Berlin und Umland: Der angespannte Wohnungsmarkt verschärft den Fachkräftemangel

PwC-Umfrage 2020: Die Folgen hoher Mieten auf den Arbeitsmarkt.

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Dr. Frederik Mielke
Partner, Leiter des Audit Real Estate Bereiches bei PwC Berlin
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Im Kampf um Fachkräfte sind die Mieten entscheidender Faktor

Der Wohnungsmarkt in Berlin, der lange im Vergleich zu anderen Metropolen Deutschlands als sehr entspannt galt, ist inzwischen hart umkämpft. In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Mietpreise verdoppelt – Mieter zahlen heute monatlich rund zehn Euro pro Quadratmeter für ihre Wohnung. Ebenso sind die Preise für eine Eigentumswohnung oder ein Haus deutlich gestiegen. Trotz des Mietendeckels, zu Jahresbeginn vom Berliner Abgeordnetenhaus beschlossen, um eine weitere Mieterhöhung auszuschließen, entspannt sich die Situation nicht. Welche Folgen hat das für den Arbeitsmarkt? Wie können Unternehmen auf diese Entwicklung reagieren, um weiterhin Bewerber zu finden? Diesen Fragen geht eine PwC-Studie nach, für die 400 Berufstätige aus Berlin und dem Umland ihre Einschätzung teilen.

Die Umfrage im Überblick

Der Preis hoher Mieten: Unternehmen finden keine Fachkräfte mehr

Die Berufstätigen sehen durch steigende Mietpreise und den Wohnraummangel eindeutige Folgen für den Arbeitsmarkt in Berlin und die Region: 75 Prozent der Bürgerinnen und Bürger sind davon überzeugt, dass die Wirtschaft Probleme hat, Fachkräfte zu finden oder langfristig an sich zu binden. Insgesamt ist die Unzufriedenheit beim Thema Wohnen besonders hoch. Entsprechend glauben 90 Prozent, dass es zur „reinen Glückssache“ geworden ist, eine bezahlbare Wohnung zu finden.

Für die Unternehmen wird das zu einem gravierenden Problem, das den Fachkräftemangel verschärft. Denn bezahlbare Mieten gelten für 62 Prozent der Studienteilnehmer als entscheidender Faktor, wenn es um einen berufsbedingten Umzug geht – ebenso wie das Angebot an freiem Wohnraum und die Qualität von Haus oder Wohnung. Die eigentlichen Jobmöglichkeiten in Berlin aber bewerten die Berufstätigen positiv: 85 Prozent halten das Arbeitsangebot für gut oder sehr gut.

Die Mieten steigen, Wohnraum wird noch knapper

69 Prozent der Berliner bemängeln die hohen Mietpreise in der Stadt, ebenso kritisieren sie die Kosten für Wohneigentum (68 Prozent). Trotz des beschlossenen Mietendeckels, der eine weitere Mieterhöhung bremsen soll, rechnen 80 Prozent der Befragten mit steigenden Mieten in den kommenden fünf Jahren. Lediglich ein Prozent geht davon aus, dass die Preise sinken werden. Auch beim Angebot von Wohnraum sind die Bürger eher pessimistisch: 31 Prozent glauben, dass es weiter sinken wird, während 40 Prozent mit einem gleichbleibenden Angebot rechnen.

Die Berliner schätzen viele Vorteile ihrer Stadt

Auch wenn die Berliner die hohen Mietpreise bemängeln, schätzen sie doch die Möglichkeiten, die Berlin ihnen bietet: 91 Prozent geben an, dass sie sich in der Hauptstadt und dem Umland wohlfühlen. Der Grund für die hohe Zufriedenheit liegt in erster Linie in den Einkaufsmöglichkeiten, wie 91 Prozent bestätigen. Ebenso schätzen die Berliner das kulturelle Angebot (81 Prozent), den öffentlichen Nahverkehr (78 Prozent), die Verkehrsinfrastruktur (75 Prozent) sowie die Grünflächen und Parks der Stadt (75 Prozent). Daher ist es auch wenig verwunderlich, dass die Einwohner ihrer Stadt treu bleiben – 64 Prozent fühlen sich hier stark verwurzelt. Bereits 35 Prozent der Berliner sind wegen des Berufes in die Stadt gekommen. Damit liegt Berlin zwar prozentual hinter München, hier sind es 48 Prozent, betrachtet man jedoch die absolute Größe von Berlin wird die enorme Anziehung der Hauptstadt für Arbeitskräfte und die Dynamik von Berlin deutlich.

Alternative Homeoffice könnte künftig die Zahl der Pendler erhöhen

Die angespannte Wohnsituation in der Hauptstadt sorgt dafür, dass mehr Menschen in das Umland ziehen. Schon jetzt liegt die durchschnittliche morgendliche Zeit, die Berufstätige zur Arbeit brauchen, bei 36 Minuten.

„Diese Entwicklung könnte sich künftig noch deutlich beschleunigen, weil sich in der aktuellen Situation zeigt, dass das Homeoffice – zumindest an einigen Tagen pro Woche – eine gute Alternative für viele Arbeitnehmer und Arbeitgeber ist. Demgegenüber steht die ungebrochene Faszination und der seit einigen Jahren anhaltende Trend zum Leben in der Großstadt.“

David Rouven Möcker,Leiter des Real Estate Consulting Bereiches in Berlin

Verantwortung liegt bei der Politik – Wohnungsneubau als wichtigste Maßnahme zur Entlastung des Wohnungsmarktes

Die Verantwortung für den angespannten Wohnungsmarkt sehen die Berliner vor allem bei der Politik – diese habe zu spät auf den Mangel reagiert, kritisieren 67 Prozent. Ebenso bemängeln die Bürger, dass die öffentliche Hand sich zu wenig um den sozialen Wohnungsbau kümmere (62 Prozent). Die Investoren haben nach Einschätzung der Befragten vor allem das Luxussegment im Blick (56 Prozent). Das könne zu einer Gentrifizierung in vielen Vierteln beitragen, wie 58 Prozent fürchten.

Als wichtigste Maßnahme, um die Wohnungsnot einzudämmen, sehen die Berliner vor allem Wohnungsbauprogramme für Haushalte mit kleinen und mittleren Einkommen. Ebenso wie die Politik nehmen die Bürger aber auch die Unternehmen in die Pflicht. Denkbar wäre zum Beispiel ein Mietzuschuss für Mitarbeiter oder die Übernahme der Fahrtkosten. Durch diese Maßnahmen kann es Unternehmen gelingen, Fachkräfte in der Stadt zu halten.

„Wohnungsmarkt und Arbeitsmarkt sind eng miteinander verknüpft: Ausreichend bezahlbarer Wohnraum ist ein wichtiger Faktor bei der Gewinnung von Fachkräften für die Privatwirtschaft und den öffentlichen Bereich. Die wichtigste Maßnahme zur Entlastung des Wohnungsmarktes liegt daher in der der Fokussierung auf den Neubau und der schnelleren und unbürokratischeren Genehmigung von Bauvorhaben.“

Dr. Frederik Mielke,Partner, Leiter des Audit Real Estate Bereiches bei PwC Berlin

Die Methodik

Der Berichtsband stellt die Ergebnisse einer Onlinebevölkerungsbefragung zum Thema „Berlin und Umland – Auswirkungen hoher Mieten“ dar, die im Auftrag der PricewaterhouseCoopers GmbH durchgeführt wurde.

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