Private Equity-Branche behauptet sich in volatilen Märkten und beweist erneut ihre Wettbewerbs- und Anpassungsfähigkeit

04 Februar, 2016

Nach einem starken Wachstum in 2014 hat die europäische Private Equity-Branche ihre Transaktionsvolumen 2015 auf Vorjahresniveau gehalten. Unsicherheiten wie die konjunkturelle Abkühlung im Euroraum, die Aktienmarktturbulenzen in China, geopolitische Unwägbarkeiten, volatile Wechselkurse, sinkende Ölpreise, der anhaltend scharfe Wettbewerb um attraktive Investmentmöglichkeiten und die erwarteten Premiumpreise für potentielle Transaktionen führten dazu, dass die Investoren und kreditgebenden Banken vor allem im zweiten Halbjahr viel zurückhaltender agierten.

Mittlerweile macht sich eine gesunde Skepsis in der gesamten Branche bemerkbar, wie der „Private Equity Trend Report 2016“ von PwC ergab. Private Equity-Gesellschaften konzentrieren sich stärker auf die Analyse potentieller Transaktionen, vor allem bei der Entwicklung von Equity Stories für Investitionsentscheidungen. Kommt ein Deal zustande, fokussieren sich die Fonds verstärkt auf operative Verbesserungen, um die gewünschte Rendite zu erzielen. Die Halteperioden haben sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. Steve Roberts, Leiter des Bereichs Private Equity bei PwC Deutschland, erläutert weitere Ergebnisse der Studie im Interview.

Im Gespräch mit Steve Roberts, Leiter Private Equity bei PwC Deutschland:

Im europäischen Private Equity-Markt gibt es reichlich verfügbares Kapital und einen starken Wettbewerb. Inwiefern hat sich dies 2015 bemerkbar gemacht?

Steve Roberts: Die Finanzierungsbedingungen für die Branche waren 2015 weiter günstig. Es gab reichlich Mittel zur Fremdfinanzierung und mehr frisches Kapital denn je von Investoren. Im Grunde sind dies die Bedingungen für einen perfekten Verkäufermarkt mit Premiumpreisen. Doch muss man auch unter die Oberfläche schauen, um die Entwicklungen von 2015 zu verstehen. Vor allem sollten die Auswirkungen der verschiedenen makroökonomischen Unsicherheiten berücksichtigt werden, mit denen Unternehmen in Europa zu kämpfen hatten. Investoren haben deutlich gezeigt, dass sie aus der Finanzkrise gelernt haben und bewiesen, dass sie nicht zu jedem Preis kaufen. Transaktionen müssen genauestens vorbereitet sein, sonst kommen sie nicht zum Abschluss. 2015 war ein ziemlich gutes Jahr für die Branche, aber längst kein großartiges Jahr. Die Zahl der Transaktionen ist nur leicht gestiegen.

Erwarten Sie einen Transaktions-Boom für 2016? Werden die Preise weiter steigen?

Steve Roberts: Die Private Equity-Gesellschaften sind weiterhin optimistisch für 2016. Die wirtschaftlichen Fundamentalfaktoren sind zwar vorhanden, doch erwartet niemand einen Transaktions-Boom, eher ein stabiles oder leicht wachsendes Volumen. Die Investoren werden vorsichtig bleiben, das ergab auch der „Annual Global CEO Survey“ von PwC und entspricht der Stimmung auf dem jüngsten Weltwirtschaftsgipfel von Davos. Es herrscht eine beträchtliche Unsicherheit über das weltweite Wachstum und weitere Marktvolatilitäten, die sich noch in den Kaufpreiserwartungen bei Verkaufsprozessen zeigen wird. Das sollte sich aber im Jahresverlauf von selbst wieder regulieren. Der Bedarf an Kapital ist immer noch da, aber es bestehen erhebliche Unterschiede in der Qualität der Zielunternehmen. In solchen Fällen sind die Preiserwartungen des Verkäufers nicht gerechtfertigt. Premiumpreise werden nur gezahlt, wenn Investoren zufrieden und vom Wertschöpfungspotenzial überzeugt sind. Viele Investoren sind skeptischer geworden, wenn sie einen Deal analysieren. Überzeugt ein Investment nicht, wird der Deal entweder verschoben oder abgesagt.

Wie können Private Equity-Gesellschaften in unsicheren Zeiten wie diesen noch Rendite erzielen?

