Im Zuge der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) hat PwC die veröffentlichten Berichte von 34 Banken und 27 Versicherern in der EU analysiert. Im Fokus standen dabei folgende Aspekte:
Der Vergleich umfasst europäische Banken und Versicherungsunternehmen mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen und Größen.
„Finanzinstitute sollten die erhobenen Daten als Grundlage für die strategische Planung nutzen. Sie sollten die neuen Erkenntnisse in relevante Geschäftsprozesse, wie Risikomanagement und Produktgestaltung integrieren sowie spezifische Ziele, Konzepte und Maßnahmen für strategisch relevante Schwerpunktthemen entwickeln. Schwerpunkte, die sich aufdrängen sind Biodiversität in Kombination mit Klima sowie Demografie und entsprechende Maßnahmen.“
Starke Heterogenität der Berichte
Die unterschiedlichen Ansätze bei Umfang, Stil und Ambition in der Berichtspraxis sowie die Nutzung eigener Definitionen erschweren eine direkte Vergleichbarkeit der Berichte.
Großteil wendet die ESRS vollständig an
Das Ambitionsniveau im Hinblick auf die CSRD-Umsetzung ist grundsätzlich hoch. Der Großteil der Banken und etwa die Hälfte der Versicherungen wenden die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) bereits vollständig an und lassen ihre Berichte durch Wirtschaftsprüfer:innen mit begrenzter Prüfungssicherheit prüfen.
Seitenanzahl schwankt stark
Der CSRD-Bericht – ohne qualitative und quantitative Angaben zur Taxonomie – umfasst im Median rund 110 Seiten. Die Anzahl der Seiten reicht von 50 bis 267. Die Inhalte zum ESRS 2 sowie die Angaben zu den thematischen Standards E1 „Klimawandel“ und S1 „Arbeitskräfte des Unternehmens“ sind besonders umfassend. Die Angaben zu den übrigen Standards sind grundsätzlich überschaubar. Dies gilt insbesondere für den thematischen Standard G1 und die Umweltstandards E2-E5 (Median 2 bis 4 Seiten).
Im Median 28 IROs bei Banken und 35 IROs bei Versicherern wesentlich
Die CSRD verlangt die Offenlegung von Impacts, Risks und Opportunities (IROs). Die Spannweite reicht von 12 bis hin zu 88 IROs. 65 % der Finanzunternehmen haben unternehmensspezifische IROs festgelegt. Cybersicherheit/Datenschutz, Steuern und Compliance wurden am häufigsten als unternehmensspezifische Themen ausgewiesen. Hierunter fallen unter anderem Finanzkriminalität, Geldwäsche, Marktintegrität, Interessenskonflikte, Betrugsprävention und regulatorische Compliance. Bei den Versicherungsunternehmen wurde zudem in einigen Berichten die Insurance Associated Emissions als unternehmensspezifisches Thema identifiziert.
ESG als Chance bei 82 % der Banken und 92 % der Versicherer
ESG-Risiken dominieren in der Berichterstattung gegenüber ESG-bezogenen Chancen. Dennoch sieht ein Großteil der Finanzinstitute großes Potenzial für mehr Nachhaltigkeit. Dazu zählen etwa die verstärkte Finanzierung und Versicherung von Klimaschutzmaßnahmen, die Entwicklung grüner und sozialer Produkte sowie eine erhöhte Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit beispielsweise durch Bildungsangebote.
Fokus der Offenlegung liegt auf dem Klimawandel
Bei den thematischen Standards liegt der Fokus der Berichterstattung auf dem Thema Klimawandel (ESRS E1). 47 % der Banken geben an, einen Transitionsplan zu haben und über 50 % haben Net-Zero-Ziele festgelegt. Mit Blick auf die Transitionspläne wurden allerdings erhebliche Qualitätsunterschiede in Bezug auf die Detailtiefe der Angaben festgestellt. Im Vergleich geben lediglich drei von 27 Versicherern an, dass sie bereits über einen Transitionsplan verfügen und nur 31 % haben Net-Zero-Ziele festgelegt. Es bestehen große Unterschiede im Detailgrad der Offenlegungen.
