Deutsche Reedereien trotzen geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten

  • Pressemitteilung
  • 14 Okt 2025

PwC Reederstudie 2025: Trump-Administration und heikle Sicherheitslage im Roten Meer sorgen für Verschiebungen im Seeverkehr / Erlöse in der maritimen Wirtschaft bleiben stabil, die Auslastung der Schiffe hoch / Weiterhin Unklarheiten in Bezug auf die Antriebstechnologien der Zukunft

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Hamburg, 14. Oktober 2025

Trotz großer geopolitischer Unsicherheiten und einer schwächelnden Wirtschaft zeigt sich die deutsche Schifffahrtsbranche robust: Neun von zehn deutschen Hochseereedereien (93 Prozent) berichten aktuell von Vollauslastung. Und auch der Blick der maritimen Wirtschaft in die Zukunft fällt optimistisch aus: 58 Prozent der Schifffahrtsunternehmen rechnen in den kommenden zwölf Monaten mit Umsatzwachstum. Zu diesen Ergebnissen kommt die 17. Reederstudie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland, die 113 Entscheider:innen aus deutschen Hochseereedereien befragt hat.

Trump-Präsidentschaft als großer Unsicherheitsfaktor

Getrübt wird dies allerdings von der aktuellen geopolitischen Lage: Vor allem die erneute Präsidentschaft von Donald Trump und der Kurs der US-Regierung sorgen für Unsicherheit. So befürchten 91 Prozent der Befragten negative Auswirkungen der Trump-Administration auf die deutsche Schifffahrtsindustrie. Die Mehrheit der Führungskräfte (56 Prozent) schätzt die Situation sogar schlimmer als erwartet ein. Jede:r Zweite (51 Prozent) ist der Meinung, dass es „global keinen rechtssicheren Rahmen mehr für wirtschaftliches Handeln“ gibt.

„Die Unsicherheiten prägen zunehmend die Weltwirtschaft. So sind beispielsweise politische Entscheidungen in den USA zunehmend schwerer zu prognostizieren. Das erschwert den Unternehmen langfristige Planungen und Investitionen und hemmt den internationalen Handel.“

Burkhard Sommer,Leiter des Maritimen Kompetenzzentrums von PwC Deutschland

Die Folge dürfte aus Sicht der Befragten eine geopolitische Neuordnung sein: 90 Prozent der Führungskräfte erwarten eine Verschiebung von Schutzzonen und Einflusssphären; 81 Prozent sehen Beeinträchtigungen der Schifffahrt durch Handelskriege und Embargos.

93 %

der deutschen Hochseeredereien berichten von Vollauslastung.

Quelle: PwC Reederstudie 2025
58 %

rechnen in den kommenden zwölf Monaten mit Umsatzwachstum.

Quelle: PwC Reederstudie 2025
81 %

sehen Beeinträchtigungen der Schifffahrt durch Handelskriege und Embargos.

Quelle: PwC Reederstudie 2025
91 %

befürchten negative Auswirkungen der Trump-Administration auf die deutsche Schifffahrtsindustrie.

Quelle: PwC Reederstudie 2025

Unruhe auf den Weltmeeren: Gefährdungslage im Roten Meer bleibt hoch 

Aus sicherheitspolitischer Sicht herausfordernd ist zudem die angespannte Lage auf den Weltmeeren: Im Juli 2025 griff die Huthi-Miliz erneut Handelsschiffe im Roten Meer an und nahm damit eine Seehandelsroute ins Visier, die als eine der Hauptschlagadern des weltwirtschaftlichen Zusammenlebens gilt – speziell für den Transport zwischen Asien und Europa. Die befragten Reedereien schätzen die Gefährdungslage im Roten Meer entsprechend hoch ein: Im Schnitt bewerten sie diese mit 7,1 Punkten auf einer Skala von 0 bis 10. Im Vorjahr lag der Mittelwert mit 7,6 Punkten etwas höher.

„Zum einen scheint ein Gewöhnungseffekt einzutreten; die Gefährdungslage wird zur Normalität. Zum anderen haben die meisten Hochseereedereien Strategien entwickelt, um brenzlige Situationen zu umschiffen.“

Dr. André Wortmann,Ehemaliger Leiter des Maritimen Komptenzzentrums und Mitherausgeber der Studie

So fahren 61 der 62 im Roten Meer tätigen Reedereien mittlerweile Umwege, um das Gebiet zu vermeiden, auch wenn diese Alternativrouten – etwa um das Kap der Guten Hoffnung – ressourcenintensiver sind und ebenfalls Risiken wie Piraterie und Unwetter bergen. Einen positiven Nebeneffekt haben die Umwege indes: Sie wirken Überkapazitäten entgegen und halten die Raten stabil. 86 Prozent der Reedereien stimmen der Aussage zu, dass es Überkapazitäten in der Frachtschifffahrt und mehr Druck auf die Raten gäbe, wenn im Roten Meer alles störungsfrei liefe.

