Der Frust über den Wohnungsmarkt im Rhein-Main-Gebiet wächst

31 Oktober, 2022

Durch die explodierenden Energiekosten und steigende Zinsen für Baukredite spitzt sich die Lage auf dem Immobilienmarkt zu / Hohe Mieten und Preise für Wohneigentum verschärfen den Fachkräftemangel in der Region / Öffentliche Hand und Unternehmen sind gefordert, gegenzusteuern – etwa mit Maßnahmen zur städtischen Verdichtung und großzügigen Homeoffice-Angeboten

Frankfurt am Main, 31. Oktober 2022

Das Rhein-Main-Gebiet hat seinen Bewohner:innen viel zu bieten: Punkten kann die Region insbesondere mit vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten, einer guten Verkehrsinfrastruktur und attraktiven Jobmöglichkeiten. Für immer größeren Frust sorgen jedoch die hohen Mieten und das knappe Wohnraumangebot – das belastet den Arbeitsmarkt in der Region: Vier von fünf Berufstätigen gehen davon aus, dass Unternehmen vor diesem Hintergrund Probleme haben werden, Fachkräfte zu finden und zu halten. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Befragung unter 400 Berufstätigen zwischen 18 und 65 Jahren im Rhein-Main-Gebiet im Auftrag von PwC.

Wohnen in den Ballungsgebieten wird zum Luxus

Mit 96 Prozent gibt die überwältigende Mehrheit der Berufstätigen an, sich im Rhein-Main-Gebiet wohlzufühlen (Vorjahr: 92 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr hat sich insbesondere die Zufriedenheit mit dem Zugang zu schnellem Internet und den guten Jobmöglichkeiten verbessert. Gleichzeitig wächst der Unmut über die Lage auf dem Wohnungsmarkt: Nur noch knapp ein Viertel der Berufstätigen ist mit den Kosten für Wohneigentum und den Mietpreisen zufrieden. Im Vorjahr lag dieser Wert immerhin noch rund fünf Prozentpunkte höher.

Michael Burkhart, Standortleiter von PwC in Frankfurt, fürchtet, dass sich die Lage auf dem Immobilienmarkt durch die hohe Inflation und die anziehenden Zinsen für Baukredite weiter verschärfen wird.

„Viele Menschen werden sich die ohnehin hohen Mieten in den Ballungszentren kaum mehr leisten können, wenn die Kosten für Strom und Heizung um ein Vielfaches steigen. Auch der Kauf von Eigentum rückt durch die hohen Baukosten und steigende Kreditzinsen selbst für Gutverdienende in weite Ferne.“

Michael Burkhart,Standortleiter von PwC in Frankfurt

Besonders die Jungen denken über Jobwechsel nach

Die extrem angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt frustriert nicht nur die Berufstätigen, sondern hat weitreichende Folgen für den Arbeitsmarkt in der Region: 79 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die aktuelle Lage auf dem Immobilienmarkt Unternehmen vor das Problem stellt, Fachkräfte zu finden und im Unternehmen zu halten – vor zwei Jahren lag dieser Wert erst bei 66 Prozent, im Vorjahr bei 73 Prozent. Zwar haben bislang nur wenige Menschen ihren Job aufgrund zu hoher Mieten gewechselt (sieben Prozent). Drei von zehn Beschäftigten haben diese Möglichkeit aber schon einmal in Betracht gezogen. Bei den 18- bis 34-Jährigen ist es sogar fast jede:r Zweite.

„Für Unternehmen in Ballungsgebieten wird es immer schwieriger, geeignete Fachkräfte zu finden. Von dieser Situation besonders betroffen sind Sektoren, die vergleichsweise niedrige Löhne zahlen, wie Einzelhandel, Pflege, Kinderbetreuung sowie Gastronomie. Sie werden zunehmend Probleme haben, geeignete Mitarbeiter:innen zu rekrutieren.“

Michael Burkhart,Standortleiter von PwC in Frankfurt

Städtische Nachverdichtung als eine Lösung für mehr Wohnraum

Um die prekäre Lage auf dem Wohnungsmarkt zu verbessern, sehen die Berufstätigen zum einen die öffentliche Hand in der Pflicht: So könnte die Politik dazu beitragen, Fachkräfte in den Ballungsgebieten zu halten, indem sie Wohnungsbauprogramme für Haushalte mit geringem Einkommen aufsetzt oder leere Büros in Wohnraum umwandelt. Das befürworten 87 bzw. 84 Prozent der Befragten.

