Warum die Telcos so oft ihren CEO austauschen

20 April, 2017

In keiner anderen Industrie wird der Vorstandschef so häufig gewechselt wie in der Telekombranche. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, für die rund 2500 Unternehmen weltweit untersucht wurden.

Demnach haben zwischen 2011 und 2015 Jahr für Jahr mindestens 20 Prozent aller Telcos ihren CEOs ausgetaucht. In den meisten anderen Branchen lag die jährliche Wechselrate im gleichen Zeitraum dagegen meist nur irgendwo zwischen 10 bis 15 Prozent.

Grafik: Relative Häufigkeit von Vorstandswechseln in verschiedenen Branchen

„Wie häufig die Telekomkonzerne mittlerweile ihre Vorstandschefs wechseln ist frappierend“, sagt Christine Rupp, Leiterin des Bereichs Technologie, IT, Medien und Telekommunikation Consulting bei Strategy& in Deutschland und Autorin der Studie. „Die Zahlen spiegeln die einzigartigen Herausforderungen, denen die Branche ausgesetzt ist. So befinden sich die Telcos durch den digitalen Wandel inzwischen in einem Zustand dauerhafter Disruption. Die Kunden werden immer anspruchsvoller, der regulatorische Rahmen immer schwieriger – und die Konkurrenz durch neue Player wie Netflix tut ein Übriges. Offensichtlich wissen sich die Konzerne in vielen Situationen nicht mehr anders zu helfen, als den CEO auszutauschen.“

In der Tat waren 25 Prozent der Chefwechsel seit 2011 ungeplant – auch das ist über alle Industrien hinweg ein Höchstwert. Zum Vergleich: Im Gesundheitssektor oder in der Konsumgüterbranche erfolgte nur jeder siebte Abgang unfreiwillig. Auch eine weitere Zahl aus der Strategy&-Untersuchung lässt darauf schließen, dass viele CEO-Wechsel nicht das Produkt einer langfristig angelegten Nachfolgeplanung waren – sondern mehr oder wenig überstürzt zustande kamen. So wurde mehr als ein Drittel aller neuen Vorstandschefs von außen rekrutiert, während es beispielsweise in der IT-Industrie nur 15 Prozent waren. „Dass viele Telcos auf einen externen CEO setzen, reflektiert die Tatsache, dass die Industriegrenzen zunehmend verschwimmen. Daher sind Impulse von außen – auch aus anderen Industrien – zunehmend relevant“, sagt Strategy& Expertin Christine Rupp.

 

Weitere Ergebnisse der Studie im Überblick:

  • In Nordamerika leben die Telekom-Chefs besonders gefährlich: Je gesättigter ein Markt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass Telekom-CEOs vorzeitig gehen müssen. So waren in den USA und Kanada sogar 36 Prozent aller Telco-Chefwechsel unfreiwilliger Natur, in der EU 27 Prozent.
  • Positive Effekte ergeben sich durch die „Hire and Fire“-Mentalität nachweislich nicht. So erzielen Unternehmen, die ihren CEO plangemäß austauschen, in den zwölf Monaten vor und den zwölf Monaten nach dem Chefwechsel branchenübergreifend eine mittlere Aktionärsrendite („median Total Shareholer Value“) von minus 4,0 Prozent. Dagegen ist der Wert bei ungeplanten CEO-Wechseln deutlich schlechter, nämlich minus 13,5 Prozent.

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Werner Ballhaus

Werner Ballhaus

Global Entertainment & Media Sector Leader und Leiter Technologie, Medien, Telekommunikation, PwC Germany

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