Umweltstandards: Biodiversität bei den Banken überwiegend wesentlich – aber operativ unterentwickelt
Während bei den Versicherungsunternehmen nur 33 % den ESRS E4 Biodiversität als wesentlich identifiziert haben, zeigt sich bei den Banken ein eindeutiger Trend: über 50 % haben das Thema als wesentlich eingeschätzt und berichten darüber. Die geringe Seitenanzahl zeigt, dass das Thema jedoch operativ noch unterentwickelt ist. Die restlichen E-Standards wurden nur von relativ wenigen Finanzunternehmen als wesentlich gesehen. Dies ist unter anderem auf die bislang eingeschränkte Messbarkeit der Wesentlichkeit zurückzuführen.
„Beim Vergleich der Berichte wird deutlich: Das allgemeine Ambitionsniveau, insbesondere in Bezug auf den Klimawandel (ESRS E1), ist grundsätzlich hoch. Jedoch sind deutliche Unterschiede im Detailgrad der Offenlegungen erkennbar. Für die nächste Berichtssaison besteht Handlungsbedarf in der Vereinheitlichung und Weiterentwicklung der Berichtsinhalte sowie in einer verbesserten Offenlegung des Klima-Transitionsplans.“
Frauenanteil
Im Finanzsektor sind weibliche Beschäftigte in Schlüsselpositionen unterrepräsentiert, mit einem Anteil von etwa 30 % bei Banken und 25 % bei Versicherungsunternehmen, obwohl im Median gleich viele Männer und Frauen im Unternehmen beschäftigt sind. Dies gilt insbesondere für Vorstandsmitglieder. Der Anteil weiblicher Vorstandsmitglieder beträgt im Median lediglich 25 % bei Banken und 19 % bei Versicherungsunternehmen.
Vorfälle
Die Anzahl von Diskriminierungsvorfällen variiert stark, mit einem Höchstwert von 613 Fällen bei Banken und 107 Fällen bei Versicherern. Im Median tritt bei Banken ein Fall je 1.200 und bei Versicherern je 3.100 Mitarbeitenden auf.
Bei 97 % der Banken wurden weder Menschenrechtsverletzungen noch arbeitsbedingte Todesfälle oder Korruptionsfälle gemeldet. Eine Bank berichtet über zwei arbeitsbezogene Todesfälle, eine andere Bank berichtet über drei Korruptionsfälle. Keine Versicherung meldet schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen oder bestätigte Fälle von Korruption oder Bestechung.
Vergütungsbezogene Kennzahlen
82 % der Banken und 73 % der Versicherer haben ESG-Kriterien in die variable Vorstandsvergütung integriert. Im Umweltbereich liegt der Fokus auf der Reduktion von CO₂-Emissionen und der Förderung grüner Finanzierungen. Soziale Aspekte, die Berücksichtigung in der Vergütung finden, sind Kundenzufriedenheit und Diversität, während im Governance-Bereich die Integration von ESG-Aspekten in das Geschäftsmodell im Fokus steht.
Das geschlechtsspezifische Verdienstgefälle (Gender Pay Gap, GPG) beträgt bei Banken im Median 26 % und bei Versicherern 21 %. Größere und international ausgerichtete Finanzinstitute neigen zu einem höheren GPG. Der Median für die höchstbezahlteste Person liegt bei Banken bei 31 und bei Versicherern bei 33.
Aus den Berichten ist teilweise nicht ersichtlich, dass beim Gender Pay Gap sowie beim Verhältnis der jährlichen Gesamtvergütung neben dem Grundgehalt auch sämtliche Bonuszahlungen, Beiträge zur betrieblichen Altersvorsorge, Provisionen und Sachleistungen wie Firmenwagen berücksichtigt wurden. Methodische Unterschiede bei der Ermittlung können die Vergleichbarkeit der Kennzahl beeinflussen.
CSRD-Benchmarking von Banken und Versicherungen
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