Starke Stürme mit Gewitter, Überschwemmungen, Dürren: Mit dem Klimawandel steigen für Unternehmen weltweit und branchenübergreifend die physischen Risiken.
Die extremen Wetterereignisse bedrohen nicht nur den operativen Betrieb, sondern auch die Verfügbarkeit von Versicherungen, die diese Risiken abdecken. Unternehmen wie Versicherer stehen daher aktuell vor der großen Herausforderung, sich strategisch neu auszurichten.
Ihr Experte für Fragen
Christoph Schellhas
Financial Services Sustainability Lead bei PwC Deutschland
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In Europa sind aktuell nur 26 Prozent der Schäden aus extremen Wetterereignissen versichert – und diese Lücke wird immer größer. Unternehmen wie Versicherer müssen hier gegensteuern. Die gute Nachricht: Es gibt konkrete Handlungsempfehlungen.
Unternehmensführer sind gefragt, Klimarisiken als Teil ihres Risikomanagements mitzudenken und entsprechende Anpassungen und Fortschritte transparent zu dokumentieren. Szenarien-basierte Bewertungen von Klimarisiken helfen, die verschiedenen Risikodimensionen zu verstehen und gezielte Anpassungen zu entwickeln.
Darauf aufbauend sollten Unternehmen ihre aktuellen Risikomanagement- und Versicherungsstrategien prüfen. Diese können sie im direkten Austausch mit Versicherern und in der Zusammenarbeit mit öffentlichen Akteuren und Gemeinden diskutieren und so gemeinsam die Versicherungsbedingungen verbessern.
Versicherer sind wiederum gefordert, innovative Produkte zu entwickeln, mit denen sie die Versicherungsnehmer dazu motivieren, ihre Anpassungsmaßnahmen zu verstärken und klimaresiliente Geschäftsmodelle zu implementieren. Durch explizite Risikoberatungsdienste können Versicherer Unternehmen bei ihrer Transformation unterstützen und gezielt fördern.
Zusätzlich sollten sie ihre eigene Rolle aktiver gestalten. Die Beteiligung an Initiativen zur Festlegung von Standards, etwa durch den Austausch von Best Practices oder die Entwicklung einheitlicher Kriterien für Klimaresilienz, kann den Wandel der Branche anstoßen. Aber auch die Unterstützung politischer Maßnahmen, trägt dazu bei, die zukünftige Verfügbarkeit von Versicherungen zu stärken und die Branche nachhaltig zu gestalten.
Mit den stärker werdenden Wetterereignissen steigen die Schäden und die Versicherungsprämien. Für Unternehmen wird der Versicherungsschutz zur finanziellen Belastung. Und Versicherer hinterfragen die Nachhaltigkeit ihrer Modelle, da Rückversicherer ihre Versicherungsbedingungen für sekundäre Gefahrenereignisse verschärfen. Sie müssen ihre Strategien überdenken und Anpassungen vornehmen, um weiter versicherungstauglich zu bleiben.
Der Sektor ist anfällig für konvektive Stürme, die Übertragungsleitungen oder Umspannwerke beschädigen. Versicherungen decken in der Regel Sachschäden und Stromausfälle ab, allerdings mit Einschränkungen. Energieunternehmen sollten daher ihre Anlagen durch die Verstärkung der Infrastruktur, fortschrittliche Prognosetechnologien sowie robuste organisatorische Strategien schützen. Der enge Austausch mit der Versicherung bleibt weiter unerlässlich, um Risiken effektiv zu managen.
Überschwemmungen bedrohen den kontinuierlichen Betrieb des Sektors. Entsprechend müssen veraltete Infrastrukturen dringend modernisiert werden. Spezialversicherungen bieten Schutz vor Sachschäden und Einnahmeverlusten, dennoch können Unternehmen auch u. a. naturbasierte Lösungen und eine umfassende organisatorische Planung berücksichtigen.
Niedrige Wasserstände durch Dürren werden zunehmend zur Gefahr für den inländischen Schiffsbetrieb. Unternehmen des Sektors müssen ihre Infrastruktur überarbeiten, sollten aber auch weiter den Austausch und gemeinsame Initiativen mit Versicherern stärken. Neben traditionellen Versicherungen wächst der Bedarf an leichter zugänglichen Lösungen, die Betriebsunterbrechungen versichern.
Rechenzentren und verwandte Einrichtungen müssen sich angesichts von Risiken durch Naturgefahren neu ausrichten. Die Auswahl von Standorten und die Absicherung von Einrichtungen in gefährdeten Gebieten werden immer wichtiger. Daher ist es für diesen Sektor entscheidend, Betriebsstätten anzupassen und effektive Hochwasserstrategien zu entwickeln, um die Betriebssicherheit zu gewährleisten.