Für die Zeitarbeitsbranche sind wieder bessere Zeiten in Sicht

PwC-Studie 2021: Umfrage von PwC Deutschland „Zeitarbeitsbranche aktuell 2021“

Bei der Zeitarbeit gibt es Licht am Ende des Corona-Tunnels

Im Jahr 2020 verzeichnete die deutsche Zeitarbeitsbranche bei den vermittelten Zeitarbeitnehmer:innen aufgrund der Coronavirus-Pandemie einen deutlichen Rückgang von 15,5 Prozent. Nun ist für das laufende und das kommende Jahr wieder Wachstum für die Zeitarbeit in Sicht: Für 2021 hält die Branche eine durchschnittliche Wachstumsrate von 11,6 Prozent über alle Branchen hinweg für wahrscheinlich. Dies ist das Kernergebnis der Umfrage „Zeitarbeitsbranche aktuell 2021“, die die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland durchgeführt hat. Der Zeitarbeitsmarkt gilt als frühzyklischer Indikator für die konjunkturelle Entwicklung der gesamten Wirtschaft.

Grundsätzlich sehen die befragten Entscheider:innen nach Corona wieder Licht am Ende des Tunnels. Die Bandbreite beim erwarteten Wachstum ist allerdings groß, abhängig vom jeweiligen Branchenfokus.

Die Studie im Überblick

Bereits 2019 hatte die Zeitarbeitsbranche – erstmals nach vielen Jahren – knapp elf Prozent weniger Zeitarbeitnehmer:innen vermittelt als im Jahr zuvor. Das lag vor allem an der Umstellung der Automobilindustrie vom Verbrennungsmotor auf schadstoffarme Antriebsarten. Diese Transformation wirkte sich negativ auf den Bedarf an Zeitarbeitnehmer:innen aus, und zwar entlang der gesamten automobilen Wertschöpfungskette. Betroffen waren also auch die Chemieindustrie, Komponentenhersteller:innen, Autoproduzent:innen, Händler:innen und Werkstätten.

Gastronomie, Hotellerie, Tourismus und Automobilindustrie sind Corona-Verlierer

Mit Beginn der Coronavirus-Pandemie im Frühjahr 2020 gab es dann einen weiteren deutlichen Branchenrücksetzer von 15,5 Prozent auf insgesamt nur noch rund 750.000 vermittelte Zeitarbeitnehmer:innen. Die Coronakrise nannten die Entscheider:innen der befragten Unternehmen als de facto einzigen Grund für den Rückgang. Damit sank das Marktvolumen seit 2018 um 25 Prozent und entsprach dem Niveau von 2007. Am deutlichsten reduzierten 2020 die Branchen Gastronomie (69 Prozent), Hotellerie (59 Prozent), Tourismus und die Automobilindustrie (jeweils 53 Prozent) ihren Bedarf an Zeitarbeit. Ausnahmen waren lediglich das Baugewerbe und Pflegedienste.

Prognostiziertes Wachstum ist stark branchenabhängig

Für das laufende Jahr 2021 rechnet PwC Deutschland auf Basis der aktuellen Befragung mit einem deutlichen Wachstum von 11,6 Prozent. Die befragten Unternehmen schätzen ihre Situation jedoch unterschiedlich ein: Die Bandbreite beim prognostizierten Wachstum reicht von minus zehn Prozent bis deutlich über 20 Prozent, abhängig davon, auf welche Branchen sich das jeweilige Zeitarbeitsunternehmen konzentriert.

Insgesamt blickt die Zeitarbeitsbranche allerdings positiv auf das laufende und das kommende Jahr. Die Gründe: Rund 48 Prozent der Unternehmen rechnen für 2021 mit einem konjunkturellen Aufschwung, für 2022 sind es sogar 55 Prozent.

Auch die weitere Flexibilisierung der Personalkosten spielt für die Zeitarbeit eine wichtige Rolle; für 2021 äußerten sich so 28 Prozent der Befragten, für 2022 sind es mit 25 Prozent etwas weniger.

Ad-hoc-Stornierungen gehen deutlich zurück

Insbesondere das absehbare Ende der Coronakrise sorgt für positive Stimmung: Nannten 2020 ausnahmslos alle befragten Entscheider:innen Ad-hoc-Stornierungen als wichtigste Auswirkung von COVID-19, sind es aktuell nur noch 39 Prozent. Auch die Auftragsrückgänge nahmen deutlich ab (2020: 80 Prozent; 2021: 38 Prozent). Eine Trendwende zeichnet sich überdies bei der Anzahl der Bewerber:innen ab: Während 2020 insgesamt 27 Prozent der Befragten eine Zunahme registrierten, waren es 2021 mit 29 Prozent wieder etwas mehr.

Nischen, Digitalisierung und flexible Kostenstrukturen werden wichtiger

Um sich künftig noch besser gegen einen wirtschaftlichen Abschwung zu wappnen, wollen die befragten Entscheider:innen von Personaldienstleistern künftig noch stärker auf bestimmte Nischen, die Digitalisierung und flexible Kostenstrukturen setzen. Die Hälfte der Befragten nennt für das Jahr 2021 die Spezialisierung auf Nischen mit hoher Nachfrage als wirksame Schutzmaßnahme, für 2022 sind sogar 68 Prozent dieser Auffassung.

Eine weitere Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen halten für 2021 insgesamt 39 Prozent der Unternehmen für richtig, für 2022 sind es sogar mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten. Flexible Kostenstrukturen nennen für 2021 insgesamt 38 Prozent, für 2022 sind es mit 61 Prozent noch einmal deutlich mehr.

Für die Zeitarbeit bleiben physische Standorte wichtig – trotz mehr Digitalisierung

Um ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu sichern, investiert die Zeitarbeitsbranche noch stärker in die Digitalisierung. Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) gab dies an. Etwas weniger, 53 Prozent, sagten, sie würden die Digitalisierung auch in Zeiten des Abschwungs weiter vorantreiben. Insgesamt 31 Prozent der Befragten investieren in digitale Geschäftsmodelle, während 29 Prozent mit Investitionen warten wollen, bis sich die Branche erholt hat.

Gleichwohl bleiben physische Standorte für die Geschäftsmodelle der Zeitarbeitsunternehmen relevant: Mehr als acht von zehn Befragten (83 Prozent) gaben an, diese erhalten zu wollen. 73 Prozent konzentrieren sich auf physische Standorte, ergänzen diese aber um ein limitiertes Online-Angebot. Demgegenüber setzen nur 23 Prozent auf Online-Angebote mit deutlich weniger Standorten.

Die Methodik

Für die aktuelle Kurzumfrage hat PwC Deutschland zwischen dem 19. April und dem 4. Mai 2021 die Entscheider:innen von 300 Zeitarbeitsunternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 500.000 und drei Milliarden Euro befragt. Die befragten Unternehmen sind aktiv in den Branchen Automotive, Bau und Handwerk, Business Services, Finanzdienstleistungen, Gastronomie/Hotellerie/Tourismus, IT, Konsumgüter, Luft- und Raumfahrt, Einzelhandel, Logistik, Medien und Kommunikation, Pflege und Medizin sowie Öffentlicher Sektor. Die Rücklaufquote war mit 30 % sehr solide und ist statistisch relevant.

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