Vom Vermögensbewahrer zum Zukunftsgestalter

Global Family Office Deals Study 2024

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Stephan Gerwert
Leiter Family Office Services bei PwC Deutschland
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Wie sich Family Offices verändern, um zukunftssicher zu wachsen

Traditionell haben Family Offices die Aufgabe, das Vermögen einer Unternehmerfamilie zu verwalten und zu vermehren. Während der Investitionsfokus früher auf Immobilien lag, investieren Family Offices heute in eine breite Palette von Anlageklassen. So haben sie sich beispielsweise zu einem wichtigen Geldgeber für Startups entwickelt. Darüber hinaus legen sie immer mehr Wert auf Investitionen, die einen Mehrwert für Umwelt und Gesellschaft schaffen. Für diesen Wandel sorgen nicht zuletzt die Vertreter:innen der NextGen, die auch in den Family Offices mehr und mehr Verantwortung übernehmen.

Zu diesen Ergebnissen kommt die PwC-Studie „Global Family Office Deals“. Sie beleuchtet, wie über 11.000 Family Offices weltweit ihr Kapital investieren.

„Family Offices haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert: Sie haben ihr klassisches Image als Bewahrer des Familienvermögens abgelegt und agieren heute als agile und innovative Investoren. Sie fördern zukunftsorientierte Startups und wollen einen Mehrwert für Umwelt und Gesellschaft schaffen.“

Stephan Gerwert,Leiter Family Office Services bei PwC Deutschland

Die Studie im Überblick

Family Offices professionalisieren und spezialisieren sich

Family Offices haben traditionell die Aufgabe, das Vermögen einer Unternehmerfamilie zu bewahren und zu vermehren. Während der Fokus früher auf Immobilien lag, investieren Family Offices heute in eine breite Palette von Anlageklassen. In diesem Veränderungsprozess werden sie zunehmend professioneller und spezialisierter, was ihre Anlagestrategien und -prozesse betrifft. Sie entwickeln sich von Single Family Offices zu Familieninvestmentfonds.

Dabei unterscheiden sie sich in ihren Anlagestrategien deutlich von Private-Equity-Firmen. Der Grund: Sie stehen weniger Druck unter Druck, die Erlöse aus Exits gleich wieder zu investieren, sondern nehmen sich die Zeit, zukünftige Investitionsmöglichkeiten in Ruhe abzuwägen und zu bewerten.

Talsohle durchschritten: Investitionen stabilisieren sich

Die Studie analysiert Art, Volumen und Anzahl der Investitionen von Family Offices weltweit seit dem Jahr 2014. Dabei zeigt sich, dass die Gesamtinvestitionen in der zweiten Jahreshälfte 2021 ihren Höhepunkt erreichten und im Anschluss deutlich gesunken sind. Nach zwei Jahren mit rückläufigen Investitionen scheint der Tiefpunkt nun aber überwunden: Sowohl das Deal-Volumen als auch die Anzahl der Investitionen von Family Offices haben sich 2024 wieder stabilisiert.

Infografik: Investitionen von Family Offices weltweit nach Anzahl und Wert, Januar 2014 bis Juni 2024

Der Investitionsfokus verlagert sich

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass sich der Investitionsfokus von Family Offices seit 2014 stark verschoben hat: Immobilien und Fonds verlieren als Anlageklassen an Bedeutung; Direktinvestitionen in Startups oder M&A werden dagegen wichtiger.

So flossen im Jahr 2014 noch 55 Prozent der Investitionen von Family Offices in Immobilien. 2024 lag dieser Anteil nur noch bei 30 Prozent. Bei den Investitionen in Startups zeigt sich ein umgekehrtes Bild: Während 2014 erst 26 Prozent der Deals auf Startups abzielten, sind es aktuell bereits rund 54 Prozent.

Infografik: Aufteilung der globalen Investitionen von Family Office nach Assetklasse, Januar 2024 bis Juni 2024
36,7 Mrd.

US-Dollar investierten Family Offices zwischen Juli 2023 und Juni 2024 in Startups, die auf KI und Machine Learning spezialisiert sind.

Quelle: PwC Global Family Office Deals Study 2024

Family Offices finanzieren Startups

Family Offices spielen nicht nur für die globale Wirtschaft eine immer wichtigere Rolle, sondern auch bei der Finanzierung von Innovationen. Sie sind für knapp ein Drittel (31 Prozent) der Investitionen in Startups verantwortlich.

Einer der am schnellsten wachsenden Bereiche für Investitionen von Family Offices ist generative Künstliche Intelligenz (Gen AI). Zwischen Juli 2023 und Juni 2024 flossen 36,7 Milliarden US-Dollar von Family Offices in Startups, die sich auf KI und Machine Learning fokussiert haben. Mehr Geld investierten Family Offices nur in Startups mit einem Geschäftsmodell, das auf Software-as-a-Service basiert (43 Milliarden). Interessant ist, dass die große Mehrheit der Startup-Investitionen (83 Prozent) als so genannte Club-Deals – also gemeinsam mit anderen Investoren – ausgeführt werden.

