„Rettet das E-Book den deutschen Buchmarkt?“

14 Oktober, 2016

Die Umsätze des Deutschen Buchmarkts sinken seit Jahren, aber ein Ende ist in Sicht. “In den kommenden Jahren dürften die Erlöse im internationalen Vergleich bemerkenswert robust blieben“, sagt Werner Ballhaus, Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation PwC Europe.

Im Gespräch mit Werner Ballhaus

Welche Entwicklungen sehen Sie im deutschen Buchmarkt bis 2020?

Werner Ballhaus: Grundsätzlich wird sich der Trend der vergangenen Jahre fortsetzen – die Erlöse gehen weiter zurück. Wir konnten jedoch feststellen, dass die stetigen Umsatzzuwächse im E-Book Segment einen Print-Rückgang zum Teil abfedern können.

Aus diesem Grund rechnen wir bis 2020 mit einem durchschnittlichen Rückgang von nur -1,1 Prozent – verglichen mit -1,4 Prozent in 2015. Im internationalen Vergleich ist das bemerkenswert. Global gesehen sanken die Erlöse des Buchmarktes im vergangenen Jahr um -5,7 Prozent.

Der große Durchbruch des E-Books wird seit Jahren beschworen. Deutschland hinkt hinterher. Was macht Sie optimistisch, dass sich das E-Book endgültig durchsetzt?

Ballhaus: Richtig ist, dass sich viele Leser hierzulande erst langsam an das E-Book gewöhnen. Verglichen mit den USA besteht Aufholbedarf. Ich sehe das aber gar nicht negativ. Im Bereich Belletristik rechnen wir beispielsweise mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 16,9 Prozent. Statt 380 Millionen Euro (2015) werden dann 830 Millionen Euro (2020) mit dem Verkauf von E-Books umgesetzt.

Bei Sachbüchern sind digitale Lesegewohnheiten schon heute deutlich weiter verbreitet. Wird sich diese Entwicklung fortsetzen?

Ballhaus: Ja-definitiv. 2015 handelte es sich bereits bei 17,7 Prozent aller in Deutschland verkauften Sach- und Fachbücher um ein E-Book. Unserer Prognose zufolge werden die Printumsätze in diesem Segment bis zum Ende des Jahrzehnts von 2,4 Milliarden Euro auf 2,0 Milliarden Euro sinken. Demgegenüber steht bei den elektronischen Büchern ein Anstieg von 511 Millionen in 2015 auf 825 Millionen Euro in 2020. Für 2020 prognostizieren wir einen Marktanteil von 28,9 Prozent.

Vergleicht man diese Zahlen mit dem Schul-und Lehrbuchsegment, zeigt sich ein schwächerer Trend. Auf ein E-Book kamen zuletzt etwa 30 gedruckte Exemplare. Wann folgt in diesem Segment endlich der Durchbruch?

Ballhaus: Bei Schul- und Lehrbüchern hängt die Entwicklung nicht von individuellen Kaufentscheiden ab, sondern von schulpolitischen Beschlüssen. Irgendwann wird die Politik vermutlich die Entscheidung fällen, die Lehranstalten mit der notwendigen Hardware zur Lektüre von E-Books auszustatten. Dann kommt die Umstellung sehr schnell. Unsere diesjährige Markterwartung berücksichtigt eine breite Einführung von E-Books im deutschen Schulsystem für den Prognosezeitraum 2016-2020 bisher noch nicht. Darum werden Marktanteilsgewinne fast ausschließlich aus Hybridprodukten kommen – also beispielsweise aus gedruckten Büchern mit Freischalt-Code für den Online-Zugriff. Laut unserer Prognose werden wir somit auch 2020 erst einen Marktanteil von 6,2 Prozent erreichen.

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Werner Ballhaus

Werner Ballhaus

Global Entertainment & Media Sector Leader und Leiter Technologie, Medien, Telekommunikation, PwC Germany

Tel.: +49 211 981-5848

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