Healthcare-Barometer 2022

PwC-Studie 2022: Nach rund zwei Jahren Pandemie macht sich Ernüchterung breit – die Zufriedenheit mit dem deutschen Gesundheitswesen ist spürbar gesunken.

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Michael Ey
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Der kleine Unterschied führt zu großer Unzufriedenheit

Frauen sind anders, Männer auch – die Aufmerksamkeit für geschlechterspezifische Unterschiede ist im Gesundheitswesen in den vergangenen Jahren gewachsen. Trotz des Ausbaus der Gendermedizin fühlen sich Frauen gesundheitlich offenbar nach wie vor benachteiligt, ihre Unzufriedenheit mit der medizinischen Versorgung ist groß: Während 62 Prozent der Männer das deutsche Gesundheitssystem zu den Top 3 der Welt zählen, stimmen lediglich 57 Prozent der Frauen dieser Aussage zu. Gerade die Versorgung in Krankenhäusern bewerten Patientinnen kritischer als Patienten: Unter den Frauen sind nur 57 Prozent mit dieser einverstanden, unter den Männern sind es 69 Prozent.

Insgesamt ist die Zufriedenheit mit dem Gesundheitswesen gegenüber dem Vorjahr gesunken. Das sind zentrale Ergebnisse des „Healthcare-Barometers 2022“, für das PwC zum achten Mal in Folge 1.000 Bürger:innen befragt hat.

Die Studie im Überblick

Die Deutschen sehen ihr Gesundheitswesen wieder kritischer

Die Euphorie des vergangenen Jahres, als 72 Prozent der Deutschen ihr Gesundheitswesen zu den drei besten der Welt zählten, ist zurück gegangen. Von diesem Allzeithoch ist Deutschland inzwischen weit entfernt: Nur noch 59 Prozent der Befragten geben dem deutschen Gesundheitssystem Bestnoten. Dabei sind Frauen deutlich kritischer als Männer. Neben dem Geschlecht ist die Einschätzung aber auch wesentlich vom Alter abhängig – jüngere Zielgruppen, insbesondere die 18- bis 34-Jährigen, blicken wohlwollender auf die medizinische Versorgung. Die insgesamt gewachsene Skepsis ist sicherlich darauf zurückzuführen, dass die Auseinandersetzung mit der Gesundheitsversorgung sich im Zuge der COVID-19-Pandemie intensiviert hat und damit auch die Schwächen des Systems offensichtlicher werden. Besonders hoch ist die Unzufriedenheit unter den Menschen, die sich bislang nicht haben impfen lassen: Unter ihnen geben nur 27 Prozent dem deutschen Gesundheitswesen Bestnoten.

Infografik: Deutsches Gesundheitssystem im Vergleich

Ärztliche Behandlung: Die Ansprüche an die Service-Qualität wachsen

Die Zufriedenheit mit der ärztlichen Behandlung ist dagegen gestiegen. So sagen inzwischen 43 der Befragten, dass sie damit einverstanden sind – im Jahr 2019 waren es lediglich 35 Prozent. Wenn es Kritik gibt, betrifft diese nicht die Behandlung selbst, sondern den Zeitdruck in der Praxis, den 35 Prozent kritisieren. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Öffnungszeiten der Praxis, die nicht den Bedürfnissen der Patient:innen entsprechen. Das betrifft insbesondere Berufstätige mit 26 Prozent (versus neun Prozent der Nicht-Berufstätigen). In diesem Punkt zeigt sich, dass die Ansprüche an die Service-Qualität im Gesundheitswesen ansteigen und die Erwartungen an Flexibilität im Zuge von Digitalisierung und New Work wachsen.

Die Zufriedenheit mit der Versorgung in Krankenhäusern sinkt

Zwei Jahre Pandemie haben Spuren in der deutschen Krankenhauslandschaft hinterlassen – das wirkt sich auch auf die Zufriedenheit mit der Klinikversorgung aus. 63 Prozent der Deutschen beurteilen sie noch als gut oder sehr gut, während es im Jahr zuvor noch 72 Prozent waren. Gerade Frauen bewerten sie ausgesprochen kritisch. Vermutlich schlägt sich in der Bewertung nieder, dass in den Medien immer wieder von der Überlastung der Krankenhäuser durch das Virus die Rede war. Allerdings liegt der Wert noch immer über dem Durchschnitt aus der Zeit vor der Pandemie.