Die NextGen hinterlässt ihren Fußabdruck

Immer mehr Vertreter der jungen Generation von Familienunternehmern sind an einer Tätigkeit in einem Family Office interessiert. Dort sorgen sie nicht nur für frischen Wind, sondern rücken nach und nach in die Verantwortung, die Investitionsstrategien auf -und umzusetzen. Dabei hinterlässt die NextGen deutlich ihre Handschrift: Sie kennt sich mit neuen Technologien deutlich besser aus als die Vorgängergeneration – und investiert verstärkt in innovative und aufstrebende Startups.

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Impact Investing boomt

Zudem hat die NextGen auch maßgeblichen Anteil daran, dass Family Offices immer häufiger in Bereiche investieren, die nicht nur eine finanzielle Rendite versprechen, sondern auch einen Mehrwert für Umwelt und Gesellschaft. Denn die junge Generation von Familienunternehmern bringt ein tiefes Verständnis für soziale Aspekte und Umweltthemen mit und sieht sich zu einer nachhaltigen Zukunft verpflichtet.

In der Folge boomen so genannte „Impact-Investitionen“ in Family Offices: In der ersten Hälfte des Jahres 2022 machten sie erstmals die Hälfte der Gesamtinvestitionen aus. 2014 lag dieser Anteil gerade mal bei 23 Prozent. Die PwC-Expert:innen gehen davon aus, dass der Einfluss von Nachhaltigkeitsfaktoren auf Investitionsentscheidungen in Zukunft weiter zunehmen wird.

Investitionen vor allem in Bildung und erneuerbare Energien

Die wichtigsten Bereiche für Impact-Investitionen sind erneuerbare Energien und Bildung: 25 bzw. 24 Prozent der gesamten Impact-Investitionen zwischen Juli 2023 und Juni 2024 zielten auf Projekte in diesen Gebieten ab.

Bei Impact Investments tendieren die Family Offices ebenfalls zu Club Deals: Zuletzt erfolgten rund 74 Prozent der Impact-Investitionen als Kooperation verschiedener Partner. Auch diese Entwicklung lässt sich mit der aufstrebenden NextGen erklären: Sie setzt verstärkt auf Zusammenarbeit und verfolgt ihre Investitionsziele gemeinsam mit Peers – häufig Kontakte aus ihren Universitätszeiten.

Studie widerlegt typische Mythen rund um Family Offices

Mythos 1: Family Offices verwalten nur Vermögen

Um Family Offices ranken sich viele Mythen: Vielfach wird angenommen, dass Family Offices eine homogene Gruppe sind, die durch ein einziges Ereignis – meist den Verkauf des Familienunternehmens – entstehen. Die Studie belegt, dass das eher die Ausnahme ist: Nur rund 20 Prozent der Family Offices sind auf diese Weise entstanden. Die restlichen 80 Prozent beziehen weiterhin Vermögen aus aktiven Geschäftstätigkeiten. Die Mehrheit der Family-Office-Besitzer sind aktive Unternehmer oder Unternehmerfamilien. Nur fünf Prozent werden von Erben geführt.

Mythos 2: Family Offices sind angestaubt

Auch die Annahme, dass Family Offices häufig bereits seit vielen Jahrzehnten, wenn nicht sogar Jahrhunderten bestehen, entspricht nicht den Tatsachen: 75 Prozent der 11.000 analysierten Family Office wurden nach 1993 gegründet; die Hälfte in der Zeit seit 2006. Ergo: Family Office sind mehrheitlich junge Organisationen und nicht angestaubt.

Mythos 3: Family Offices investieren vor allem in Immobilien

Immobilen verlieren als Assetklasse für Family Offices seit Jahren an Bedeutung. Während 2014 noch 55 Prozent der Investitionen von Family Offices in Immobilien flossen, lag dieser Anteil in der ersten Jahreshälfte 2021 nur noch bei 18 Prozent. In den vergangenen beiden Jahren haben Immobiliendeals jedoch wieder Boden gut gemacht und ihren höchsten Anteil seit 2019 erreicht. In der ersten Jahreshälfte 2024 erreichte ihr Anteil wieder 30 Prozent.

„Family Offices spielen eine Schlüsselrolle im Innovationsökosystem. Seit 2023 beobachten wir einen signifikanten Anstieg der durchschnittlichen Summen, die sie zu investieren bereit sind. Dieser Trend zeigt sich besonders bei Start-ups in der Seed- und Frühphase.“

Florian Nöll,Global Venturing & EMEA Startups, Scaleups Leader bei PwC Deutschland

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Die Methodik

Die Studie basiert auf der Analyse von mehr als 11.000 Family Offices weltweit. Dafür haben die PwC-Expert:innen die Investitionen von Family Offices aus den Regionen Nordamerika, Lateinamerika und Karibik, Europa, Naher Osten und Afrika und Asien-Pazifik in Startups, M&A, Immobilien und Fonds zwischen Januar 2014 und Juni 2024 analysiert. Rund 5.000 der analysierten Family Offices haben ihren Sitz in Amerika, 4.300 in Europa, 1.500 im Asien-Pazifik-Raum.

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