PwC-Experte Michael Burkhart ist davon überzeugt, dass die konsequente Ausnutzung und Erweiterung bereits bestehenden Wohnraums wichtige Bausteine sind, um dem Mangel entgegenzuwirken: „Um das Angebot an geeigneten und vor allem bezahlbaren Wohnungen in den Ballungsgebieten zu erweitern, ist die städtische Nachverdichtung ein zentraler Ansatz. Dabei geht es nicht darum, Grünflächen oder Parks durch Wohnungen zu ersetzen, sondern bereits bebaute Flächen zu verdichten und intensiver zu nutzen.“ Wo immer möglich, könnten zum Beispiel Dächer ausgebaut, Wohneinheiten aufgestockt oder leerstehende Gewerbehallen zu Wohnungen umgenutzt werden. Die Stadt Frankfurt setzt bereits auf Verdichtung über Höhe: 2021 ist dort das mit 180 Metern höchste Wohnhochhaus Deutschlands entstanden. „Allerdings stellen wir derzeit fest”, ergänzt PwC-Partnerin Rita Marie Roland, Beraterin im Immobiliensektor, „dass die meisten Investoren aufgrund der immens gestiegenen Baukosten und Lieferengpässen vor größeren Baumaßnahmen derzeit Abstand nehmen.”

Was Unternehmen tun können: Finanzielle Zuschüsse und Homeoffice

Aber auch die Unternehmen haben aus Sicht der Befragten Instrumente zur Hand, um Fachkräfte trotz hoher Mieten in Ballungsgebieten wie dem Rhein-Main-Gebiet zu halten. Am häufigsten wünschen sich die Befragten Mietzuschüsse (85 Prozent), die Bereitstellung von Betriebswohnungen (84 Prozent) und die Übernahme von Fahrtkosten (83 Prozent). Vier von fünf Befragten sprechen sich dafür aus, dass Unternehmen Remote-Work forcieren und die Homeoffice-Ausstattung finanzieren.

„Flexibles, ortsunabhängiges Arbeiten hat seit der Corona-Pandemie deutlich zugenommen – und ist eine wichtige Voraussetzung, um Talente zu binden. Allerdings klafft noch eine große Lücke zwischen dem, was sich Arbeitnehmer:innen wünschen und dem, was die Unternehmen bieten.“

Michael Burkhart,Standortleiter von PwC in Frankfurt

Zwei Drittel der Beschäftigten, deren Arbeit grundsätzlich Homeoffice erlauben würde, wünschen sich eine freie Homeoffice-Regelung – ohne Abstimmung und Anwesenheitspflicht. Aber nur jedes zweite Unternehmen bietet ihnen aktuell diese Möglichkeit.

Homeoffice treibt Preise in den ländlichen Gebieten

Mit Blick auf den Immobilienmarkt ist Homeoffice allerdings ein zweischneidiges Schwert: „Wenn man nicht mehr jeden Tag ins Büro pendeln muss, werden auch periphere Wohnlagen deutlich attraktiver und entsprechend teuer. Und wer vermehrt aus dem Homeoffice arbeitet, braucht insgesamt mehr Wohnraum“, so Rita Marie Roland. Remote Work könnte so zwar den Wohnungsmarkt in den Metropolen wie Frankfurt entlasten, gleichzeitig allerdings dazu führen, dass sich Wohnraummangel und hohe Mieten in ländlichere Regionen rund um das Rhein-Main-Gebiet verlagern.

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Corinna Freudig

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