04 Mrz 2021
Nach acht Jahren Vorbereitung und 31 Verhandlungsrunden unterzeichneten am 15. November 2020 15 Länder der Region Asien-Pazifik das Abkommen zur Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP). Das damit entstandene größte Freihandelsabkommen der Welt wird ein Gebiet mit einer Bevölkerung von rund 2,3 Milliarden Menschen umfassen sowie ein Exportvolumen von ungefähr 5,2 Billionen und ein Bruttoinlandsprodukt von etwa 26 Billionen US-Dollar abdecken.
Unterzeichnet haben das Abkommen die zehn Mitglieder des Verbands Südostasiatischer Staaten (ASEAN) Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam. Den Vertrag unterschrieben haben überdies Australien, China, Japan, Neuseeland und Südkorea. Indien hatte sich zwar an den Verhandlungen beteiligt, hat seine Teilnahme aber im November 2019 zurückgezogen.
Die Bedeutung des Abkommens für die Region und über sie hinaus ist immens. Alle fünfzehn Unterzeichnerstaaten haben Zugeständnisse in den Bereichen Handel, Dienstleistungen, Investitionen, geistiges Eigentum, E-Commerce, Wettbewerb, staatliche Beschaffung und Konfliktbeilegung vereinbart.
Die wichtigsten Bestandteile des Abkommens betreffen Abmachungen zum Warenursprung, zum Warenverkehr und zu Dienstleistungen.
Für das Inkrafttreten des Abkommens ist seine Ratifizierung in mindestens sechs ASEAN-Ländern sowie in mindestens drei der anderen Länder vorgesehen. 60 Tage später soll das Abkommen für die Staaten in Kraft treten, die das Abkommen ratifiziert haben. Seine Wirkung wird es danach schrittweise entfalten.
Das Freihandelsabkommen steht allen Unternehmen der Region offen und schließt damit auch Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen im Geltungsbereich ein. Es wird erhöhte Flexibilität für verschiedene Supply-Chain-Strategien erlauben, die durchaus auch konträr sein können.
Auf der anderen Seite eröffnet das Abkommen Unternehmen in Ländern wie Japan und Südkorea, die möglicherweise in Konkurrenz mit deutschen Unternehmen stehen, einen direkten präferierten Zugang zum begehrten chinesischen und zunehmend auch zum südostasiatischen Absatzmarkt, der deutschen Unternehmen in dieser Form nicht offensteht.
Alexander Prautzsch
Tel.: +86 21 2323-3375
E-Mail
Deutsche Unternehmen tun gut daran, die Chancen und Risiken des Abkommens frühzeitig zu identifizieren und in die eigene regionale Supply-Chain-Strategie einzubetten. Dabei sollten auch die bereits bestehenden Freihandelsabkommen (darunter die vier schon bestehenden ASEAN+1-Abkommen) mitberücksichtigt werden.