Net Zero Economy Index 2022

PwC-Studie: 1,5-Grad-Ziel erfordert globalen Kraftakt

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Gunther Dütsch
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Dramatischer Aufholbedarf

Um die Folgen des Klimawandels einzugrenzen, hat sich die internationale Staatengemeinschaft im Dezember 2015 darauf geeinigt, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken. Ein ambitionierter Rahmen, an dem auch bei der UN-Klimakonferenz 2021 (COP26) festgehalten wurde. Doch bereits der letztjährige Net Zero Economy Index zeigte, dass die Fortschritte bei der globalen Dekarbonisierung nicht reichen werden, um die vereinbarten Vorgaben zu halten. Die neue Auflage des Berichts zeigt nun, dass der Aufholbedarf weiter gewachsen ist.

„Auch wenn die Rückschritte bei der Dekarbonisierung zumindest in Teilen auf Erholungseffekte der Wirtschaft in Zusammenhang mit der Pandemie zurückzuführen sind, müssen die Vereinten Nationen ihre Anstrengungen erhöhen, um den Klimawandel effektiv zu bekämpfen.“

Gunther Dütsch, Partner, Sustainability Services bei PwC Deutschland

Der Net Zero Economy Index untersucht, wie sich die Emissionen der G20-Länder entwickeln. Dafür betrachten unsere Expert:innen die Höhe des Energieverbrauchs im Verhältnis zum BIP sowie dem CO2-Gehalt der verwendeten Energie.

Download Studie (PDF, 3,2 MB)

Die Studie im Überblick

Die Ergebnisse des neuen Net Zero Economy Index verdeutlichen, dass die Entwicklung der globalen Dekarbonisierung dramatisch hinter den Vorgaben zurückbleibt, die für die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens notwendig sind. Fast die Hälfte der G20-Staaten verzeichneten 2021 einen Anstieg bei ihren Emissionen. So auch Deutschland, dessen Dekarbonisierungsrate nach dem ohnehin schon nur durchschnittlichen Wert des vergangenen Jahres im neuen Berichtszeitraum mit einem Wachstum der CO2-Emissionen von 1,67 Prozent in den Negativbereich zurückgefallen ist. Das ist insofern problematisch, als dass die weltweit erforderliche Dekarbonisierungsrate schon im letzten Jahr bei 12,9 Prozent lag, während die Weltgemeinschaft lediglich auf einen Durchschnitt von 0,5 Prozent kam. Die Folge dieses Defizits: Der neue Richtwert wächst nun auf 15,2 Prozent.

Infografik: Net Zero Economy Index 2022

Multilaterale Krisen bremsen die Dekarbonisierung

Sowohl die anhaltenden Folgen der COVID-19-Pandemie als auch die globalen Implikationen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine haben einen wesentlichen Einfluss auf den Kampf gegen den Klimawandel. Materialengpässe, unterbrochene Lieferketten und Personalmangel bedingen beispielsweise, dass der Geschäftsbetrieb in vielen Unternehmen unter erschwerten Bedingungen aufrechterhalten werden muss. Und das erfolgt im Zweifel auch mit weniger klimafreundlichen Mitteln.

Obwohl die Emissionen von führenden Wirtschaftsmächten wie Japan, Frankreich oder den USA im vergangenen Jahr anstiegen, gelang es auch vielen G20-Staaten, stärker zu dekarbonisieren. So schnitt Südafrika mit 4,6 Prozent weniger Emissionen im diesjährigen Net Zero Economy Index am besten ab. Auf den Plätzen dahinter folgen Australien (-3,3 %), China (-2,8 %), die Türkei (-2,7 %), Kanada (-2,2 %), Saudi-Arabien (-1,8 %) und Südkorea (-1,6 %).

Infografik: Net Zero Economy Index 2022

Herausforderungen im Kollektiv angehen

Die im globalen Vergleich teils stark abweichenden Entwicklungen zeigen einmal mehr, dass es keine allgemeingültigen Formeln für die erfolgreiche Transformation zur Klimaneutralität gibt. Die Wirtschaft, insbesondere Unternehmen aus energieintensiven Industrien, stehen vor der großen Herausforderung, die Energiewende und Dekarbonisierung unter erschwerten Wettbewerbsbedingungen voranzutreiben. Der Schlüssel sind innovative Technologien, mit denen die Industrie ihre Treibhausgasemissionen wirksam reduzieren können, ohne an Momentum zu verlieren.

Unternehmen, Regierungen und Investoren müssen sich jetzt auf schnell umsetzbare Erfolge konzentrieren, um die für 2030 vereinbarten Ziele zu halten. Der für das Jahr 2050 angesetzte Rahmen erfordert dagegen, frühzeitig in langfristige Maßnahmen wie alternative Technologien und erneuerbare Energien zu investieren. Dabei ist es von immer größerer Bedeutung, als Gemeinschaft zu handeln und die kommenden Herausforderungen im Kollektiv anzugehen. Nur mit vereinten Kräften kann die globale Dekarbonisierung bis zum Netto-Null-Ziel erreicht werden. Das erfordert aber eine stärkere, strategische Zusammenarbeit zwischen Ländern, Unternehmen und Investoren.

Die Klimaziele der Unternehmen konkurrieren im Zuge der anhaltenden Krisen vermehrt mit anderen Prioritäten. Das darf jedoch nicht zu fehlgeleiteten Kompromissen führen. Die Energiewende gehört für Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft ganz oben auf die Agenda.

Die Methodik

Der Net Zero Economy Index stützt sich auf den Statistical Review of World Energy von bp, der den Energieverbrauch pro Brennstoffart je Land und die CO2-Emissionen basierend auf dem Verbrauch von Öl, Gas und Kohle wiedergibt. Die Emissionen werden anhand der Verbrauchsdaten und der Anwendung von Standard-CO2-Emissionsfaktoren für die Verbrennung aus der Liste der IPCC-Emissionsfaktoren berechnet. Nicht verbrennungsbedingte Tätigkeiten, wie die Verwendung von Erdölprodukten und Erdgas in der petrochemischen Industrie oder von Öl zur Herstellung von Bitumen für den Straßenbau, werden in der Analyse nicht berücksichtigt. Die Schätzungen des Anteils der nicht verbrannten fossilen Brennstoffe werden vom Gesamtverbrauch fossiler Brennstoffe abgezogen, bevor die entsprechenden Emissionsfaktoren angewendet werden.

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Partner, Sustainability Services & Climate Risk, PwC Germany

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