Hamburger Startups tun sich schwer mit der Finanzierung

21 Januar, 2022

51 Prozent der Hamburger Gründer:innen geben dem Ökosystem in der Hansestadt gute Noten / Die Region punktet mit ihrer kulturellen Attraktivität und der Anziehungskraft für Talente / Große Unzufriedenheit herrscht in puncto Finanzierung und Kapitalzugang

Hamburg, 21. Januar 2022

Die Zufriedenheit der Hamburger Startups mit den Bedingungen an ihrem Standort hat sich wieder deutlich verbessert: Jedes zweite (51 Prozent) gibt dem Ökosystem in der Hansestadt gute Noten. Dieser Wert liegt zwar unter dem bundesweiten Durchschnitt von 65 Prozent, aber deutlich höher als im Vorjahr, als nur 38 Prozent der Hamburger Gründer:innen mit den Gegebenheiten in ihrer Region zufrieden waren. Dem Anspruch als Startup-Hotspot wird die Hansestadt jedoch noch nicht durchweg gerecht. Vor allem der Zugang zu Kapital gestaltet sich an Alster und Elbe schwierig. Ausbaufähig sind außerdem Kooperationen von Startups mit Wissenschaft und etablierter Wirtschaft.

Zu diesen Ergebnissen kommt der 9. Deutsche Startup Monitor (DSM), den der Bundesverband Deutsche Startups e. V. und PwC in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen erstellt haben. An der Studie haben sich über 2.000 deutsche Startups beteiligt, davon 138 mit Sitz in Hamburg.

Kapitalbeschaffung in Hamburg besonders schwierig

„Es ist erfreulich, dass die Gründer:innen Hamburg trotz der pandemiebedingten Schwierigkeiten im vergangenen Jahr deutlich positiver bewerten. Aber um die Region weiter zu einer Gründerhochburg auszubauen, kommt es jetzt darauf an, die Möglichkeiten zu Wachstumsfinanzierung signifikant zu verbessern. Eine gute Kapitalversorgung ist eine wichtige Voraussetzung, um ein Startup-Hotspot zu werden.“

Thorsten Dzulko,Standortleiter von PwC in Hamburg

Genau da – wenn es um die Finanzierung geht - schneidet Hamburg aber schwach ab. Zwar herrscht bei diesem Thema in Deutschland insgesamt Nachholbedarf - nur 38 Prozent der Befragten sind mit dem Zugang zu Kapital und Investitionen zufrieden. In Hamburg liegt dieser Wert mit 22 Prozent aber noch deutlich niedriger. Fast jede:r Zweite (44 Prozent) bezeichnet die Kapitalbeschaffung als eine der größten Hürden (bundesweit 36 Prozent).

Wagniskapitalfinanzierung rückläufig – entgegen bundesweitem Trend

Besonders deutlich werden die Defizite beim Blick auf die verschiedenen Finanzierungswege: Im Vergleich zum Vorjahr hat der Anteil der Hamburger Startups, die sich durch Venture Capital und Business Angels finanzieren, abgenommen: Nur noch 13 Prozent haben Zugang zu Wagniskapital (bundesweit 20 Prozent), im Vorjahr waren es 22 Prozent. Ähnlich sieht es bei den Business Angels aus: 2020 erhielt noch fast jedes zweite Hamburger Startup eine Finanzspritze auf diesem Weg, aktuell nur noch jedes dritte Unternehmen (bundesweit 30 Prozent).

„Deutschlandweit hat sich Wagniskapital zu einem der wichtigsten Finanzierungwege entwickelt. Auch etablierte Unternehmen beteiligen sich über Corporate Venture Capital immer häufiger an der Finanzierung von Startups. In Hamburg zeigt sich diese Entwicklung bisher aber noch nicht.“

Thorsten Dzulko,Standortleiter von PwC in Hamburg

„Das kann ich nur schwer nachvollziehen – denn grundsätzlich ist in der Hansestadt ausreichend Kapital vorhanden und vor allem mittelständische Unternehmen könnten von Investments in passende Startups profitieren.“

In puncto Kooperationen besteht Aufholbedarf

Auch wenn es um Kooperationen mit etablierten Unternehmen geht, herrscht Nachholbedarf. Nur 57 Prozent der Hamburger Startups kooperieren mit etablierten Unternehmen (bundesweit 65 Prozent). Und der Unmut der Gründer:innen mit dieser Situation ist messbar: Nur ein Drittel der Startups ist mit den Kooperationsmöglichkeiten mit etablierten Unternehmen zufrieden – bundesweit sind es immerhin 41 Prozent.

