in der der Erfolg in einem harten, globalen Wettbewerb auf der einen Seite mit der notwendigen Kooperation auf der anderen Seite verbunden ist.

Marc, wie stark haben sich Deine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen in China auf Deine Sichtweise des chinesischen Marktes ausgewirkt?

Tedder: Der Kontakt und die Arbeit mit den chinesischen Kunden und Kollegen prägen ebenso wie das Leben mit der Familie in der Hauptstadt. Zu verstehen, was die Menschen mögen und worüber sie sich aufregen, hilft zu verstehen, was die chinesische Wirtschaft antreibt. Nicht nur Ansprechpartner für deutsche Unternehmen in China zu sein, sondern auch chinesische Investoren in Europa zu unterstützen, ist eine tolle Perspektive und bindet mich für viele Jahre an diesen spannenden Markt, auch nach meiner Rückkehr nach Deutschland. Darauf freue ich mich.

Zum Abschluss: Was wünscht Ihr Euch für die Zukunft, für Eure Arbeit bei PwC, für den China Compass und ganz persönlich für Euch und Eure Lieben?

Tedder: Als Vater von zwei Töchtern wünsche ich mir vor allem, dass wir auf Basis gegenseitigen Verstehens und Respekts zu einer neuen, pragmatischen Zusammenarbeit auf allen Ebenen finden. Es besteht kein Zweifel daran, dass wir die großen Herausforderungen unserer Zeit wie den Klimawandel nur gemeinsam lösen können.

Heck: Als Ehemann einer in Singapur gebürtigen Australierin mit Familie in Asien, Europa, Australien und den USA wünsche ich mir, dass wir in der Welt der „Neuen Globalisierung“ unsere Wurzeln nicht vergessen und stets neugierig auf das Fremde bleiben. Wir stehen vor gigantischen Herausforderungen, die wir nur gemeinsam mit Mut, Herz und Verstand, bewältigen werden.

Thomas Heck - PwC

Thomas Heck

Thomas Heck, seit 2015 Leiter der PwC China Business Group Deutschland und Chairman der PwC European China Business Group, wird im Juli 2024 offiziell die Leitung des German Foreign Business Network von PwC USA mit Sitz in New York übernehmen. – Diese Stadt hat er während eines Praktikums im Jahr 1996 und eines Secondments als Manager (2005–2007) bei PwC USA sehr gut kennen, schätzen und lieben gelernt. Von 2012 bis 2016 war Thomas Heck als Partner bei PwC China Mainland and Hong Kong tätig, wo er von Shanghai aus die German Business Group leitete. Er ist einer der führenden Experten in Deutschland für alle Fragen im Zusammenhang mit deutschen Investitionen in China und Investitionen chinesischer Unternehmen in Europa. Im April 2024 hat Thomas Heck die Leitung der PwC China Business Group Deutschland und der PwC European China Business Group an Marc Tedder übergeben.

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Marc Tedder ist Wirtschaftsprüfer und Partner bei PwC Deutschland.

Marc Tedder

Marc Tedder ist Wirtschaftsprüfer und Partner bei PwC Deutschland. Seit August 2022 leitet er die PwC German Business Group in Beijing. Vor seiner Entsendung nach China hat er drei Jahre lang, von 2019 bis 2022, die PwC German Business Group in Mexiko geleitet. Marc Tedder verfügt über mehr als 16 Jahre Erfahrung in der Prüfung und Beratung international tätiger Unternehmen. Er ist ein gefragter Ansprechpartner im Zusammenhang mit Investitionen deutscher Unternehmen in China und Mexiko.

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