Steigende Mieten und Preise für Wohneigentum verschärfen den Fachkräftemangel in Berlin

PwC-Studie 2022: Die angespannte Lage auf dem Immobilienmarkt verschärft den Fachkräftemangel

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David Rouven Möcker

David Rouven Möcker
Head of Real Estate Consulting & Transformation bei PwC Deutschland
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Ein Fünftel der Berliner Berufstätigen hat den Job bereits wegen zu hoher Mieten gekündigt

Hohe Preise für Miet- und Eigentumswohnungen, zu wenig Angebot an passendem Wohnraum: Berufstätige im Großraum Berlin sind mit der Lage auf dem Wohnungs- und Immobilienmarkt unzufrieden. Das hat unmittelbare Folgen für den Arbeitsmarkt in der Hauptstadtregion: So sehen immer mehr Berufstätige Probleme auf Unternehmen zukommen, Fachkräfte zu finden und in der Region zu halten. Zwei Drittel der Berufstätigen räumen ein, dass sie bei einer kräftigen Mieterhöhung über einen Arbeitsplatzwechsel nachdenken würden. Jede:r Fünfte hat den Job bereits einmal wegen zu hoher Mieten an den Nagel gehängt. 

Zu diesen Ergebnissen kommt eine PwC-Studie, für die 400 Berufstätige aus Berlin und dem Umland ihre Einschätzung teilen. 

„Der Frust der Berufstätigen über die Lage auf dem Berliner Wohnungs- und Immobilienmarkt ist groß. Das ist schade, weil die Hauptstadtregion ihren Bewohner:innen ansonsten eine Menge zu bieten hat und sich die große Mehrheit der Menschen in Berlin und Umland sehr wohlfühlt.“

David Rouven Möcker,Partner und Leiter des Bereichs Real Estate Consulting bei PwC Deutschland

Die Studie im Überblick

Angespannte Lage auf dem Immobilienmarkt

Die Berufstätigen in Berlin und Umland sind mit ihrem Leben in der Hauptstadtregion grundsätzlich zufrieden. Sie schätzen die attraktiven Einkaufsmöglichkeiten, die kulturellen Angebote, die gute Infrastruktur und die vielfältigen Jobmöglichkeiten.

Frust herrscht jedoch beim Blick auf den Mietspiegel und die (raren) Angebote an Immobilien und Wohnungen: So sind 56 Prozent der Befragten mit den hohen Kosten für Wohneigentum unzufrieden. Rund zwei Drittel beklagen sich, dass die Mietpreise zu teuer sind (63 Prozent) und es zu wenige freie Wohnungen gibt (65 Prozent). Der Berliner Mietendeckel, der zwischenzeitlich vom Bundesverfassungsgericht gekippt wurde, konnte den Anstieg der Mieten nur kurzzeitig bremsen. 

Infografik: Mietpreisstudie Berlin

Steigende Mieten vertreiben ganze Berufsgruppen aus den Zentren

Die Schwierigkeit, passende Wohnungen oder Immobilien zu finden, sind nicht nur ein Ärgernis für die Bewohner:innen, sondern auch ein ernstzunehmendes Problem für Arbeitgeber im Großraum Berlin. Der Grund: Die Situation verschärft den bereits bestehenden Fachkräftemangel weiter. 84 Prozent der Befragten sehen demnach Probleme auf Unternehmen zukommen, Fachkräfte zu finden bzw. in der Region zu halten, wenn die Mieten weiter steigen. 2020 äußerten erst 75 Prozent diese Sorge.

Vor allem die Pflege- und Gesundheitsbranche wird nach Ansicht der Befragten betroffen sein. Aber auch im Handwerk, in Schulen und Kitas oder der Gastronomie dürfte die angespannte Lage auf dem Berliner Wohnungsmarkt dazu beitragen, dass es noch schwieriger wird, an qualifizierte Fachkräfte zu kommen.

Die Jungen sind besonders wechselwillig

Besonders die junge Bevölkerung ist zunehmend bereit, den Job zu wechseln, wenn sich keine bezahlbare Wohnung mieten lässt: Fast jede:r fünfte Beschäftigte aus dem Großraum Berlin hat bereits einmal den Job aufgrund zu hoher Mieten gewechselt (19 Prozent) – das sind deutlich mehr als noch 2020 (sieben Prozent). Bei den unter 50-Jährigen ist es sogar jede:r Vierte ist. Drei von zehn Befragten haben einen Jobwechsel aus diesem Grund schon einmal in Betracht gezogen. 

Fast zwei Drittel der Berufstätigen aus dem Großraum Berlin geben an, dass sie bei einer kräftigen Mieterhöhung zumindest über einen Arbeitsplatzwechsel nachdenken würden. Für rund 60 Prozent käme grundsätzlich ein Umzug in eine andere Stadt oder aufs Land in Betracht – bezahlbarer Wohnraum oder Eigentum vorausgesetzt.

