Digitale Währungen sind längst kein Nischenthema mehr. Sowohl in Europa als auch international – vor allem in den USA – nimmt das Thema an Fahrt auf und könnte schon bald zum Erfolgsfaktor für Treasurer werden.
Während Bitcoin und Co. vor allem durch hohe Kursschwankungen Schlagzeilen machen, entsteht parallel eine neue Kategorie digitaler Assets, die gezielt auf Stabilität und Praxistauglichkeit ausgerichtet ist: Stablecoins. Für Treasurer eröffnen sich damit neue Chancen – aber auch neue Herausforderungen.
Bislang war das Thema Stablecoins primär auf den Kryptomarkt beschränkt. Heute zeigt sich ein klarer Trend: Institutionelle Marktteilnehmer, Banken und Technologieanbieter integrieren Stablecoins in ihre Infrastruktur. Damit entsteht eine Brücke zwischen der dezentralen Blockchain-Welt und der regulierten Finanzwelt – und genau dort wird es für Unternehmen interessant. Aktuelle Entwicklungen schaffen die Grundlage für einen Einsatz im Corporate Treasury.
„Der Start des ersten deutschen Stablecoins, der entschlossene Vorstoß großer Anbieter ins Corporate‑Treasury und der anhaltende Boom in den USA zeigen klar: Stablecoins sind im Vormarsch. Fortschritte in der internationalen Regulierung schaffen die Grundlage dafür, dass Unternehmen die neuen Möglichkeiten zu ihrem Vorteil nutzen können.“
Bei Bitcoin, Ether und anderen klassischen Kryptowährungen handelt es sich um dezentral organisierte digitale Vermögenswerte. Ihr Kurs wird ausschließlich durch Angebot und Nachfrage bestimmt – mit entsprechend hoher Volatilität. Stablecoins hingegen sind digitale Tokens, deren Wert an eine stabile Referenzgröße wie den Euro oder den US-Dollar (USD) gekoppelt ist. Das Ziel: digitale Transaktionen ohne das Risiko starker Kursschwankungen.
Kryptowährungen ermöglichen Transaktionen in Echtzeit, rund um die Uhr und mit geringen Kosten. Insbesondere für Treasurer, die internationale Zahlungsströme verwalten und gezielt das Working Capital optimieren, kann das erhebliche Vorteile bieten. Trotzdem haben Kryptowährungen bislang nur begrenzt Anwendung im regulierten Finanzsektor und der Realwirtschaft gefunden. Das lag insbesondere an einer fehlenden gesetzlichen Grundlage und einer hohen Volatilität.
Aktuelle Entwicklungen können dazu beitragen, den Weg für eine weitere Verbreitung zu freizumachen. Einerseits werden auf internationaler Ebene neue regulatorische Grundlagen geschaffen. Andererseits gewinnen Stablecoins zunehmend an Bedeutung, da sie eine hohe Preisstabilität bieten. Schon heute kann eine rasante internationale Entwicklung beobachtet werden. Vor allem das Transaktionsvolumen von USD-Stablecoins hat sich in den letzten Jahren auf rund 250 Mrd. USD vervielfacht.
Vor diesem Hintergrund zeigt sich ein klarer Trend: Finanzdienstleister und Technologieanbieter integrieren Stablecoins in ihre Infrastruktur. Damit entsteht eine Brücke zwischen der dezentralen Blockchain-Welt und der regulierten Finanzwelt.
Sowohl mit dem GENIUS Act in den USA als auch mit MiCAR in der EU wurden neue gesetzliche Grundlagen für Stablecoins geschaffen. Emittenten benötigen künftig eine Zulassung von der zuständigen nationalen Aufsichtsbehörde (in Deutschland: BaFin) und müssen klare Anforderungen an Transparenz, Rücklagen und Governance erfüllen. Darüber hinaus haben Nutzer:innen von Stablecoins ein gesetzlich verankertes Rücktauschrecht: Sie können ihre Token jederzeit zum Nennwert gegen Fiatwährung eintauschen. Das kann die Grundlage für institutionelles Vertrauen schaffen – auch für Corporate Treasurer.
Stablecoins gewinnen zunehmend an Potential für den Einsatz in der Realwirtschaft. Der erste regulierte Euro-Stablecoin „EURAU“ von AllUnity, der 1:1 an den Euro gekoppelt ist, steht beispielhaft für diese Entwicklung. Neben der angekündigten Kooperation des Frankfurter Unternehmens mit dem TMS-Anbieter FIS sind auch der SAP Digital Currency Hub sowie die Übernahme des TMS-Anbieters GTreasury durch das Blockchain-Unternehmen Ripple deutliche Anzeichen für die Fortschreitende Integration von Stablecoins in Unternehmensprozesse.
Die letzten Monate zeigen es eindrücklich: Die regulatorischen und technischen Hürden zur Integration von Krypto-Anwendungen ins Corporate Treasury werden schrittweise abgebaut.
Können Unternehmen zukünftig rund um die Uhr in Echtzeit zahlen – unabhängig von Landesgrenzen, Währungsräumen und Cut-Off-Zeiten?
Stablecoins könnten dem Corporate Treasury große Vorteile bieten, besonders im internationalen Zahlungsverkehr. Sowohl bei der internen Liquiditätssteuerung als auch bei M&A oder Kapitalmarkttransaktionen könnten Stablecoins die Geschwindigkeit erhöhen und Kosten senken. Ein Blick in die Zukunft zeigt: In Verbindung mit sogenannten „Smart Contracts“ werden Transaktionen programmierbar und können automatisch ausgelöst werden.
Der US-GENIUS Act stärkt die Kryptoindustrie und könnte den Einsatz von USD-Stablecoins im internationalen Handel vorantreiben. Treasurer sollten sich vorbereiten, um von dieser Entwicklung nicht überrascht zu werden. Dabei stellen nicht nur finanzielle Risiken, sondern auch uneinheitliche rechtliche Rahmenbedingungen eine Herausforderung für Unternehmen dar.
Die Transformation hin zu einem „24/7 Echtzeit-Treasury“ wird nicht nur eine Weiterentwicklung der Finanzinfrastruktur bedeuten, sondern auch prozessuale Veränderungen mit sich bringen. Treasurer müssen in neue Technologien und Wissen investieren, um Chancen zu nutzen und Risiken zu steuern.
Stablecoins können den nächsten Schritt in der digitalen Transformation des Finanzwesens und Corporate Treasury markieren. Sie kombinieren die Vorteile der Blockchain mit der Sicherheit klassischer Währungen. Für Treasurer eröffnen sich neue Möglichkeiten im Zahlungsverkehr und Liquiditätsmanagement. Internationale Entwicklungen – vor allem getrieben aus den USA – können Stablecoins aber auch zu einem Geschäftsrisiko für unvorbereitete Unternehmen werden lassen.
Um mit der neuen Technologie umgehen zu können, braucht es fundiertes Wissen, die technische Grundlage und eine saubere Umsetzung neuer Prozesse. In diesem Zusammenhang werden sich zukünftig diverse Fragen stellen, auf die der Markt teilweise noch eine Antwort finden muss, um Unternehmen einen Weg in die Welt digitaler Finanzinstrumente zu ermöglichen.
Partner, Corporate Treasury Solutions, PwC Germany
Manager, Corporate Treasury Solutions, PwC Germany
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