Infografik: Große Zufriedenheit mit deutschen Krankenkassen

Gute Noten für die Krankenversicherer

Die Zufriedenheit mit ihrer Krankenversicherung ist bei den Deutschen nach wie vor groß: Wie in der Vorjahresbefragung bezeichnen sich 88 Prozent der Befragten als „zufrieden“ oder sogar „sehr zufrieden“. Gegenüber dem Vorjahr ist der Anteil derjenigen, die sehr zufrieden sind, allerdings leicht gesunken. Überraschend ist, dass unter den gesetzlich Versicherten mehr Bestnoten geben als unter den privat Versicherten – 36 versus 24 Prozent. Fragt man allerdings danach, ob die Krankenkasse alle relevanten Leistungen gewährt, ist die Zustimmung unter den privat Versicherten mit 88 Prozent etwas höher als unter den gesetzlich Versicherten mit 83 Prozent.

Infografik: Versorgung in deutschen Krankenhäusern

Wertschätzung für Pharmaunternehmen als Innovatoren konstant hoch

In der Vergleichsbefragung aus dem Vorjahr ist die Wertschätzung für Pharmakonzerne als innovative Unternehmen beinahe sprunghaft angestiegen – von 19 auf 35 Prozent. Das ist sicher auf die Erfolge in der Pandemiebekämpfung, in der Deutschland bei der Entwicklung von Impfstoffen führend war, zurückzuführen. In der aktuellen Befragung liegt der Wert mit 33 Prozent noch immer vergleichsweise hoch. Vor allem jüngere Zielgruppen erkennen die Innovationskraft der Unternehmen an. Allerdings ist auch der Anteil derer, die Pharmakonzerne als rein profitorientierte Unternehmen ansehen, von 52 auf 54 Prozent leicht gestiegen. In jedem Fall ist es knapp zwei Drittel der Bürger:innen wichtiger, dass die Branche innovative Medikamente entwickelt, mit denen sich Krankheiten heilen lassen, als auf günstige Nachahmer-Produkte zu setzen.

Infografik: Pharmaunternehmen: Innovatoren oder Gewinnmaximierer?

Aktuell im Brennpunkt

Sollen Ungeimpfte an Behandlungskosten beteiligt werden?

Einige Wissenschaftler, Politiker und Organisationen haben eine Debatte aufgebracht, über die emotional gestritten wird: Sollen Ungeimpfte angesichts der hohen Behandlungskosten im Falle einer Corona-Erkrankung an den Kosten beteiligt werden? Auch andere Länder stellen sich dieser Diskussion. Ist für die Deutschen eine solche Kostenbeteiligung denkbar? Ja, sagen 66 Prozent der Befragten. 36 Prozent können sich das in jedem Fall vorstellen, 30 Prozent zu einem bestimmten Anteil. Unter denjenigen, die nicht geimpft sind, ist dieser Anteil naturgemäß deutlich kleiner: Ein Prozent sagt, dass Erkrankte die Kosten selbst tragen sollen, zehn Prozent unterstützen die Forderung nach einer anteiligen Kostenübernahme.

„Mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen werden grundsätzlich zwei wesentliche Ziele verfolgt: Auf der einen Seite steht die Verbesserung der medizinischen Behandlungsqualität, beispielsweise in der Diagnostik oder durch personalisierte Behandlungen. Andererseits geht es auch um einem verbesserten Service-Standard bei der Terminfindung und Kommunikation, den die Bundesbürger aus anderen Branchen kennen. Um beidem gerecht werden zu können, benötigen wir eine kluge Verzahnung von digitalen Gesundheitsangeboten und der persönlichen Zuwendung durch Ärzt:innen.“

Michael Burkhart,Leiter Gesundheitswirtschaft bei PwC Deutschland

Die Methodik

Für die Studie wurden 1.000 Deutsche (Mindestalter: 18 Jahre) im Erhebungszeitraum Dezember 2021 befragt. Die Studie ist bevölkerungsrepräsentativ. Ergebnisse sind auf ganze Zahlen gerundet.

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