Deutscher Startup Monitor 2022: Regionalauskopplung Hamburg

Köpfe, Kapital und Kooperationen: Die drei Großbaustellen der Hamburger Startups

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Thorsten Dzulko
Standortleiter PwC Hamburg
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Die Zufriedenheit mit dem Startup-Ökosystem wächst

Wie wohl fühlen sich Hamburger Gründer:innen in der Hansestadt? Wie bewerten sie die Bedingungen für Startups vor Ort? Was läuft gut? Was muss besser werden? Diesen Fragen geht die Hamburger Regionalauskopplung des 10. Deutschen Startup Monitors nach. Für die Studie hat PwC gemeinsam mit dem Bundesverband Deutsche Startups e. V. und dem akademischen Partner netSTART rund 2.000 deutsche Startups befragt, davon 139 mit Sitz in der Hansestadt.

Die gute Nachricht: Die Zufriedenheit mit dem regionalen Ökosystem steigt auf 53 Prozent. Vor zwei Jahren bewerteten nur 39 Prozent der Hamburger Gründer:innen das Ökosystem in der Hansestadt mit (sehr) gut, im Vorjahr 51 Prozent. Damit hinkt die norddeutsche Metropole aber nach wie vor hinterher: Im Bundesschnitt sind gut zwei Drittel der Startups mit den Bedingungen an ihrem Standort zufrieden.

Schwächen zeigen sich insbesondere bei der Finanzierung und der Vernetzung mit der Wissenschaft. Gut schneidet die Hansestadt in Sachen kultureller Attraktivität ab – ein großer Vorteil im Wettbewerb um Talente.

„Trotz Pandemie, Rezessionsängsten, Energiekrise und Inflation wird in Hamburg weiter fleißig gegründet. Die Pipeline an Unternehmen zur Weiterentwicklung des Ökosystems ist gut gefüllt. Die zentrale Herausforderung besteht darin, diese Dynamik in Wachstum zu übersetzen.“

Thorsten Dzulko,Standortleiter von PwC in Hamburg

Die Studie im Überblick

Die Stärken und Schwächen der Hansestadt

Hamburg verfügt über eine gut entwickelte Startup-Landschaft, die spezielle Stärken und Schwächen aufweist. Besonders positiv bewerten die Hamburger Gründer:innen die kulturelle Attraktivität der Stadt: 84 Prozent schätzen diese positiv ein, im bundesweiten Vergleich sind es nur 68 Prozent. Das macht die Hansestadt zu einem attraktiven Standort für Nachwuchskräfte: 52 Prozent der Hamburger Gründer:innen sehen die Anziehungskraft der Hansestadt für Talente von außerhalb als großen Vorteil für die Stadt (bundesweit nur 43 Prozent).

Schwächen zeigen sich beim Thema Vernetzung: Nur 60 Prozent der Hamburger Gründer:innen geben dem Netzwerk zu anderen Startup-Gründer:innen gute Noten (bundesweit 70 Prozent). Die Nähe zu Universitäten sehen lediglich 53 Prozent der Befragten positiv (bundesweit 74 Prozent). Auch in den Bereichen bezahlbare Büroräume und dem Zugang zu Kapital besteht Nachholbedarf: Hiermit sind nur 17 bzw. 25 Prozent der Hamburger Gründer:innen zufrieden.

Infografik: Bewertung des Ökosystems Hamburg im Vergleich zum Bundesdurchschnitt

Personalplanung bereitet vier von zehn Startups Probleme

Um weiter zu wachsen, sind die Hamburger Entrepreneure insbesondere auf einen Nachschub an finanziellen und personellen Ressourcen angewiesen – und beides wird aktuell schwieriger. Zwar planen 96 Prozent mit Neueinstellungen, aber die Suche nach geeigneten Fachkräften wird kniffliger: 38 Prozent bezeichnen die Personalplanung als Top-Herausforderung; im Vorjahr sagten dies nur 23 Prozent der Hamburger Gründer:innen. Mit Blick auf die Beschäftigtenzahlen liegt Hamburg mit durchschnittlich zehn Mitarbeiter:innen weit hinter dem Hotspot Berlin zurück (44).

Infografik: Top-5 Herausforderungen - Profitabilität, Personalplanung- und Rekrutierung, Produktentwicklung, Kapitalbeschaffung und Vertrieb/Kundengewinnung, bundesweit und in Hamburg

Nur jede:r vierte Gründer:in ist mit dem Zugang zu Kapital zufrieden

Mühsamer wird nicht nur die Suche nach den geeigneten Köpfen, sondern auch die nach Geldgebern: Nur jede:r vierte Hamburger Gründer:in ist mit dem Zugang zu Kapital zufrieden. Jedes zweite Startup aus der Hansestadt (48 Prozent) bezeichnet die Kapitalbeschaffung als eine der größten Schwierigkeiten. Das sind mehr als im Vorjahr (44 Prozent) und im bundesweiten Schnitt (39 Prozent).

Dabei weist die Hansestadt bei der Finanzierung durchaus Stärken auf: 70 Prozent der Hamburger Startups haben bereits externes Kapital erhalten, bundesweit nur 57 Prozent. Gut steht die Hansestadt auch bei der Finanzierung durch Business Angel und strategische Investoren da: 44 Prozent erhalten Finanzmittel von Business Angels (bundesweit 31 Prozent). 32 Prozent der Hamburger Startups werden über strategische Investoren finanziert, im deutschlandweiten Schnitt sind es mit 16 Prozent nur halb so viele.