Das Sicherheitsbedürfnis der deutschen Reedereien steigt 

Die Risiken im Roten Meer werden auch deshalb so hoch eingestuft, weil immer weniger Unternehmen auf die USA als Schutzschild vertrauen. 52 Prozent der Reedereien gehen davon aus, dass sich die USA künftig nur noch in geringerem Maße am Schutz der inter¬nationalen Schifffahrt in dieser Region beteiligen oder ihr Engagement sogar komplett zurückfahren wird. Vor diesem Hintergrund überrascht es kaum, dass die deutschen Schifffahrtsunternehmen in der Umfrage ein sehr hohes Sicherheitsbedürfnis bekunden: 40 Prozent sehen ihr Geschäft wegen unzureichender Sicherheitsstrukturen beeinträchtigt; für 73 Prozent hat die unberechenbare politische Lage bereits negative Auswirkungen auf ihr Geschäft.

Die Reedereien sprechen sich dafür aus, dass sich die Bundespolitik und die Bundesmarine verstärkt für mehr Sicherheit im Seeverkehr einsetzen: 92 Prozent plädieren dafür, dass die Seeraumüberwachung einen höheren Stellenwert bekommt. Ebenso viele befürworten Verbesserungen beim Schutz der deutschen maritimen Infrastruktur, etwa von Unterwasserleitungen, Offshore-Windparks und Häfen. 84 Prozent fordern, dass die Bundesmarine dazu befähigt wird, die deutsche Schifffahrt und deren Seewege besser zu schützen. Dass unbemannte Waffensysteme angesichts der aktuellen geopolitischen Lage an Bedeutung gewinnen werden, ist allgemeiner Konsens (Zustimmung: 96 Prozent).

Drei von vier Reedereien planen Flottenerweiterungen 

Trotz all dieser Unwägbarkeiten zeigt sich die große Mehrheit der Hochseereedereien zuversichtlich: Mit 78 Prozent erwartet die große Mehrheit der Führungskräfte, dass das weltweite Ladungsaufkommen mittelfristig weiter zunehmen wird. Dass es durch Zölle und Handelsbarrieren künftig weniger Transportkapazitäten zur See braucht, befürchtet nur eine Minderheit der Befragten (36 Prozent). 

Ein weiteres Indiz für die Zuversicht der deutschen Schifffahrtsunternehmen: Die Mehrheit plant Flottenerweiterungen. So geben 76 Prozent der Befragten an, dass sie in den kommenden zwölf Monaten neue Schiffe bestellen oder Gebrauchtschiffe kaufen wollen. Für 2024 und 2025 fällt die Bilanz zwischen Zu- und Abgängen von Schiffen bei deutschen Reedereien durchweg positiv aus. Dabei gewinnen Schiffsneubestellungen gegenüber dem Kauf gebrauchter Schiffe an Bedeutung.

„Die Fokussierung auf den Kauf neuer Schiffe liegt auch darin begründet, dass sich die deutsche maritime Industrie neu aufstellen muss, um regulatorische Vorgaben wie beispielsweise internationale Umweltauflagen zu erfüllen.“

Burkhard Sommer,Leiter des Maritimen Kompetenzzentrums von PwC Deutschland

Mit Blick auf die zukünftigen Antriebstechnologien herrscht jedoch weiterhin große Verunsicherung: Sieben von zehn Reedereien geben an, dass sie mehr neue Schiffe bestellen würden, wenn klar wäre, welche Antriebstechnologie sich durchsetzt. Derzeit gelten bei den Reedereien Methanol, LNG und Biodiesel als die wichtigsten Treibstoffe für die Langstrecken der Zukunft. Strom erscheint auf der Langstrecke bedeutungslos, doch in den Kurzstreckenverkehren der Zukunft wird ihm derzeit wieder die höchste Relevanz zugesprochen. „Die Branche braucht mehr Planungssicherheit, um vorausschauend in neue Schiffe investieren zu können“, so das Fazit von PwC-Experte Burkhard Sommer.

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PwC Reederstudie 2025

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Die Bezeichnung PwC bezieht sich auf das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere der rechtlich selbstständigen Netzwerkgesellschaften. Weitere Details unter www.pwc.com/structure.

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Martin Krause
Martin Krause

PwC Communications, PwC Germany

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