
Ihr Experte für Fragen
Uwe Rittmann
Leiter Familienunternehmen und Mittelstand,
Mitglied der Geschäftsführung bei PwC Deutschland
E-Mail
Familienunternehmen sind Jobmotor und Wirtschaftsfaktor für Deutschland, sie sind finanzstark und krisenfest. Doch ihnen fehlt die Anerkennung für diese Leistung in der Bevölkerung: Die volkswirtschaftliche Bedeutung von Familienunternehmen wird nach wie vor stark unterschätzt – gerade im Vergleich mit großen Konzernen. Sehr gefragt sind Familienunternehmen hingegen als Arbeitgeber: 35 Prozent der Bürger:innen bezeichnen sie als ihren Wunsch-Arbeitgeber. Gerade in der jungen Generation in Ausbildung sind inhabergeführte Unternehmen ausgesprochen beliebt. Das sind zentrale Ergebnisse einer PwC-Umfrage unter 2.000 Bürger:innen, die einen Einblick in das Image deutscher Familienunternehmen ermöglicht.
„Familienunternehmen stehen nach wie vor im Schatten der großen Konzerne. Dabei sind sie das eigentliche Rückgrat der deutschen Wirtschaft: Eigentümergeführte Unternehmen stellen mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze in Deutschland, sie tragen 50 Prozent zum Gesamtumsatz der deutschen Wirtschaft bei und schaffen fast 60 Prozent der Ausbildungsplätze. Diese Leistung müssen sie noch offensiver nach außen vertreten.“
Immer dann, wenn es um die „Hard Facts“ geht – wirtschaftliche Stärke, Marktmacht, Wettbewerbsfähigkeit –, stehen Familienunternehmen aus Sicht der deutschen Bevölkerung im Schatten der großen Konzerne. Mehr als die Hälfte der Deutschen, 52 Prozent, traut Konzernen wirtschaftliche Stärke und Stabilität zu, aber nur 13 Prozent schreiben diese Stärken Familienunternehmen zu.
Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei weiteren Faktoren wie der Rendite (56 versus zwölf Prozent), der Marktmacht (66 versus sieben Prozent) und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit (63 versus acht Prozent) ab. Die Ergebnisse zeigen, dass Familienunternehmen ein Imageproblem haben, denn die öffentliche Wahrnehmung weicht klar von den Fakten ab – viele internationale Weltmarktführer, darunter etliche Hidden Champions, stammen aus Deutschland und sind finanziell ausgesprochen stabil aufgestellt.
Das zeigt sich auch in puncto Krisensicherheit: Der Aussage, dass Familienunternehmen besser als andere durch Krisenzeiten kommen und resilienter sind, stimmen nur 56 Prozent zu. In einer Vergleichsbefragung 2023 waren es noch 65 Prozent und 2021 noch 70 Prozent. Dazu kommt, dass nur 14 Prozent Familienunternehmen als krisensicher ansehen (Konzerne 34 Prozent, öffentliche Hand 28 Prozent). Dabei haben Familienunternehmen in den Krisenzeiten der vergangenen Jahre gezeigt, dass sie widerstandsfähiger als andere Unternehmensformen sind – zum Beispiel wenn es um die Liquidität und Eigenkapitalquote geht.
Das Vertrauen in Familienunternehmen ist dennoch ausgesprochen groß – 35 Prozent bezeichnen sie als Wunsch-Arbeitgeber, vor der öffentlichen Hand (29 Prozent) und vor Konzernen (15 Prozent). Gerade die Zustimmung bei den Auszubildenden ist hoch; in dieser Zielgruppe fällt das Ergebnis mit 39 Prozent noch klarer aus. Dass es Beschäftigte so stark zu Familienunternehmen zieht, ist erstaunlich, denn aus ihrer Sicht schneiden Konzerne bei Faktoren wie attraktive Gehälter und Karriere- sowie Weiterbildungsmöglichkeiten besser ab. Offenbar sind Sicherheit in einer unruhigen Welt, ein stabiles Wertesystem und die langfristige Perspektive, die Familienunternehmen bieten können, aber noch überzeugender. Damit haben Familienunternehmen auch die öffentliche Hand als beliebtesten Arbeitgeber abgelöst, die in den Vergleichsstudien 2019 und 2021 noch auf dem ersten Platz landete.
Die Studienteilnehmer:innen sehen auch die hohen Belastungen, unter denen Familienunternehmen heute arbeiten müssen. Dazu zählen vor allem die hohen bürokratischen Auflagen wie EU-Regelungen und Dokumentationspflichten (56 Prozent), die hohe Steuerlast (50 Prozent), die langen Genehmigungsprozesse, etwa bei Investitionsvorhaben und Bauanträgen (49 Prozent), und der Fachkräftemangel (46 Prozent). Gerade ältere Menschen sehen in den politischen Rahmenbedingungen vielfach eine große Herausforderung für Familienunternehmen. Andere Faktoren, die Familienunternehmen gerade sehr belasten, wie der Handelskonflikt mit den USA und weitere geopolitische Risiken, werden hingegen mit 29 Prozent stark unterschätzt.
Gerade weil Familienunternehmen vor großen Herausforderungen stehen, spricht sich ein Teil der Bevölkerung für Entlastungen aus. Gut ein Drittel plädiert dafür, dass Familienunternehmen insgesamt steuerlich entlastet werden, um Investitionen und Standortbindung zu fördern. Ein differenzierter Blick zeichnet sich in der Bevölkerung zur Erbschaftssteuer ab: 32 Prozent finden, dass betrieblich gebundenes Vermögen, zum Beispiel Maschinen, bei der Erbschaftssteuer stärker geschont werden sollte als privates Kapitalvermögen.
Als Arbeitgeber punkten Familienunternehmen vor allem mit ihrer regionalen Verwurzelung (56 Prozent), mit der Möglichkeit für eigenverantwortliches Arbeiten (37 Prozent) und flachen Hierarchien (36 Prozent). Gute Gehälter und Karrieremöglichkeit schreiben die Befragten hingegen Konzernen zu; Innovationsstärke sehen sie vor allem bei Startups.
„Familienunternehmen genießen hohes Vertrauen, wie sich in ihrer Beliebtheit als Arbeitgeber zeigt. Obwohl sie bei Faktoren wie Gehalt und Karrieremöglichkeiten schlechter abschneiden als andere Unternehmensformen, sind sie die Nummer 1 als Arbeitgeber. Ich bin mir sehr sicher, dass sie hier mit ihrem klaren Wertekompass und ihrer langfristigen Orientierung punkten.“
Uwe Rittmann,Leiter Familienunternehmen und Mittelstand bei PwC DeutschlandPwC-Studie „Image von Familienunternehmen 2025“
Kontaktieren Sie unsere Expert:innen
Für die Studie wurden 2.000 Personen ab 18 Jahren im Mai 2025 online befragt.