„Kooperationen sind ein zentraler Entwicklungsfaktor für Startup-Ökosysteme und schaffen vielfältige Synergien. Umso wichtiger ist es für Startups, den Austausch mit der Wirtschaft zu stärken und ihre Netzwerke gezielt auszubauen. Diese Vernetzung bringt wichtiges Know-how in die Praxis, von der Startups auf ihrem Wachstumspfad stark profitieren können.“

Jannis Grube,PwC-Initiative Next Level in der Region Nord

Entwicklungspotenzial belegt die Studie auch beim Schulterschluss mit der Wissenschaft: Lediglich 37 Prozent der Hamburger Startups kooperieren mit wissenschaftlichen Einrichtungen (bundesweit 54 Prozent). Der Anteil der Ausgründungen aus der Wissenschaft ist mit sechs Prozent sogar noch geringer als bundesweit (zehn Prozent).  Insofern verwundert es kaum, dass sich weniger als jedes vierte Gründerteam (23 Prozent) von der Universität kennt (bundesweit: 36 Prozent). „Gründungen in der Hansestadt erfolgen meist unabhängig von Hochschulen und Unternehmen. Dabei sind Ausgründungen aus Hochschulen und der damit einhergehende Forschungstansfer sehr vielversprechend“, meint Jannis Grube.

Tadel für die hohen Mieten, Lob für Attraktivität für Talente

Neben dem Zugang zu Kapital und Investitionen gibt es für die Hamburger Startups noch ein anderes großes Ärgernis: den angespannten Immobilienmarkt. Der Frust darüber ist groß und nur 21 Prozent zeigen sich mit der Verfügbarkeit bezahlbarer Büroimmobilien zufrieden – gegenüber einem deutschlandweiten Wert von 40 Prozent.

„Die Suche nach geeigneten und bezahlbaren Räumlichkeiten ist für die Jungunternehmer:innen extrem schwierig. Hier hat die Stadt einen sehr eindeutigen Handlungsauftrag. Maßnahmen zur Problemlösung könnten der Aufbau von Co-Working Spaces sein, die kostengünstige Vermietung von öffentlichen Gewerbeflächen oder auch die Vermietung universitärer Räume.“

Thorsten Dzulko,Standortleiter von PwC in Hamburg

Punkten kann Hamburg dagegen mit seiner kulturellen Attraktivität: Diesem Aspekt geben 86 Prozent der Befragten gute Noten. Weit zufriedener als im Bundesdurchschnitt zeigen sich die Hamburger Gründer:innen auch mit der Anziehungskraft der Stadt für Talente von außerhalb: 61 Prozent bewerten diese als positiv (bundesweit 47 Prozent). Mit Blick auf die hohe Attraktivität für Nachwuchskräfte aus dem In- und Ausland bietet Hamburg als internationale Metropole klare Vorteile bei der Rekrutierung. Diesen Trumpf gilt es nun auszuspielen, denn die Personalsuche gewinnt auch in Hamburg an Brisanz.

Drei weitere spannende Fakten über Hamburger Startups

Corona hat die Hamburger Startups noch fest im Griff: Die Corona-Pandemie beeinträchtigt die Startups in der Elbmetropole weiterhin stark. 60 Prozent geben an, dass sie noch immer negativ von der Pandemie betroffen sind. Bundesweit liegt dieser Wert nur bei 51 Prozent.

Die große Mehrheit plant Neueinstellungen: 94 Prozent wollen wieder einstellen, nachdem die Mitarbeiterzahl im Vergleich zum Vorjahr von 21 auf 13 gesunken war. Die Rekrutierung von Personal wird aber auch in der Hansestadt schwieriger und zählt mittlerweile zu den Top5-Hürden, vor denen Startups stehen.

Branchenabweichungen: Der Anteil von Startups aus dem Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie ist mit 24 Prozent gegenüber dem Bund (31 Prozent) niedriger. Dafür sind die Branchen Ernährung und Konsumgüter, Logistik und Medien-/Kreativwirtschaft stärker vertreten in der Hansestadt.

Über PwC:

PwC betrachtet es als seine Aufgabe, gesellschaftliches Vertrauen aufzubauen und wichtige Probleme zu lösen. Mehr als 295.000 Mitarbeitende in 156 Ländern tragen hierzu mit hochwertigen, branchenspezifischen Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei.

Die Bezeichnung PwC bezieht sich auf das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere der rechtlich selbstständigen Netzwerkgesellschaften. Weitere Details unter www.pwc.com/structure.

Contact us

Corinna Freudig

Corinna Freudig

PwC Communications, PwC Germany

Follow us