Studie: Krankenhäuser im Vergleich

Öffentliche Krankenhäuser unterliegen im Wettbewerb

Öffentliche Krankenhäuser leiden unter einem Modernisierungsstau

Im Wettbewerb der Krankenhäuser um Patienten und Personal drohen öffentliche Krankenhäuser weiter nach hinten zu fallen, denn die Häuser leiden derzeit unter den Folgen eines Instandhaltungsstaus. Sie haben notwendige Modernisierungen ihrer Gebäude und Anlagen lange hinausgezögert, sodass sie jetzt einen großen Teil ihrer Mittel in eine neue Gebäudestruktur investieren müssen.

Auch bei anderen Finanzkennzahlen schneiden die öffentlichen Krankenhäuser tendenziell schlechter ab als ihre Mitbewerber, die freigemeinnützigen und privaten Krankenhäuser. Das zeigt eine Benchmark-Analyse, für die PwC die Finanzkennzahlen von mehr als 100 Krankenhäusern deutschlandweit für das Jahr 2017 nach Trägerschaften ausgewertet hat. Ähnliche Ergebnisse erbrachten bereits die Vorjahres-Analysen, auch dabei unterlagen die öffentlichen Krankenhäuser ihren Wettbewerbern. Bei den wesentlichen Kennzahlen ist es den Häusern in öffentlicher Trägerschaft bislang nicht gelungen, den Vorsprung ihrer Mitbewerber aufzuholen.

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Deutsche Krankenhäuser in Vergleich – Die wichtigsten Erkenntnisse

Krankenhäuser in öffentlicher Trägerschaft mit veralteter Infrastruktur

Öffentliche Krankenhäuser haben es lange versäumt, in ihre Gebäude und Anlagen zu investieren. Jetzt müssen sie notwendige Modernisierungsmaßnahmen dringend nachholen und hohe Investitionen tätigen – zu einer Zeit des Baubooms, der höhere Baukosten und zeitliche Verzögerungen mit sich bringt. Das sind Mittel, die den Häusern an anderer Stelle fehlen. Im Jahr 2017 haben die Krankenhäuser eine Investitionsquote von 13 Prozent für die Modernisierung aufgebracht. Gegenüber der Vorjahresanalyse 2016 ist diese Quote um etwa zwei Prozent gestiegen – ein klares Signal dafür, dass die Häuser die Modernisierung ihrer Infrastruktur angehen. Doch gleichzeitig müssen sie auch die alten Gebäude weiterbetreiben: Die veraltete Infrastruktur spiegelt sich in einer hohen Instandhaltungsquote von 2,7 Prozent wider. Die freigemeinnützigen Krankenhäuser hingegen haben den Bedarf deutlich früher erkannt und reagiert – ihre Investitionsquote lag im vergangenen Jahr bei lediglich neun Prozent, ihre Instandhaltungsquote bei 2,4 Prozent. 

Ein weiterer wichtiger Indikator für die Altersstruktur des Anlagevermögens eines Krankenhauses ist der Anlagenabnutzungsgrad. Während die Häuser in öffentlicher Trägerschaft wie in 2016 einen Anlagenabnutzungsgrad von 59 Prozent aufweisen, liegt dieser bei freigemeinnützigen Häusern bei nur 54 Prozent. Eine moderne Infrastruktur ist ein entscheidender Vorteil im Wettbewerb der Kliniken, denn veraltete Gebäude und eine nicht mehr zeitgemäße Ausstattung ziehen höhere Kosten bei Personal und Sachleistungen nach sich, die die Gewinnmarge schmälern. Öffentliche Krankenhäuser müssen daher dringend in die Modernisierung investieren. Auch die privaten Krankenhäuser haben inzwischen einen hohen Modernisierungsbedarf – ihr Anlagenabnutzungsgrad liegt inzwischen ebenfalls bei rund 59 Prozent.

