„Mit Data Analytics können wir das Leben der Menschen verbessern“

31 Mai, 2017

Das von PwC initiierte Frauennetzwerk women&healthcare lud im März 2017 zum vierten Netzwerktreffen ein. Im Fokus stand erneut die Digitalisierung – ein Thema, das die Branche derzeit besonders bewegt. Beim Auftakttreffen der dreiteiligen Veranstaltungsreihe zur Digitalisierung ging es um das hochaktuelle Thema Cyber Security und IT-Sicherheit. Im zweiten Teil drehte sich alles um neue Geschäftsmodelle am Beispiel digitaler Startups. Zum Abschluss der dreiteiligen Reihe zur Digitalisierung lag der thematische Schwerpunkt nun auf Data & Analytics und den damit verbundenen Risiken und Chancen für die Branche.

Im Gespräch mit Corinna Friedl und Sevilay Huesman-Koecke, PwC-Expertinnen im Bereich Healthcare und Initiatorinnen der Initiative women&healthcare

Was ist das Ziel der Initiative women&healthcare?

Sevilay Huesman-Koecke: Im Gesundheitssektor sind deutschlandweit nur 15 Prozent der Topmanagement-Positionen in weiblicher Hand. Diese Quote wollen wir erhöhen. Unser Ansatz besteht darin, weibliche Führungspersönlichkeiten aus allen Bereichen der Gesundheitswirtschaft zusammenzubringen. Wir wollen sie dazu ermutigen, ihre Erfahrungen an die Entscheiderinnen von morgen weiterzugeben. Aber es geht um mehr als Networking. Ebenso wichtig ist der inhaltliche Aspekt. Wir schaffen ein Forum, in dem wir über wichtige Entwicklungen diskutieren, die uns aktuell in der Branche beschäftigen.

Ein solches Thema ist die Digitalisierung…

Corinna Friedl: Genau. An der Digitalisierung führt im Gesundheitswesen derzeit kein Weg vorbei. Es gibt kaum eine Branche, die von digitalen Technologien so sehr profitieren kann wie der Gesundheitssektor. Allerdings ist der Einsatz neuer Technologien in unserer Branche auch besonders heikel, denn es geht um die Gesundheit von Menschen und sensible Informationen. Der verantwortungsvolle Umgang mit Daten ist bei den aktuellen Entwicklungen deshalb besonders wichtig. Aus diesem Grund haben wir das Thema Data & Analytics bei unserem vierten Netzwerktreffen in den Fokus gerückt. Dazu haben wir die Teilnehmerinnen in das neu eröffnete PwC Experience Center in den Tower 185 in Frankfurt eingeladen. Mit dem Experience Center schafft PwC Raum für Innovationen und fördert eine neue Art der Zusammenarbeit: Hier entwickeln interdisziplinäre Teams industriespezifische Lösungen für morgen.

Was konnten Sie den Teilnehmerinnen bei diesem Treffen inhaltlich bieten?

Huesman-Koecke:

Für den ersten Teil der Veranstaltung konnten wir zwei Managerinnen großer Technologiekonzerne gewinnen, die in ihren Impulsvorträgen den inhaltlichen Einstieg in das komplexe und spannende Thema schafften.


Dabei wurde deutlich, dass es im Kontext von Data & Analytics darauf ankommt, den Menschen mitzunehmen – als Kunde, als Patient oder als Mitarbeiter. Es genügt nicht, neue Technologien und Systeme zur Verfügung zu stellen. Es geht vielmehr darum, diese für die Menschen zugänglich zu machen und den Mehrwert aufzuzeigen. 

Welche Technologien sind aktuell im Gesundheitswesen besonders relevant?

Friedl: Derzeit sind Cloud-Anwendungen und digitale Plattformen im Kommen, beispielsweise im Bereich der Präzisionsmedizin oder bei der Nachsorge. So lassen sich Daten leichter zusammenführen und der Informations- und Wissensaustausch zwischen Experten und Patienten verbessen. Dabei tauchen aber immer wieder die Aspekte Datenschutz und Informationssicherheit auf. Besonders im Gesundheitswesen müssen die Beteiligten sich intensiv damit auseinandersetzen. Es geht um sensible Daten und hier sind die Risiken vergleichsweise hoch. Aber gleichzeitig gibt es auch keinen Bereich, in dem die Chancen der Digitalisierung so riesig sind wie im Healthcare-Kontext.

Können Sie ein Beispiel für dieses große Potenzial nennen?

Huesman-Koecke:
Für ein Krebsforschungsprojekt hat ein großes Technologieunternehmen eine Vielzahl von Tumordaten in Form von MRT-Scans gesammelt und mit Maschine Learning analysiert. Die auf dieser Grundlage entwickelten künstlichen neuronalen Netzwerke sind in der Lage, Tumore in einem relativ frühen Stadium zu identifizieren und ihre dreidimensionale Form zu erkennen. Behandlungsmethoden können so gezielt und effektiv eingesetzt werden. Dieses Beispiel zeigt: Mit Analytics können wir das Leben der Menschen verbessern. Deshalb ist es so wichtig, möglichst viele Daten zur Verfügung zu haben. Es gibt bereits Überlegungen, analog zum Organspendeausweis einen Datenspendeausweis einzuführen, um die Gesundheit breiter Bevölkerungsschichten nachhaltig zu verbessern.

Wie war dazu der Tenor bei den Teilnehmerinnen des Netzwerktreffens?

Friedl:
Auf die Impulsvorträge folgte eine lebhafte Diskussion. Die Teilnehmerinnen waren sich einig, dass Daten wichtige Erkenntnisse bieten und ungeahnte Chancen im Bereich der personalisierten Medizin eröffnen. Informationen können sogar dazu beitragen, Mortalitätsraten zu senken. Die Teilnehmerinnen diskutierten über die Frage, ob sich vor diesem Hintergrund nicht eine gesamtgesellschaftliche Verpflichtung zur Datenveröffentlichung argumentieren ließe. In der Diskussion ging es aber auch um die große Verantwortung, die Unternehmen der Branche beim Umgang mit den Daten tragen und ob wir eine Genfer Konvention des Datenschutzes brauchen.

Was ist Ihr Fazit zu der Veranstaltung?

Huesman-Koecke:
Im zweiten Teil des Treffens wurden die rund 50 Teilnehmerinnen selbst aktiv. In Workshops zu unterschiedlichen Themen – von Blockchain und Bluetrack über Predictive Analytics bis hin zum Industrial Data Space – erörterten sie Use Cases und tauschten Erfahrungen aus. Hier wurde der women&healthcare-Mehrwert ganz besonders deutlich: Denn wann haben eine promovierte Teilchenphysikerin, die als Data Scientist arbeitet, eine Krankenhausmanagerin und eine leitende Ärztin schon die Chance, gemeinsam über effizientere Wege im OP zu beraten?

Friedl: women&healthcare bietet Entscheiderinnen aus allen Bereichen des Gesundheitssektors – sei es Pharma, MedTech, Life Science oder Healthcare – ein einmaliges, geschütztes Forum. Hier können sie sich hierarchiefrei und ohne ökonomischen Druck über branchenrelevante Themen austauschen und diese aktiv vorantreiben. Wir freuen uns deshalb schon sehr auf das nächste Netzwerktreffen. Es wird im Herbst 2017 stattfinden. Die Schirmherrin der Initiative, die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium Annette Widmann-Mauz, hat ihre Teilnahme bereits bestätigt.  

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