02 Oktober, 2015
Eine hohe Innovationsbereitschaft und ein unternehmerfreundliches Umfeld, niedrige Energiepreise und ein riesiger Markt – viele Argumente sprechen für Investitionen in den USA.
Eine hohe Innovationsbereitschaft und ein unternehmerfreundliches Umfeld, niedrige Energiepreise und ein riesiger Markt – viele Argumente sprechen für Investitionen in den USA. Dabei sollten Investoren allerdings den nötigen Aufwand und die Kosten nicht unterschätzen. Großen Einfluss auf die zukünftige Entwicklung wird das transatlantische Freihandelsabkommen haben, das derzeit zwischen der EU und den USA verhandelt wird.
Was macht die USA als Investitionsstandort interessant?
Andreas Eigel: Viele gute Argumente sprechen aktuell für Investitionen in den USA. An erster Stelle stehen die Marktgröße und die Innovationsbereitschaft der Amerikaner. Punkten kann das Land außerdem mit umfangreichen Forschungs- und Entwicklungskapazitäten sowie einem unternehmerfreundlichen Umfeld. Gemessen am Direktinvestitionsbestand war Deutschland im Jahr 2013 das siebtgrößte Herkunftsland von Investitionen.
Viele Bundesstaaten bieten zudem attraktive Investitionsförderprogramme. Aber auch die derzeit sehr niedrigen Energiepreise und der – wenn auch verhaltene – wirtschaftliche Aufwärtstrend nach der Finanzkrise sprechen für den Standort USA.
Welche Besonderheiten sollten Unternehmer bei einem Markteintritt beachten?
Eigel: Ich beobachte, dass neue Investoren häufig den Aufwand und die Kosten unterschätzen, die es bedarf, um den US-Markt erfolgreich zu erobern. Das liegt vor allem daran, dass ausländische Unternehmen sich der Größe der Märkte, der geografischen Ausdehnung des Landes und der heterogenen Regelungen in den einzelnen Bundestaaten nicht bewusst sind. Hinzu kommt: Deutsche und Amerikaner teilen zwar die westliche Wertewelt, die Arbeitsbedingungen, -Stile und -Prozesse unterscheiden sich jedoch deutlich. Auch das Kommunikationsverhalten in den USA ist sehr anders als in Deutschland. Die englische Sprache bildet zwar immer weniger eine Barriere in der Arbeitswelt, aber sie überdeckt diese „kulturellen“ Unterschiede an der Oberfläche. Wir kennen alle den Spruch “The UK and the US, two nations divided by a common language”. Das trifft für Deutschland und die USA natürlich noch viel stärker zu. So banal es klingt: In der Praxis sehe ich häufig, dass Investoren diese Unterschiede unterschätzen. Das führt mindestens dazu, dass wertvolle Zeit verloren geht.
Wie beurteilen Sie die Entwicklungsperspektiven der USA?
Eigel: Die EU und die USA verhandeln bekanntermaßen gerade über das transatlantische Freihandelsabkommen „Transatlantic Trade and Investment Partnership“, kurz TTIP. Der politische Streit auf beiden Seiten des Atlantiks wird dadurch zunehmen. Auch in Deutschland ist das Abkommen ja durchaus umstritten. Außerdem stehen in den USA im nächsten Jahr Präsidentschafts- und Kongresswahlen an. Davor wird es bei diesem Thema vermutlich nicht zu Entscheidungen kommen. Unabhängig davon rechne ich aber mit einer zumindest verhalten positiven wirtschaftlichen Entwicklung in den USA. Kommt es zum Abschluss eines transatlantischen Freihandelsabkommen, würde das die Aussichten für Investoren sicher noch verbessern.