Steve Roberts: Um eine hohe Rendite zu erzielen, konzentrieren sich Private Equity-Fonds auf ihr Portfoliomanagement und operative Verbesserungen wie Einsparungen, strategischen Einkauf und Beschaffung oder Personalmanagement. Die Equity Story basiert nicht länger auf „Multiple Arbitrage“, sondern eher auf einer dauerhaften, nachhaltigen Partnerschaft, was eine aktivere Eigentümerschaft beinhaltet. Zudem investiert die Branche einen höheren Anteil an Eigenkapital in Akquisitionen als dies sicherlich noch vor der Finanzkrise der Fall war. Dies führt zu einem stärkeren Engagement in den Portfoliounternehmen und sorgt gleichzeitig für einen gewissen Puffer und Flexibilität bei unerwarteten Marktturbulenzen. Das ist jetzt eine neue Welt, und dieser Trend wird 2016 sicherlich noch anhalten.

Mit welchen Veränderungen für die Branche rechnen Sie außerdem für 2016?

Steve Roberts: Die Private Equity-Branche hat sich bereits weitgehend an längere Halteperioden angepasst und legt einen stärkeren Fokus auf betriebliche Verbesserungen, um Wertschöpfungen zu realisieren. Viele Häuser setzen schon seit mehreren Jahren in ihren Investmentteams betriebliche Spezialisten ein, die unerlässliche Arbeit leisten bei der Entwicklung einer Equity Story vom Eintritt bis hin zu deren Realisierung während der Haltezeit. In unserer Studie wird außerdem die Erwartung geäußert, stärker mit strategischen Investoren zu  kooperieren. Dies ist ebenfalls ein deutliches Zeichen dafür, dass das Augenmerk darauf liegt, Synergiepotenziale zu heben und weiter nach Wegen zu suchen, um die erwünschten Renditen zu erzielen.

Die Zufriedenheit mit den Portfoliounternehmen ist weitgehend konstant geblieben, genau wie die Erwartungen über mögliche Verletzungen von Kreditvertragsklauseln, was sich teilweise auch auf eine größere Zurückhaltung bei der Nutzung von Fremdfinanzierungen seit 2009 zurückführen lässt. Erkennbar ist außerdem ein aktiveres Management der Portfoliounternehmen, was an dem höheren Investment liegt, das notwendig ist, um die gewünschte Rendite zu generieren. Diese Entwicklung wird sich sicherlich in diesem und den nächsten Jahren fortsetzen.

Welche Entwicklungschancen sehen Sie für Deutschland?

Steve Roberts: Deutschland ist innerhalb Europas der attraktivste Zielmarkt und ein sicherer Hafen für Private Equity-Investitionen. Der deutsche Markt wird in den nächsten fünf Jahren noch attraktiver werden. Die gut ausgebaute Infrastruktur und Vielzahl an qualifizierten Arbeitskräften können für weiteres Wachstum und Expansion eingesetzt werden. Und die konjunkturellen Bedingungen sind viel besser als in anderen europäischen Ländern.

Wie lautet Ihre persönliche Prognose für die Entwicklung der Private Equity-Branche in 2016?

Steve Roberts: Nach dem sehr starken Wachstum in 2014 sollte das moderate Wachstum in 2015 angesichts der makroökonomischen Unsicherheiten und des wettbewerbsintensiven Umfelds positiv bewertet werden. 2016 wird ebenfalls ein herausforderndes Jahr für die Branche. Aber mit zugrundeliegenden Fundamentalfaktoren wie dem hohen Niveau an verfügbarem Kapital und günstigen Fremdfinanzierungen erwarten wir einen weiter hohen Dealflow, wobei die Qualität der Assets weiterhin ein Thema bleiben wird und Preiserwartungen an die weltweite Konjunkturentwicklung angepasst werden müssen. Das Monitoring und Management von Portfoliounternehmen wird sich weiter intensivieren, da die Branche sich ihren derzeitigen Herausforderungen stellt. Damit zeigt sich erneut, dass sich die Branche eine Beweglichkeit erhalten hat, die positive Veränderungen zulässt und neue Werte schafft, wenngleich dies nun eher über einen längeren Zeitraum hinweg und auf einem operativeren Niveau als zuvor geschieht.

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Leiter Private Equity bei PwC Deutschland und auf EMEA-Ebene, PwC Germany

Tel.: +49 69 9585-1950

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