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Anlagenabnutzungsgrad und Verschuldungsgrad

Hohe Ausgaben für Personal und Material in öffentlichen Häusern

Wie wirtschaftlich die Krankenhäuser arbeiten, spiegelt sich in ihrer Material- und Personalaufwandsquote wider. Öffentliche Krankenhäuser wenden einen überdurchschnittlich hohen Anteil ihrer Mittel für Personal und Material auf. Diese Quote lag 2017 bei 91 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr sind die Ausgaben damit noch leicht gestiegen (2016: 90 Prozent). Eine hohe Material- und Personalaufwandsquote hat zur Folge, dass den Häusern nur noch wenige Gelder für nötige Instandsetzungen, die Finanzierung und weitere Ausgaben verbleiben – von 100 Euro nicht einmal mehr zehn Euro.

Deutlich besser schneiden Häuser in privater und freigemeinnütziger Trägerschaft ab. An der Spitze stehen die privaten Krankenhäuser: Bei ihnen liegt die Material- und Personalaufwandsquote bei 83 Prozent des Umsatzes. Freigemeinnützige Häuser erreichen immerhin eine Quote von 86 Prozent. Im Schnitt geben deutsche Krankenhäuser über alle Trägerarten hinweg von 100 Euro Einnahmen 27 Euro für Material und 60 Euro für Personal aus. Öffentliche Krankenhäuser können sich den besseren Quoten ihrer Wettbewerber nur dann annähern, wenn sie ihre internen Abläufe optimieren.

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Materialquote und Personalquote

„Öffentliche Krankenhäuser müssen dringend in ihre Modernisierung investieren. Ansonsten geraten sie in eine Abwärtsspirale, denn veraltete Strukturen ziehen höhere Ausgaben bei Personal und Sachleistungen nach sich, wenn die Häuser weiterhin eine hohe medizinische Versorgungsqualität gewährleisten wollen. Das macht sich in einer geringeren Gewinnmarge bemerkbar, die letztlich dafür sorgt, dass öffentliche Krankenhäuser im Wettbewerb unterliegen.“

Michael Burkhart,bis Juli 2023 Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC Deutschland

Öffentliche Krankenhäuser vernachlässigen ihr Cash-Management 

Trotz ihrer wirtschaftlich schlechten Lage verschenken zahlreiche Krankenhäuser bares Geld durch schlechtes Finanzmanagement. Das gilt insbesondere für die öffentlichen Krankenhäuser. So benötigten sie im vergangenen Jahr 58 Tage, um ihre Forderungen gegenüber den Krankenkassen geltend zu machen. Gegenüber der Analyse aus 2016 konnten sich die Häuser damit lediglich um einen Tag verbessern. Deutlich vorne liegen die privaten und öffentlichen Häuser in puncto Days Sales Outstanding (DSO): Sie brauchten lediglich 41 bzw. 42 Tage. Gerade die freigemeinnützigen Krankenhäuser haben ihr Cash-Management optimiert: Ihnen ist es gelungen, die Wartezeit um zwei Tage zu verkürzen. Auch bei der Kennziffer Days Payables Outstanding (DPO), dem Rechnungseinang bis zur Begleichung, lassen öffentliche Krankenhäuser viel Zeit verstreichen und verschenken so Einsparmöglichkeiten durch Skonti. Sie benötigten 2017 bis zur Zahlung 39 Tage (private Krankenhäuser: 18 Tage, freigemeinnützige Häuser: 27 Tage). Gegenüber der Vorjahresanalyse haben sie sich damit deutlich verschlechtert (2016: 34 Tage).

Dass die Häuser ihr Cash-Management vernachlässigen, hat zur Folge, dass sie zu einem hohen Anteil auf fremde Geldgeber mit höheren Kapitalkosten angewiesen sind. Das gilt insbesondere für die Häuser in öffentlicher Trägerschaft, die im vergangenen Jahr 61 Prozent ihres Geschäfts durch Fremdmittel finanzierten (private und freigemeinnützige Krankenhäuser: jeweils 35 Prozent). Die öffentlichen Krankenhäuser weisen inzwischen einen sehr hohen Verschuldungsgrad auf.

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Roland M. Werner

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