Assurance for AI wird zum neuen Standard verantwortungsvoller Unternehmensführung. Künstliche Intelligenz verändert nicht nur Prozesse, sondern Entscheidungslogiken, Kontrollsysteme und die Finanzberichterstattung selbst. Damit rückt der Prüfungsausschuss in eine neue Schlüsselrolle: Er wird zum Wächter über den vertrauenswürdigen Einsatz von KI – und zum Impulsgeber für eine wirksame KI-Governance im Unternehmen.
Ob bei Rückstellungen, Prognosen oder der Bewertung von Vermögenswerten: KI findet zunehmend Eingang in zentrale Funktionen der Rechnungslegung. Automatisierte Modelle beschleunigen Prozesse und verbessern Vorhersagen – bergen jedoch auch neue Risiken. Ein falscher Trainingsdatensatz, mangelnde Transparenz oder übermäßiges Vertrauen in algorithmische Entscheidungen können erhebliche Auswirkungen auf die finanzielle Integrität haben.
Assurance for AI bedeutet in diesem Kontext, nicht nur technische Validierungen durchzuführen, sondern eine ganzheitliche Governance zu etablieren, die Klarheit schafft: Wo kommt KI zum Einsatz? Wer trägt Verantwortung? Welche Risiken bestehen – und wie werden sie kontrolliert?
Gerade bei KI in der Finanzberichterstattung wächst die Notwendigkeit, zwischen potenzialgetriebener Innovation und regulatorischer Sicherheit zu vermitteln.
Prüfungsausschüsse sollten vor allem dort genauer hinschauen, wo KI in „High Impact“-Bereiche der Rechnungslegung vordringt. Wenn automatisierte Modelle Rückstellungen berechnen, Ertragsanalysen erstellen oder Bewertungen vornehmen, kann ein fehlerhaftes Modell schnell zu Reputationsschäden, finanziellen Verlusten oder regulatorischen Konsequenzen führen. Eine Einordnung gemäß Risikoklassen – wie sie etwa der EU AI Act vorsieht und erweitert um die Financial und OpRisk Perspektive – hilft bei der Priorisierung. Ziel muss sein, kritische KI-Anwendungen frühzeitig zu identifizieren und gezielt in die Kontrollmechanismen einzubinden.
Die Rolle des Prüfungsausschusses beschränkt sich nicht länger auf die retrospektive Prüfung. Im KI-Kontext wird er zum aktiven Mitgestalter einer unternehmensweiten Governance-Struktur. Das beginnt mit der Einforderung klarer Zuständigkeiten: Welche Funktionen im Unternehmen begleiten den KI-Einsatz – von IT und Recht über Compliance und Datenschutz bis zur Internen Revision? Wer verantwortet Modellrisiken? Und wie wird sichergestellt, dass Prinzipien wie Fairness, Transparenz und Erklärbarkeit nicht nur proklamiert, sondern auch umgesetzt werden?
Assurance for AI lebt von dieser interdisziplinären Zusammenarbeit. Der Prüfungsausschuss kann – und sollte – eine koordinierende Rolle einnehmen, um die relevanten Akteure an einen Tisch zu bringen und ein kohärentes, resilient aufgestelltes Governance-Modell zu fördern.
Viele KI-Anwendungen unterstützen das Interne Kontrollsystem (IKS): Sie erkennen Anomalien, dokumentieren automatisch oder geben Hinweise auf Unstimmigkeiten. Doch so wertvoll diese Tools sind – sie entbinden nicht von menschlicher Verantwortung. Die Letztentscheidung über die Ordnungsmäßigkeit der Berichterstattung muss beim Menschen liegen. Das betont auch der IDW Prüfungsstandard PS 861, der ausdrücklich auf die „kontrollierende Funktion menschlicher Urteilskraft“ verweist.
Assurance for AI bedeutet daher immer auch: Technische Exzellenz mit menschlicher Integrität zu verbinden.
Auch die externe Prüfung verändert sich durch KI. Prüfungsausschüsse sollten darauf vorbereitet sein, gezielte Fragen zu stellen: Welche KI-basierten Verfahren nutzt der Abschlussprüfer? Wie werden diese Tools validiert? Welche Auswirkungen hat der KI-Einsatz auf die Prüfungsqualität und das Risikomanagement?
Nur wenn diese Aspekte klar adressiert werden, kann sichergestellt werden, dass nicht nur geprüfte Unternehmen, sondern auch Prüfende selbst einer robusten Assurance for AI unterliegen.
KI kann nicht nur unterstützen, sondern auch missbraucht werden – etwa bei der Erzeugung synthetischer Identitäten oder Deepfakes. Gleichzeitig bietet sie Potenzial zur frühzeitigen Risikoerkennung. Der Ausschuss sollte gemeinsam mit CISO und Compliance-Verantwortlichen sowohl die Schutzmaßnahmen gegen externe Bedrohungen als auch potenzielle interne Risiken durch den Einsatz von generativer KI im Blick behalten.
Assurance for AI bedeutet hier: Sicherheit von Anfang an mitzudenken – nicht nur als technische, sondern auch als ethische Verantwortung
Mit dem Hype um KI wächst auch die Gefahr des sogenannten „AI Washing“ – also der überzogenen, oft irreführenden Darstellung von KI-Kompetenz oder -Reifegraden. Der Prüfungsausschuss kann hier gegensteuern, indem er auf transparente, überprüfbare Aussagen im Lagebericht oder Anhang achtet. Das ist nicht nur im Sinne der Corporate Governance, sondern stärkt auch das Vertrauen von Investoren und Stakeholdern – analog zur Entwicklung im ESG-Bereich.
Wer „Assurance for AI“ ernst nimmt, muss bereit sein zu lernen. Die technologischen Entwicklungen rund um KI, aber auch neue regulatorische Vorgaben – von der DSGVO über BaFin-Rundschreiben bis zum EU AI Act – stellen hohe Anforderungen an das Wissen der Aufsichtsgremien. Weiterbildung ist daher keine Kür, sondern Pflicht. Nur wer die Funktionsweise, Potenziale und Risiken von KI versteht, kann seine Kontrollfunktion verantwortungsvoll ausüben.
„Künstliche Intelligenz verändert nicht nur Geschäftsprozesse – sie verändert auch die Art, wie wir über Kontrolle, Verantwortung und Vertrauen sprechen. Assurance for AI ist der Schlüssel, um diese neue Realität zu gestalten. Der Prüfungsausschuss hat das Potenzial – und die Pflicht –, diesen Wandel aktiv mitzugestalten: als kritischer Begleiter, strategischer Impulsgeber und Hüter vertrauenswürdiger Unternehmensführung.“
Partner, Responsible AI Lead, PwC Germany
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