28 Dezember, 2016
Ausländische Investoren haben 2016 mehr deutsche Unternehmen übernommen als je zuvor. Bis Mitte November zählten die M&A-Experten von PwC exakt 756 Deals – womit der Rekordwert aus dem Vorjahr (728 Transaktionen) bereits nach zehneinhalb Monaten übertroffen war. Für das Gesamtjahr rechnete PwC sogar mit deutlich mehr als 850 Übernahmen. Das entspricht einer Steigerung von rund 20 Prozent. „Bemerkenswert ist, dass deutsche Unternehmen auch für Investoren aus Schwellenländern immer interessanter werden. So kamen 2015 noch 60 Prozent aller Käufer aus einer der sieben großen Industrieländer – dagegen waren es 2016 nur noch 45 Prozent“, sagt Steve Roberts, Partner und Leiter Private Equity bei PwC.
Besonders spektakulär entwickelte sich die Zahl der Übernahmen in der Technologiebranche. Bis Mitte November waren bereits 141 Transaktionen vollzogen oder wenigstens angekündigt – was in etwa einer Verdopplung binnen drei Jahren gleichkommt (2013 waren es 78 Übernahmen insgesamt). Der größte Tech-Deal war der Einstieg des niederländischen ASML-Konzerns bei der Carl-Zeiss-Tochter SMT für eine Milliarde Euro. Daneben sorgte zum Beispiel auch der Einstieg des US-Finanzinvestors Warburg Pincus bei der „Business Applications“-Sparte von United Internet für Schlagzeilen.
„Vor allem die Private-Equity-Branche hat den deutschen Technologiesektor für sich entdeckt – was man daran erkennt, dass sich hier die Zahl der Tech-Deals seit 2013 sogar mehr als verfünffacht hat. Dabei geht es den Finanzinvestoren nicht nur um die Unternehmen als solche. Stattdessen setzen sie darauf, dass ihr gesamtes Portfolio von den Technologien ‚made in Germany‘ profitiert – und dass sich dadurch entsprechende Synergien schöpfen lassen“, erklärt Roberts.
Auch generell stieg die Zahl der Private-Equity-Deals überproportional an. So zeichneten Finanzinvestoren bis Mitte November für 266 Übernahmen verantwortlich – eine Zahl, die nach PwC-Schätzungen bis zum Jahresende auf mehr als 300 gestiegen sein dürfte. Im Vergleich zum Vorjahr wäre das ein Plus von rund 25 Prozent. Bemerkenswert: Gemessen an sämtlichen Übernahmen deutscher Unternehmen durch ausländische Investoren liegt der Private-Equity-Anteil damit mittlerweile bei stattlichen 35 Prozent. „Die meisten Beteiligungsgesellschaften setzen vor allem auf Unternehmen aus der industriellen Produktion. Insofern ist Deutschland für viele Private-Equity-Firmen ein natürlicher Zielmarkt. Als weitere Faktoren kommen die Stabilität der hiesigen Wirtschaft und die große Bandbreite an spannenden Mittelständlern hinzu“, sagt Roberts.
15 Seiten
Steve Roberts
Leiter Private Equity bei PwC Deutschland und auf EMEA-Ebene, PwC Germany
Tel.: +49 69 9585-1950