PwC-Studie 2021: Wie sich die hohen Mieten auf den Arbeitsmarkt auswirken
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Michael Burkhart
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Das Rhein-Main-Gebiet ist eine attraktive Region zum Leben und Arbeiten, wenn da nicht die hohen Mieten und das knappe Angebot an Wohnraum wären. Die Situation auf dem Wohnungsmarkt droht sich mit Blick auf den Fachkräftemangel zu einem handfesten Problem für die Arbeitgeber der Region zu entwickeln – daran haben auch die Pandemie und der Trend zum Homeoffice nichts geändert. So würde die Mehrheit der Berufstätigen aus dem Rhein-Main-Gebiet bei einer kräftigen Mieterhöhung über einen Arbeitsplatzwechsel nachdenken; bei den jungen Arbeitnehmer:innen sind es sogar drei Viertel.
Um ihre Nachwuchskräfte bei der Stange zu halten, müssen sich Unternehmen etwas einfallen lassen – den Arbeitnehmer:innen etwa in Sachen Homeoffice entgegenkommen. Denn die Mehrheit der Befragten benötigt für die vermehrte Arbeit vom heimischen Schreibtisch neue Möbel und mehr Platz und hofft dabei auf die finanzielle Unterstützung ihres Arbeitgebers. Aber auch für Berufsgruppen, die aufgrund ihrer Tätigkeit nicht von zu Hause arbeiten können, braucht es Unterstützung, sonst suchen diese sich einen Job außerhalb der Ballungsgebiete.
„Gerade die junge Generation ist flexibel, mobil – und verlässt eine Region auch wieder. Für die Arbeitgeber ist das alarmierend, sie brauchen den digitalen Nachwuchs und sollten Ideen entwickeln, ihn in der Region zu halten.“
Grundsätzlich lässt es sich im Rhein-Main-Gebiet gut leben und arbeiten: 92 Prozent der Befragten fühlen sich in der Region wohl. Sie schätzen insbesondere die Einkaufsmöglichkeiten und die Verkehrsinfrastruktur. 77 Prozent – und damit sechs Prozentpunkte mehr als im Vorjahr – sind sogar mit der Länge ihres Arbeitswegs zufrieden.
Die Zufriedenheit mit Aspekten rund um das Wohnen im Rhein-Main-Gebiet ist nach wie vor niedrig, hat sich im Vergleich zum Vorjahr jedoch etwas verbessert: Während 2020 nur 19 Prozent der Befragten mit der Anzahl freier Wohnungen zufrieden waren, sind es in der aktuellen Umfrage immerhin 25 Prozent.
Diese leichte Verbesserung mit Blick auf das Wohnraumangebot hat auch mit Corona zu tun: In der Pandemie sind viele Studierende als Mieter kleiner, günstiger Wohnungen im Rhein-Main-Gebiet weggefallen, weil sie remote studiert haben und zum Teil wieder zu ihren Eltern gezogen sind. Andere sind bewusst ins günstigere Umland gezogen, da sie ihre Tätigkeit auch größtenteils aus dem Homeoffice erledigen können und deshalb nicht mehr so nah am Arbeitsplatz wohnen müssen. Diese Aspekte haben den angespannten Wohnungsmarkt in der Region zumindest etwas entlastet.
Während sich mit Blick auf das Angebot eine leichte Verbesserung andeutet – knapp 40 Prozent der Befragten rechnen mit einem steigenden Wohnraumangebot – ist die Kritik an den hohen Kosten für Mieten und Wohneigentum im Rhein-Main-Gebiet nach wie vor groß: Fast 60 Prozent der Befragten zeigen sich mit diesen Aspekten im Rhein-Main-Gebiet unzufrieden und sehen die künftige Entwicklung pessimistisch: 87 Prozent gehen davon aus, dass die Mietpreise in den kommenden fünf Jahren weiter steigen werden.
Die Wohnraum- und Mietsituation ist nicht nur belastend für die Bewohner:innen, sondern hat auch weitreichende Folgen für den Arbeitsmarkt: Zwar haben bislang nur wenige Menschen aus der Region ihren Job tatsächlich aufgrund zu hoher Mieten gewechselt (sechs Prozent). 37 Prozent und damit deutlich mehr als im Vorjahr (30 Prozent) haben dies aber schon einmal in Betracht gezogen; bei den 18- bis 34-Jährigen sogar jede:r Zweite:r.
Eine weitere Mieterhöhung könnte für viele Berufstätige das Fass zum Überlaufen bringen: Knapp 60 Prozent der Befragten geben an, dass sie bei einer kräftigen Mieterhöhung über einen Arbeitsplatzwechsel nachdenken würden (2020: 47 Prozent). In der Gruppe der 18- bis 34-Jährigen ist der Anteil derer, die einen Jobwechsel in Erwägung ziehen würden, mit 73 Prozent besonders hoch.
„Es kann nicht sein, dass sich Pfleger:innen oder Polizist:innen das Leben in der Stadt nicht mehr leisten können. Hier ist zum einen die Politik gefragt, aber auch die Unternehmen haben es in der Hand, der prekären Wohnungssituation entgegenzuwirken – etwa indem sie sich an den Miet- und Fahrtkosten beteiligen oder Betriebswohnungen bereitstellen.“
Zu diesen Ergebnissen kommt eine Befragung unter 400 Berufstätigen zwischen 18 und 65 Jahren im Rhein-Main-Gebiet im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC.
Michael Burkhart
Leiter Gesundheitswirtschaft und Managing Partner Region Mitte, PwC Germany
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