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Saadia Scheinert
Director Sustainable Finance bei PwC Deutschland
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Seit Juni 2023 sind Finanzmarktteilnehmer verpflichtet, ihre nachteiligen Auswirkungen auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte offenzulegen. Mit der dritten Veröffentlichung zum Berichtsjahr 2024 zeigt sich: Während sich Struktur und formale Anforderungen weitgehend etabliert haben, bestehen bei Datenqualität, Transparenz und Vergleichbarkeit weiterhin große Herausforderungen. Auch die Auslegung der SFDR RTS-Vorgaben bleibt heterogen und führt zu Unsicherheiten in der Umsetzung.
Unsere Studie 2025 beleuchtet 60 PAI-Statements führender deutscher Finanzmarktteilnehmer, identifiziert Defizite und Best Practices und zeigt, wie das PAI-Statement von einer regulatorischen Bürde zu einem wirksamen strategischen Steuerungsinstrument weiterentwickelt werden kann.
„Das PAI-Statement ist mehr als nur eine regulatorische Offenlegungspflicht. Werden PAIs aktiv in die Nachhaltigkeitssteuerung integriert und mit internen Zielsetzungen, Engagement-Strategien oder Net-Zero-Verpflichtungen verknüpft, können diese als echte Treiber nachhaltiger Transformation dienen.“
Die regulatorischen Vorgaben der SFDR und des RTS werden von den Finanzmarktteilnehmern unterschiedlich ausgelegt. Der SFDR RTS sieht klare Mindestanforderungen vor, doch die Praxis zeigt: Formalia werden teilweise vernachlässigt, Übersetzungen in die Praxis bleiben uneinheitlich, und die Darstellung der Maßnahmen zur Verringerung von PAIs ist oft unzureichend. Viele Finanzmarktteilnehmer beschränken sich auf Negativaussagen oder allgemein gehaltene Formulierungen – konkrete Zeitpläne, operative Maßnahmen oder klare Verantwortlichkeiten fehlen häufig.
Die Offenlegung ergriffener und geplanter Maßnahmen zur Verringerung nachteiliger Nachhaltigkeitsauswirkungen zeigt somit einen durchwachsenen Erfüllungsgrad über alle Finanzmarktteilnehmern hinweg:
Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse, dass die PAI-Statements mehr sein können als reine Pflicht. Dort, wo Finanzmarktteilnehmer über die Mindestanforderungen hinausgehen, entsteht zusätzlicher Mehrwert. Beispielsweise berichten 20 % über mehr als zwei zusätzliche Indikatoren ergänzend zu den 18 Pflichtindikatoren. Eine Vielzahl der Finanzmarktteilnehmer legt außerdem die Abdeckungsquote ihrer Daten offen. Andere heben sich mit starker Leserfreundlichkeit durch eine übersichtliche und ansprechende Struktur ab.
Doch Relevanz wächst auch durch Transparenz. Hier deckt die Studie klare Defizite auf, so beispielsweise:
Durch präzisere Maßnahmen, klarere Strategien und eine glaubwürdige Mitwirkungspolitik kann das PAI-Statement zu einem echten Steuerungsinstrument werden.
Die Datenabdeckung der verpflichtenden PAI-Indikatoren zeigt über die drei Jahre eine insgesamt positive Entwicklung, bedarf aber weiterer Optimierung. Während Asset Manager meist über umfangreiche externe Datenquellen verfügen, kämpfen Versicherer mit geringer Abdeckung und Banken mit stark schwankenden Ergebnissen. Die Datenverfügbarkeit und -qualität ist somit heterogen und eine Herausforderung für eine vollständige Abdeckung zur Berechnung der PAI-Indikatoren. Zugleich führt die verbesserte Datenlage häufig zunächst zu einer Verschlechterung der Indikatorwerte – ein Effekt, der den Druck auf eine konsistente Datenstrategie zusätzlich verstärkt.
Damit rückt die Analyse einzelner PAI-Indikatoren in den Mittelpunkt. Besonders die THG-Emissionen verdeutlichen, wie stark Datenqualität und Abdeckung die Aussagekraft der Ergebnisse beeinflussen.
THG-Emissionen als zentrales Steuerungsinstrument
Governance & Soziale Aspekte
Die PAI-Studie beleuchtet darüber hinaus weitere Indikatoren entlang der Kategorien Unternehmen (PAI 1–14), Staaten (PAI 15–16) und Immobilien (PAI 17–18). Insgesamt entsteht ein ambivalentes Bild: Fortschritte bei Abdeckung und Transparenz, aber auch deutliche Defizite und sektorale Unterschiede.
Wer das PAI-Statement als Pflichtübung versteht, verschenkt Potenzial. Wer es jedoch als strategisches Steuerungselement nutzt, kann nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllen, sondern zugleich Transparenz schaffen, Vertrauen aufbauen und die eigene Nachhaltigkeitsstrategie glaubwürdig unterlegen. Genau darin liegt der Schlüssel für die nächste Entwicklungsstufe des PAI-Statements.
Der geplante SFDR-Review sowie die „Omnibus-Initiative“ der EU-Kommission setzen hier an. Ziel ist es, die Berichtspflichten zu vereinfachen, zentrale Begriffe zu schärfen und die Anschlussfähigkeit zur CSRD und EU-Taxonomie zu verbessern.
Das PAI-Statement im deutschen Finanzmarkt – eine Bestandsaufnahme
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Für die Studie sind 60 der größten deutschen Finanzunternehmen nach den Größenkriterien verwalteten Vermögen bei Asset Managern, Bilanzsumme bei Banken und der Größe der Kapitalanlage bei Versicherungsunternehmen berücksichtigt. Die Analyse umfasst eine qualitative Einwertung zum Erfüllungsgrad regulatorischer Anforderungen („Compliance Score“), als auch eine quantitative Auswertung der Indikatoren über die letzten drei Jahre. Individuell dafür entwickelte Bewertungskataloge und Dashboards kommen dabei zum Einsatz.