Studie: Warum es 2030 in Europa rund 80 Millionen Autos weniger geben könnte

11 September, 2017

Der europäische Automobilmarkt wird schon in wenigen Jahren nach völlig anderen Regeln funktionieren als heute. Das zeigt die zur IAA 2017 vorgestellte PwC-Studie „eascy – Die fünf Dimensionen der automobilen Transformation“. Dabei kommt die Untersuchung zu einer Reihe bemerkenswerter Ergebnisse. So könnte der Fahrzeugbestand in Europa bis 2030 um 80 Millionen auf nur noch 200 Millionen Autos sinken – und trotzdem wird die Zahl der Neuzulassungen um gut ein Drittel auf mehr als 24 Millionen pro Jahr steigen.

Von entscheidender Bedeutung ist dabei der von PwC erwartete Durchbruch preiswerter Sharing-Konzepte. Die Folge dieser Entwicklung: Der heutige Regelfall, wonach sich die meisten Menschen in ihrem eigenen Fahrzeug fortbewegen, wird in Zukunft nur noch ein Mobilitätskonzept unter vielen sein. So geht die Studie davon aus, dass 2030 bereits mehr als jeder dritte auf Europas Straßen gefahrene Kilometer mit einer Form von „Car-Sharing“ absolviert wird.

Flankiert wird diese Entwicklung von zwei weiteren automobilen Megatrends –der Elektrifizierung des Antriebs und dem bevorstehenden technischen Durchbruch bei selbstfahrenden Autos. Laut dem PwC-Szenario dürfte es zum Ende des nächsten Jahrzehnts bei vier von zehn zurückgelegten Kilometern nicht mehr der Fahrer sein, der das Auto lenkt, sondern das Auto selbst. Zudem könnte es sich bis 2030 bei 55 Prozent aller Neufahrzeuge bereits um reine Elektroautos handeln.

„In Kombination führen die unterschiedlichen Megatrends dazu, dass sich der Straßenverkehr als solcher radikal verändert.“

Christoph Stürmer, Global Lead Analyst von PwC Autofacts

Konkret: Dadurch, dass immer mehr Menschen auf Car-Sharing-Modelle setzen, gibt es künftig zwar deutlich weniger Autobesitzer, zugleich nimmt aber der Individualverkehr massiv zu. Das liegt zum Beispiel daran, dass autonome Fahrzeuge auch von Menschen genutzt werden, die heute selbst nicht autofahren können. Ein weiterer Grund: Mit der Entwicklung vollautonomer Autos kommt es auch zu zahlreichen Leerfahrten, weil sogenannte „Robotaxis“ automatisch von A nach B fahren, um neue Passagiere aufzunehmen.

„Die Straßen werden sicher noch voller werden“, erklärt Stürmer. Ein Chaos erwartet er allerdings nicht. „Im Gegenteil: Durch die zunehmende Konnektivität wird sich der Individualverkehr in Zukunft sehr viel besser organisieren lassen.“ Folgerichtig nennt die PwC-Studie „Connected“ als vierten Megatrend neben „Electrified“, „Autonom“ und „Shared“.

Weitere Ergebnisse der Studie im Überblick

  • Neuzulassungs-Boom könnte nach 2030 enden: Durch den deutlich schnelleren Ersatz wird der Rückgang des Flottenbestands durch Car-Sharing-Konzepte zunächst kompensiert. Von Dauer wird dieser Effekt allerdings nicht sein. Denn wenn der Anteil selbstfahrender Sharing-Fahrzeuge immer weiter zunimmt, dürfte der Fahrzeugbestand nach 2030 weiter sinken.
  • Neue Wachstumsfelder für OEMs und Zulieferer: Trotz der zunächst steigenden Neuzulassungszahlen müssen die traditionellen Hersteller und Zulieferer neue Wachstumsfelder finden.  Denn während sie auf der einen Seite – vor allem wegen des Auftretens von neuen Mobilitätsanbietern – mit sinkenden Margen zu kämpfen haben, müssen sie auf der anderen Seite ihre neue Technologien und zusätzliche Kapazitäten signifikant steigern. Zugleich drängen neue Wettbewerber aus der Technologiebranche in den Markt. Eine parallel veröffentlichte Studie der PwC- Strategieberatung Strategy& schätzt, dass bis 2030 der Anteil klassischer Automotive-Unternehmen an den globalen Branchengewinnen dadurch von momentan rund  85 Prozent auf weniger als 50 Prozent sinkt.

Contact us

Simone Lunova

Simone Lunova

Global Automotive Marketing Manager, PwC Germany

Tel.: +49 711 25034-1526

Follow us