PwC-Studie: Family Business Survey 2021

Deutsche Familienunternehmen: Widerstandskraft hoch – Nachholbedarf auch

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Uwe Rittmann

Uwe Rittmann
Leiter Familienunternehmen und Mittelstand und Mitglied der Geschäftsführung bei PwC Deutschland
Tel: +49 211 981-1998
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Die COVID-19-Pandemie deckt die Stärken und Schwächen von Familienunternehmen auf

Die Studie zeigt: Während der Pandemie kommt deutschen Familienunternehmen ihr solides Finanzpolster und ihr langfristiges Denken zugute. Trotz hoher Umsatzeinbußen bewältigt die Mehrheit die Krise aus eigener Kraft. Nur ein kleiner Teil muss Mitarbeitende entlassen oder Gehälter kürzen.

Zugleich deckt die aktuelle Pandemie schonungslos Schwächen in mittleren Unternehmen auf. Nachholbedarf haben sie vor allem bei Digitalisierung und Nachhaltigkeit.

Wichtigstes Ergebnis des aktuellen Family Business Survey: Familienunternehmen haben noch nicht ausreichend erkannt, dass sie unter einem sehr hohen Veränderungsdruck stehen. Ihre Widerstandsfähigkeit in der jetzigen Pandemie ist hoch. Aber damit das in künftigen Krisensituationen so bleibt, müssen sie sich digital und nachhaltig ausrichten. Andernfalls werden die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) abgestraft.

Die Studie im Überblick

Krisenbewältigung: Unternehmen halten an Werten fest

Die Pandemie ist für Familienunternehmen mit hohen Umsatzeinbußen verbunden. Dennoch bewältigen sie die Krise weitgehend aus eigener Kraft: Nur 19 Prozent der Family Businesses benötigen externes Kapital, in lediglich jedem zehnten Familienunternehmen musste die Inhaberfamilie Gelder einschießen (global: 15 Prozent). Drei Viertel der befragten Unternehmen halten auch an der Zahl ihrer Mitarbeitenden, an Boni und Ausschüttungen fest; nur 17 Prozent mussten Gehälter der im Unternehmen tätigen Gesellschafter kürzen (weltweit: 31 Prozent). Für Familienunternehmen sind in der Pandemie ihre Werte ganz besonders wichtig: 72 Prozent geben an, dass ihnen in der derzeitigen schwierigen Phase ihr Werteverständnis geholfen hat. Darauf ist auch zurückzuführen, dass 60 Prozent ihre Belegschaft finanziell und mental unterstützt haben.

Wirtschaftliche Lage: Der Blick in die Zukunft ist optimistisch

Trotz teils signifikanter Umsatzeinbußen blicken Familienunternehmen positiv in die Zukunft: Für das laufende Jahr rechnen laut unserer Family Business Survey immerhin 62 Prozent mit einem Wachstum, für das Jahr 2022 gehen 89 Prozent von einem Umsatzplus aus, darunter jedes zehnte Unternehmen in zweistelliger Höhe.

Digitale Transformation: Noch immer kein Fortschritt

Bei der Digitalisierung müssen Familienunternehmen ihren Worten nun auch Taten folgen lassen. Bereits in der Vorgänger-Studie aus dem Jahr 2018 erklärten 70 Prozent der Entscheider:innen, dass sie in den digitalen Wandel investieren und bis 2020 signifikante Fortschritte erreicht haben wollen. Seitdem hat sich wenig verändert: Nur 34 Prozent bescheinigen sich selbst ausgeprägte digitale Kompetenzen; lediglich zehn Prozent halten sich für so gut aufgestellt, dass die Digitalisierung nicht mehr ganz oben auf der Agenda steht. In 74 Prozent der Familienunternehmen hat die Verbesserung ihrer digitalen Fähigkeiten daher auch Top-Priorität – das ist weltweit der höchste Wert (Schnitt global: 52 Prozent).

Infografik: Priorisierung und digitale Fähigkeiten

Nachhaltigkeit: Chancen werden unterschätzt

Auch beim Thema Nachhaltigkeit haben Familienunternehmen Nachholbedarf. Zwar zeichnen sie sich durch ihren verantwortungsvollen Umgang mit ihren Mitarbeiter:innen und der Natur sowie ihr Engagement in ihrer Region aus. Doch vielfach handelt es sich um punktuelle Initiativen: Den Unternehmen fehlt eine umfassende Strategie zur Nachhaltigkeit. Die Hälfte der Familienunternehmen unterschätzt derzeit noch die Chancen, die mit nachhaltigem Wirtschaften einhergehen. So stellen nur 41 Prozent Klimaschutz in den Mittelpunkt ihrer Arbeit, und bei lediglich 20 Prozent spielen Kriterien zur Environmental Social Governance (ESG) und damit der Corporate Social Responsibility bereits eine zentrale Rolle.

Infografik: Nachhaltigkeit in Familienunternehmen

Die zwei Erfolgsfaktoren nach der Krise

1. Digitalisierung
Die digitale Transformation lässt sich nur dann vorantreiben, wenn Unternehmen den Wert von Daten und Analysetools erkennen und ihre Mitarbeiter:innen entsprechend schulen. Zudem bedarf es bei diesem Thema mutigen Vorausgehens der Führung, die den Kulturwandel initiiert. Wichtige Fragen bei dieser Art der Innovation sind:

  • Wie lassen sich durch die Optimierung von Daten bessere Entscheidungen treffen?
  • Welche Kriterien sind für eine erfolgreiche Transformation entscheidend?
  • Wie gelingt es mittleren Unternehmen, die Belegschaft beim Thema Digitalisierung mitzunehmen?

2. Nachhaltigkeit
Um Nachhaltigkeit wirklich zu verankern, benötigt der Mittelstand eine ganzheitliche Environmental Social Governance (ESG)-Strategie, die mit den eigenen Werten verbunden ist. Dabei ist es entscheidend, die Auswirkungen von ESG-Maßnahmen zu messen und so ihren Beitrag für eine soziale und nachhaltige Entwicklung transparent zu machen. Eine gute Orientierung für KMU bieten die ESG-Kennzahlen und Insights, die das Weltwirtschaftsforum veröffentlicht hat.

„Die Zeit der Trippelschritte ist endgültig vorbei, Familienunternehmen brauchen den großen Wurf: eine umfassende Strategie zur digitalen Transformation und ein nachhaltiges Geschäftsmodell, das sich an den Bedürfnissen des Markts ausrichtet.“

Dominik von Au,Geschäftsführer der INTES Akademie für Familienunternehmen und Partner bei PwC Deutschland

Die Methodik

Für die Studie „Family Business Survey 2021“ hat PwC 2.800 Familienunternehmen aus 87 Ländern befragt, darunter etwa 170 aus Deutschland. 

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