Überdurchschnittlich viele Hamburger Gründer:innen sind auch selbst als Business Angel aktiv: Jede:r fünfte Entrepreneur (21 Prozent) engagiert sich auf diese Weise und stärkt damit das regionale Ökosystem. Bundesweit tun dies nur 14 Prozent.

Infografik: Erhaltene und bevorzugte Finanzierungsarten - bundesweit und in Hamburg

Kooperationen erholen sich vom Corona-Tief

Positiv entwickelt hat sich in der Hansestadt der Austausch mit etablierten Firmen und anderen Startups: Während die Kooperationen bundesweit im Abwärtstrend sind, konnten die Hamburger Jungunternehmer:innen diese Tendenz umkehren. 74 Prozent kooperieren mit etablierten Unternehmen. Das sind deutlich mehr als im Vorjahr (57 Prozent) und deutschlandweit (63 Prozent).

Schulterschluss mit der Wissenschaft ist ausbaufähig

Nachholbedarf zeigt die Studie allerdings beim Schulterschluss mit der Wissenschaft: Nur 53 Prozent der Hamburger Gründer:innen bewerten die Nähe zu Universitäten positiv (bundesweit 74 Prozent). Der Anteil der Startups, die von Hochschulen unterstützt werden, liegt mit 32 Prozent deutlich unter dem Bundesschnitt von 53 Prozent.

Infografik: Anteil Startups mit Kooperationen, aufgeschlüsselt nach solchen mit anderen Startups und etablierten Unternehmen, 2021 und 2022

Weitere Ergebnisse der Studie im Überblick

Geschäftsklima trübt sich ein

Die aktuellen Krisen zeigen ihre Wirkung: Die Startups aus der Region blicken pessimistischer in die Zukunft als noch vor einem Jahr. Der Geschäftsklima-Saldo sinkt auf 43 Punkte, deutschlandweit auf 42. Im Vorjahr lag er bei 50 Punkte (bundesweit 52 Punkte). Das Geschäftsklima in der Hansestadt entspricht damit der allgemeinen Stimmung in Deutschland. Im Vergleich zur Gesamtwirtschaft fällt der Abwärtstrend im innovationsorientierten Startup-Bereich jedoch geringer aus.

Innovative Impulse für traditionelle Branchen

Die norddeutschen Startups decken das gesamte Branchenspektrum ab: Ein gutes Viertel (27 Prozent) ist in der Informations- und Kommunikationstechnologie aktiv, neun Prozent im Bereich Medizin/Gesundheitswesen. Hamburg-spezifische Schwerpunkte sind der Bereich Ernährung und Nahrungsmittel (acht Prozent) und die Logistik (ebenfalls acht Prozent). Die Hansestadt macht damit vor, wie innovative Startups die traditionellen Branchen und Unternehmen beleben können.

Fortschritt bei der Diversität der Mitarbeitenden

Bei der Internationalität der Mitarbeitenden liegt Hamburg unter dem Bundesschnitt und klar hinter den Hotspots Berlin und München zurück: Nur 23 Prozent der Mitarbeitenden in Hamburger Startups kommen aus dem Ausland, bundesweit sind es 28 Prozent. Immerhin bei der Geschlechterdiversität geht es langsam, aber stetig voran: Der Gründerinnenanteil liegt aktuell bei 23 Prozent und damit über dem Bundesschnitt von 20 Prozent. 

Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung

Zwar bleibt Wachstum die strategische Priorität vieler Hamburger Gründer:innen (88 Prozent). Gleichzeitig gewinnt aber auch der Aspekt der Nachhaltigkeit sowohl bundesweit als auch in der Hansestadt an Bedeutung. Mit 46 Prozent sieht sich fast jedes zweite Startup in der Region als Teil der „Green Economy“. 74 Prozent wollen eine positive gesellschaftliche oder ökologische Wirkung entfalten. 

Was Startups von der öffentlichen Hand erwarten

Von der öffentlichen Hand wünschen sich neun von zehn Befragten eine Beschleunigung und Vereinfachung von Verwaltungsprozessen. Wichtig sind den Gründer:innen auch Verbesserungen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen: So fordern drei Viertel die Einführung eines speziellen Visums für IT-Fachkräfte und potenzielle Gründer:innen. Fast ebenso viele wünschen sich eine Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen für Programme zur Mitarbeiterbeteiligung.

„Hamburg hat eigentlich gute Chancen, einige Lücken im Fachkräftebereich mit Beschäftigten aus dem Ausland zu schließen – denn Hamburg ist als Stadt beliebt und gilt als bei Aus- und Inländern als attraktiv. In der Praxis hat sich Hamburg das aber noch nicht zunutze gemacht. Seit Jahren hinken wir Berlin und München hinterher.“

Jannis Grube, Koordinator der PwC-Initiative Next Level in der Region Nord

Die Methodik

PwC hat den 10. Deutschen Startup Monitor (DSM) gemeinsam mit dem Bundesverband Deutsche Startups e. V. und dem akademischen Partner netSTART erstellt. An der Studie haben sich knapp 2.000 deutsche Startups beteiligt, davon 139 mit Sitz in Hamburg. 

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