Infografik: Mietpreisstudie Berlin

Was die öffentliche Hand und Unternehmen jetzt tun müssen

Die PwC-Studie gibt Hinweise darauf, was die arbeitende Bevölkerung jetzt von der Politik erwartet: So sprechen sich 87 Prozent der Befragten dafür aus, Wohnungsbauprogramme aufzusetzen, die den Schwerpunkt auf Mietwohnungen für Haushalte mit kleinem und mittlerem Einkommen legen. 80 Prozent halten die Verdichtung, etwa durch die Umwandlung von leeren Büros in Wohnraum, für eine geeignete Maßnahme, um Fachkräfte trotz hoher Mieten in der Region zu halten. 

Beschäftigte wünschen sich finanzielle Unterstützung

Aber auch die Arbeitgeber können einen wichtigen Beitrag leisten, damit es sich in Berlin nicht nur gut arbeiten, sondern auch (bezahlbar) wohnen lässt. Berufstätige wünschen sich von Arbeitgebern finanzielle Unterstützung: So sprechen sich 79 Prozent dafür aus, dass Arbeitgeber in Regionen mit überdurchschnittlichen Mieten ihren Beschäftigten einen Mietzuschuss zahlen oder die Fahrtkosten zwischen Wohn- und Arbeitsort übernehmen. 

Beim Thema Homeoffice ist noch Luft nach oben

Auch in Sachen Homeoffice können Unternehmen mehr tun, um qualifizierte Fachkräfte zu finden und bei der Stange zu halten: 77 Prozent halten eine Finanzierung der Homeoffice-Ausstattung für ein geeignetes Mittel.

Allerdings klafft mit den aktuellen Regelungen für flexibles Arbeiten eine große Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Zwei Drittel der Beschäftigten, deren Arbeit grundsätzlich von zu Hause möglich wäre, wünschen sich eine freie Homeoffice-Einteilung ohne Abstimmung und Anwesenheitspflicht. Aber nur knapp jede zweite Firma bietet ihnen diese Möglichkeit – und damit genau so viele wie vor der Corona-Pandemie.

Infografik: Mietpreisstudie Berlin

Weitere Ergebnisse im Überblick

Wie gut gelangen Berufstätige an passende Wohnungen?

Vier Zimmer, Küche, Bad, Balkon? In den Metropolen ist dieser Wunsch für viele Menschen Utopie. 86 Prozent finden, dass es in den Großstädten wie Berlin, Hamburg oder München reine Glückssache ist, eine bezahlbare Wohnung zu finden. 

Allerdings verstärkt sich bei den Berufstätigen in diesem Jahr der Eindruck, dass es mittlerweile überall schwer ist, eine passende und bezahlbare Wohnung zu finden: Dem stimmen 72 Prozent der Befragten zu, 2020 waren es erst 64 Prozent – ein Indiz, dass auch die Mieten im angrenzenden Brandenburg gestiegen und der Wohnraum im Umland gefragter und damit knapper geworden ist. 

Was sind die Gründe für die Wohnungsnot?

Nach den Gründen für zu wenig bezahlbaren Wohnraum befragt, werden auch in diesem Jahr primär mangelnder sozialer Wohnungsbau durch die öffentliche Hand (51 Prozent) sowie eine zu späte Reaktion der Politik genannt (49 Prozent). Bei der Befragung von vor zwei Jahren sahen noch deutlich mehr Menschen die Verantwortung bei der Politik (62 bzw. 67 Prozent). 

In der Gentrifizierung, also dem Verdrängungswettbewerb nicht so vermögender Mieter im Zuge von Sanierungen, sehen nur noch 43 Prozent die Ursache für die aktuelle Situation. 2020 waren das noch 58 Prozent. 

Was hat Vorrang: Wohnraum schaffen oder Natur schützen?

Zusätzlicher Wohnraum könnte auch auf Grünflächen der Stadt oder am Stadtrand im Berliner Umland entstehen. Dem steht jedoch der Schutz der Natur entgegen: Jede:r zweit:e Berufstätige würde der Natur trotz des begrenzten Angebots an Wohnungen Vorrang geben. 

Allerdings gibt es Unterschiede je nach Alter: Unter den 18- bis 34-Jährigen sind rund 60 Prozent der Meinung, dass mehr Wohnraum den Vorrang hat. Bei den 50- bis 65-Jährigen würden dagegen fast 60 Prozent dem Naturschutz Priorität einräumen.

„Zwischen dem Wohnungsangebot und der Nachfrage gibt es ein sehr starkes Ungleichgewicht. Die Berliner Bevölkerung wächst und der Wohnungsbau hinkt schlicht hinterher.“

Dr. Frederik Mielke, Leiter des Bereichs Audit Real Estate bei PwC in Berlin

Die Methodik

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Befragung unter 400 Berufstätigen zwischen 18 und 65 Jahren im Großraum Berlin im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC.

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