Hochhäuser mit Wolken

Das PAI-Statement – Regulatorische Bürde oder strategisches Steuerungsinstrument?

PwC Studie 2025: Benchmark deutscher Banken, Versicherer und Asset Manager

98 %

berechnen die PAIs, jedoch bestehen sektorale Unterschiede und Defizite bei der Datenabdeckung

33 %

erfüllen die regulatorischen Anforderungen zu geplanten Maßnahmen nicht

91 %

erläutern ihre Strategie zur Auswahl zusätzlicher PAIs, doch Auslegungen variieren

25 %

treffen keine Aussage zu Klimaszenarien – dies zeigt die noch lückenhafte Umsetzung

Ihre Expertin für Fragen

Saadia Scheinert, Director, Sustainability Services bei PwC Deutschland

Saadia Scheinert
Director Sustainable Finance bei PwC Deutschland
Tel.: +49 175 2290259
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Datenqualität und regulatorische Klarheit als entscheidende Erfolgsfaktoren

Seit Juni 2023 sind Finanzmarktteilnehmer verpflichtet, ihre nachteiligen Auswirkungen auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte offenzulegen. Mit der dritten Veröffentlichung zum Berichtsjahr 2024 zeigt sich: Während sich Struktur und formale Anforderungen weitgehend etabliert haben, bestehen bei Datenqualität, Transparenz und Vergleichbarkeit weiterhin große Herausforderungen. Auch die Auslegung der SFDR RTS-Vorgaben bleibt heterogen und führt zu Unsicherheiten in der Umsetzung.

Unsere Studie 2025 beleuchtet 60 PAI-Statements führender deutscher Finanzmarktteilnehmer, identifiziert Defizite und Best Practices und zeigt, wie das PAI-Statement von einer regulatorischen Bürde zu einem wirksamen strategischen Steuerungsinstrument weiterentwickelt werden kann.

„Das PAI-Statement ist mehr als nur eine regulatorische Offenlegungspflicht. Werden PAIs aktiv in die Nachhaltigkeitssteuerung integriert und mit internen Zielsetzungen, Engagement-Strategien oder Net-Zero-Verpflichtungen verknüpft, können diese als echte Treiber nachhaltiger Transformation dienen.“

Saadia Scheinert,Director Sustainable Finance bei PwC Deutschland

Die Studie im Überblick

Großer Handlungsspielraum - Unterschiedliche und lückenhafte Umsetzung der Anforderungen des SFDR RTS

Die regulatorischen Vorgaben der SFDR und des RTS werden von den Finanzmarktteilnehmern unterschiedlich ausgelegt. Der SFDR RTS sieht klare Mindestanforderungen vor, doch die Praxis zeigt: Formalia werden teilweise vernachlässigt, Übersetzungen in die Praxis bleiben uneinheitlich, und die Darstellung der Maßnahmen zur Verringerung von PAIs ist oft unzureichend. Viele Finanzmarktteilnehmer beschränken sich auf Negativaussagen oder allgemein gehaltene Formulierungen – konkrete Zeitpläne, operative Maßnahmen oder klare Verantwortlichkeiten fehlen häufig.

Die Offenlegung ergriffener und geplanter Maßnahmen zur Verringerung nachteiliger Nachhaltigkeitsauswirkungen zeigt somit einen durchwachsenen Erfüllungsgrad über alle Finanzmarktteilnehmern hinweg:

  • 27 % deckten die Anforderungen an ergriffene Maßnahmen vollständig ab
  • 24 % für ergriffene Maßnahmen erfüllten nur „teilweise“ die Anforderungen
  • 33 % erfüllten die regulatorischen Anforderungen nicht
  • Die Offenlegung geplanter Maßnahmen lässt noch stärker zu wünschen übrig, nur 3 % legten sinnvolle geplante Maßnahmen je PAI-Indikator offen


Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse, dass die PAI-Statements mehr sein können als reine Pflicht. Dort, wo Finanzmarktteilnehmer über die Mindestanforderungen hinausgehen, entsteht zusätzlicher Mehrwert. Beispielsweise berichten 20 % über mehr als zwei zusätzliche Indikatoren ergänzend zu den 18 Pflichtindikatoren. Eine Vielzahl der Finanzmarktteilnehmer legt außerdem die Abdeckungsquote ihrer Daten offen. Andere heben sich mit starker Leserfreundlichkeit durch eine übersichtliche und ansprechende Struktur ab.
Doch Relevanz wächst auch durch Transparenz. Hier deckt die Studie klare Defizite auf, so beispielsweise:

