Krise im energieintensiven Mittelstand erreicht existentielles Niveau und beschleunigt die Deindustrialisierung im „kritischen industriellen Kern“ / Zunehmende Standortverlagerung löst nur Teilprobleme / Relevanz des industriellen Ecosystems wird unterschätzt / Sorgen bereiten vor allem Fachkräftemangel, Energiekosten und Bürokratie / Strategische Neuausrichtung kommt nur schleppend voran
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Frankfurt, 24. September 2024
Die energieintensive Industrie verzeichnet weltweit attraktive Wachstumsquoten – aber nicht in Deutschland. Hohe Energie- und Rohstoffkosten, wenig Fachkräfte, viel Bürokratie, sinkende Exportnachfrage: Der Standort Deutschland ist seit Jahren unter Druck und hat jetzt ein kritisches Level erreicht. So ist es nicht verwunderlich, dass nur 55 Prozent des energieintensiven Mittelstands den Standort für zukunftsfähig halten und der Investitionsfokus, auch trotz anhaltend chronischer Investitionsschwäche, für 30 Prozent der Unternehmen in den nächsten fünf Jahren außerhalb Deutschlands liegt. Im Vergleich zu anderen Regionen bildet Deutschland bei der Wettbewerbsfähigkeit das Schlusslicht – mit großem Abstand zu den USA, China, Nahost und dem restlichen Europa. Das hat nicht nur unmittelbare Auswirkungen für die Einzelunternehmen, sondern stellt auch zunehmend die Relevanz eines über Dekaden aufgebautes industrielles Ecosystem in Frage.
Das sind einige Ergebnisse der Studie „Wie lässt sich ein rasanter Abstieg Deutschlands zur Weltspitze verhindern?“, für die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC und Strategy&, die globale Strategieberatung von PwC, 300 Führungskräfte aus dem energieintensiven Mittelstand befragt haben und wissen wollten, wie sie mit den Herausforderungen umgehen und welche Strategien sie nutzen, um die aktuelle Krise zu meistern.
Fest steht: Der Druck, unter dem die energieintensive Industrie steht, ist enorm. Das betrifft rund 7.000 Einzelunternehmen mit mehr als zwei Millionen Beschäftigten und einer Wertschöpfung von 242 Milliarden Euro aus den Sektoren Basis- und Spezialchemie, Pharma, Kunststoff, Glas, Metall und Papier. Bei allen Subsektoren ist das Produktionsvolumen seit 2018 zurück gegangen – die Unterschiede sind allerdings beträchtlich: Während es bei der Pharmaindustrie „nur“ fünf Prozent sind, liegt das Minus bei der Chemieindustrie bei minus 21 Prozent.
„Unsere Gespräche mit vielen Mittelständlern sind alarmierend und gehen deutlich über ein ,Stimmungstief‘ hinaus, weil es zunehmend Überlegungen gibt, zu verkaufen oder ganz aufzuhören. Insbesondere die jüngere Generation treibt diese Entscheidungsprozesse teilweise schon sehr konkret voran.“
Die Unzufriedenheit mit dem Standort Deutschland ist jedenfalls hoch: Mit 55 Prozent hält lediglich eine knappe Mehrheit Deutschland für zukunftsfähig. Ein Grund sind die Energie- und Rohstoffkosten, die für 60 bzw. 54 Prozent „sehr relevante Faktoren“ für die Bewertung des Standorts sind – gefolgt von der Verfügbarkeit von Arbeitskräften sowie der Planungs- und Rechtssicherheit mit jeweils 52 Prozent. Obwohl die Kosten für Rohstoffe und Energie inzwischen leicht zurückgegangen sind, haben sie sich auf hohem Niveau eingependelt. Nicht einmal die Hälfte der Unternehmen kann diese gestiegenen Kosten an die Kunden weitergeben. Das führt dazu, dass 34 Prozent der Führungskräfte ihr Unternehmen als stark oder sehr stark gefährdet ansehen.
Trotz der Unzufriedenheit ziehen derzeit allerdings nur 15 Prozent der deutschen Mittelständler eine Verlagerung ihrer Produktion ins Ausland in Betracht. Ist also Entwarnung angesagt? Nein, im Gegenteil. Denn das hieße, dass Teile der Wertschöpfung abwandern und damit auch Lieferanten für hier ansässige Unternehmen. Der Blick auf die nächsten fünf Jahre liest sich noch alarmierender. Hier sind es bereits 30 Prozent der Befragten, die ihren Investitionsfokus ins Ausland verlagern. Über alle Subsektoren hinweg würde das einen durchschnittlichen Verlust von 10 Prozent beim hier erwirtschafteten Umsatzanteil bedeuten. In der Basischemie fällt er mit minus 20 Prozent besonders hoch aus.
Die Abwanderung in andere Länder kommt dabei vor allem für große Unternehmen in Frage. Für kleinere mittelständische Unternehmen sind die Hürden für den Gang ins Ausland deutlich höher. Daher müssen sie die Krise anders meistern – und das ist schwer, aber machbar.
„Die Möglichkeiten der klassischen Optimierung und kurzfristigen Kostensenkungen sind weitgehend ausgereizt. Nur sieben Prozent der Unternehmen können ihre Kosten komplett an die Kunden weitergeben. Aber die gute Nachricht ist: Es gibt andere strategische Stoßrichtungen. Ich empfehle Unternehmen, ihre White Spots zu identifizieren und dann gleichzeitig anzugehen – das kann zum Beispiel die Stärkung der Innovation sein, eine weitere Diversifizierung oder eine Spezialisierung.“
Letztere ist vor allem für die Spezialchemie, aber auch den Metall-, Glas und Papiersektor interessant. Denn: Je spezialisierter ein Unternehmen ist, um so unentbehrlicher macht es sich – und das gibt den Unternehmen die Möglichkeit, gestiegene Kosten einfacher an die Abnehmer weiterzugeben.
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