  • Erläuterungen zu den Strategien zur Feststellung und Gewichtung der wichtigsten nachteiligen Auswirkungen sind oftmals unpräzise und schwer nachzuvollziehen
  • Im Kapitel Mitwirkungspolitik zur Verringerung der PAIs wurde oft eine Negativaussage getroffen; ohne eine Erläuterung zur Nicht-Anwendung bleibt für die Lesenden unklar, warum keine Mitwirkungspolitik verfolgt wird.
  • Insgesamt besteht Verbesserungspotenzial bei der regulatorischen Konformität und Einheitlichkeit der Ausrichtung an internationale Standards


Durch präzisere Maßnahmen, klarere Strategien und eine glaubwürdige Mitwirkungspolitik kann das PAI-Statement zu einem echten Steuerungsinstrument werden.

Drei Jahre PAI – was hat sich wirklich verändert?

Das PAI-Statement im deutschen Finanzmarkt – eine Bestandsaufnahme

Mehr Daten, schlechtere Werte – und doch Fortschritt

Die Datenabdeckung der verpflichtenden PAI-Indikatoren zeigt über die drei Jahre eine insgesamt positive Entwicklung, bedarf aber weiterer Optimierung. Während Asset Manager meist über umfangreiche externe Datenquellen verfügen, kämpfen Versicherer mit geringer Abdeckung und Banken mit stark schwankenden Ergebnissen. Die Datenverfügbarkeit und -qualität ist somit heterogen und eine Herausforderung für eine vollständige Abdeckung zur Berechnung der PAI-Indikatoren. Zugleich führt die verbesserte Datenlage häufig zunächst zu einer Verschlechterung der Indikatorwerte – ein Effekt, der den Druck auf eine konsistente Datenstrategie zusätzlich verstärkt.
Damit rückt die Analyse einzelner PAI-Indikatoren in den Mittelpunkt. Besonders die THG-Emissionen verdeutlichen, wie stark Datenqualität und Abdeckung die Aussagekraft der Ergebnisse beeinflussen.
 
THG-Emissionen als zentrales Steuerungsinstrument

  • PAI-Indikatoren 1–3 gelten als wichtigste Kennzahl zur Dekarbonisierung der Portfolios.
  • Asset Manager: höchste Emissionen, mittlere Abdeckung (~73 %).
  • Banken: deutlich geringere Emissionen, höchste Abdeckung (~86 %).
  • Versicherer: mittlere Emissionen, niedrigste Abdeckung (~61 %).

Governance & Soziale Aspekte

  • Geschlechtervielfalt in Führungsgremien rückläufig: von Ø 31,8 % (2023) auf 30,2 % (2024).
  • Asset Manager mit den höchsten Werten (32,4 %).
  • Banken & Versicherer mit Rückgang – trotz regulatorischem Druck.

Die PAI-Studie beleuchtet darüber hinaus weitere Indikatoren entlang der Kategorien Unternehmen (PAI 1–14), Staaten (PAI 15–16) und Immobilien (PAI 17–18). Insgesamt entsteht ein ambivalentes Bild: Fortschritte bei Abdeckung und Transparenz, aber auch deutliche Defizite und sektorale Unterschiede.

Fazit aus der PAI-Studie und Ausblick

Potenzial statt Bürde

Wer das PAI-Statement als Pflichtübung versteht, verschenkt Potenzial. Wer es jedoch als strategisches Steuerungselement nutzt, kann nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllen, sondern zugleich Transparenz schaffen, Vertrauen aufbauen und die eigene Nachhaltigkeitsstrategie glaubwürdig unterlegen. Genau darin liegt der Schlüssel für die nächste Entwicklungsstufe des PAI-Statements.

Überarbeitung der SFDR 2025

Der geplante SFDR-Review sowie die „Omnibus-Initiative“ der EU-Kommission setzen hier an. Ziel ist es, die Berichtspflichten zu vereinfachen, zentrale Begriffe zu schärfen und die Anschlussfähigkeit zur CSRD und EU-Taxonomie zu verbessern. 

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Das PAI-Statement im deutschen Finanzmarkt – eine Bestandsaufnahme

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Die Methodik

Für die Studie sind 60 der größten deutschen Finanzunternehmen nach den Größenkriterien verwalteten Vermögen bei Asset Managern, Bilanzsumme bei Banken und der Größe der Kapitalanlage bei Versicherungsunternehmen berücksichtigt. Die Analyse umfasst eine qualitative Einwertung zum Erfüllungsgrad regulatorischer Anforderungen („Compliance Score“), als auch eine quantitative Auswertung der Indikatoren über die letzten drei Jahre. Individuell dafür entwickelte Bewertungskataloge und Dashboards kommen dabei zum Einsatz.

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