PwC-Analyse „Emissionsmarkt Deutschland“: Nur einem Unternehmen gelingt im Jahr 2025 ein IPO im Prime Standard / Eine einzelne Transaktion treibt das Volumen der Kapitalerhöhungen deutlich über den Vorjahreswert / Für 2026 rechnet PwC-Experte Stephan Wyrobisch mit leichter Erholung: „Fünf bis zehn Börsengänge sind realistisch.“
Frankfurt am Main, 18. Dezember 2025
2025 war kein gutes Jahr für Börsengänge in Deutschland: Mit nur drei Initial Public Offerings (IPOs) und einem Emissionsvolumen von 1,186 Milliarden Euro geht 2025 als schwächstes IPO-Jahr seit 2020 in die Geschichte ein. 2024 hatte die Frankfurter Börse immerhin fünf IPOs verzeichnet, die insgesamt Erlöse in Höhe von 1,914 Milliarden Euro einspielten.
Zu diesen Ergebnissen kommt die Analyse „Emissionsmarkt Deutschland“, für die das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC vierteljährlich die Aktienneuemissionen sowie Kapitalerhöhungen von Unternehmen mit Primary Listing an der Börse Frankfurt erfasst.
„Trotz stabilem Marktumfeld und gut laufender Indizes wagten sich in Deutschland 2025 deutlich weniger Unternehmen an die Börse, als wir vor einem Jahr erwartet hatten: Nach Absagen von mehreren IPOs im zweiten und dritten Quartal geht 2025 somit als enttäuschendes IPO-Jahr in die Geschichte ein.“
„Während andere europäische und globale Märkte ein gutes IPO-Jahr verzeichneten, trifft das auf Deutschland nicht zu: Die geringe Emissionsaktivität reflektiert das vorsichtige Verhalten der Investoren. Zum einen befindet sich die deutsche Wirtschaft in einer schwierigen, von Unsicherheit geprägten Lage. Daneben beobachten wir eine größere Flexibilität auf Emittentenseite, was Transaktionsstrukturen betrifft. So entscheiden sich immer mehr Unternehmen im aktuellen Marktumfeld für ein Dual-Track-Verfahren – und ziehen am Ende einen M&A-Deal dem Börsengang vor.“
Dem Prothesenhersteller Ottobock gelang im vierten Quartal, was kein anderes Unternehmen im Jahresverlauf schaffte: Ein IPO im Prime-Standard an der Frankfurter Börse. Bei seiner geglückten Erstnotiz im Oktober spielte das Unternehmen 808 Millionen Euro ein. Auch auf dem Sekundärmarkt hat sich die Aktie stabil entwickelt.
Mit dem Elektrotechnik-Zulieferer PFISTERER und dem Softwarehersteller innoscripta schafften 2025 zwei Unternehmen den Sprung ins Scale-Segment der Frankfurter Börse. Während die PFISTERER-Aktie seit IPO eine positive Wertentwicklung genommen hat, verläuft die Kursentwicklung von innoscripta weniger positiv.
Dazu kamen zwei namhafte Neuzugänge im Prime Standard, die durch Spin-offs entstanden sind: AUMOVIO als Spin-off des Automobilbereichs von Continental und der Marineschiffbauer TKMS durch die Abspaltung von thyssenkrupp. Beide Unternehmen sind zum Jahresende auch direkt in den MDAX eingezogen. Da die Listings dieser beiden Spin-offs ohne direkte Aktienplatzierungen erfolgten, werden sie in der Analyse nicht als IPO gewertet.
In puncto Kapitalerhöhungen fällt die Bilanz für das Gesamtjahr 2025 auf den ersten Blick solide aus: Insgesamt nutzten 20 Unternehmen das Instrument der Kapitalerhöhung, um sich insgesamt 3,82 Milliarden Euro über die Börse zu besorgen (Vorjahr: 22 Kapitalerhöhungen mit einem Gesamtvolumen von 569 Millionen Euro). Der Löwenanteil des Emissionsvolumens wurde allerdings von einer einzigen Kapitalerhöhung bestimmt: Der Energieversorger EnBW Energie Baden-Württemberg konnte im dritten Quartal 2025 3,106 Milliarden Euro einnehmen, um ein Investitionsprogramm voranzutreiben.
Auch bei den Fremdkapitalemissionen verlief das Jahr 2025 durchwachsen: Im Vergleich zum Vorjahr ging die Anzahl der Emissionen im Investment-Grade um rund zehn Prozent zurück: von 108 im Jahr 2024 auf 97 im Jahr 2025. Das Emissionsvolumen war ebenfalls rückläufig und lag für das Gesamtjahr bei 80,479 Milliarden Euro (Vorjahr: 83,611 Milliarden Euro).
Im High-Yield-Bereich zeigt sich ein ähnliches Bild: Dort hatte sich das Emissionsvolumen nach einem starken Jahresauftakt im ersten Halbjahr 2025 noch über dem Niveau des Vorjahres bewegt. Ein schwaches zweites Halbjahr und insbesondere das Schlussquartal des Jahres sorgten jedoch insgesamt für einen Rückgang des Volumens um 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Anzahl der Emissionen von High-Yield Bonds sank deutlich – von 57 im Jahr 2024 auf 40 im Jahr 2025. Die jüngste Zinssenkung durch die FED wird wahrscheinlich zu einem deutlichen Anstieg der Emissionen von High-Yield Bonds in 2026 führen.
Für das Jahr 2026 geht PwC-Experte Stephan Wyrobisch trotz solider Rahmenbedingungen nicht von einem Boom-Jahr für Börsengänge aus:
„Das Kapitalmarktumfeld war in den letzten Monaten grundsätzlich stabil, Indizes liefen gut, und auch das makroökonomische Umfeld schien sich zu stabilisieren, unterstützt von Zinssenkungen und abflauenden Zollkonflikten. Gleichzeitig sind viele Private-Equity-Unternehmen und Start-ups aus gefragten Branchen wie dem Defence-Bereich in Deutschland grundsätzlich bereit für den Börsengang. Allerdings muss sich das Vertrauen in den Kapitalmarkt als Exit- und Finanzierungsoption nach den Jahren mit geringer Emissionstätigkeit erst wieder aufbauen. Insofern rechne ich damit, dass wir 2026 ungefähr fünf bis zehn Börsengänge in Frankfurt sehen werden.“
Ein weiterer Grund dafür könnte auch ein erneut entflammter Trend aus den USA sein, der aktuell nach Europa schwappt: Dort erfreuen sich so genannte Special Purpose Acquisition Companies (SPACs) wieder großer Beliebtheit. Rund die Hälfte des Transaktionsvolumens aus den Finanzdienstleistungssektor am US-Kapitalmarkt entfiel 2025 auf SPAC-Transaktionen. Dabei sammelt eine Mantelgesellschaft zunächst über einen Börsengang Geld ein, um damit im zweiten Schritt die Übernahme eines privaten Unternehmens zu finanzieren, das damit den Sprung an die Börse schafft.
„Es ist durchaus denkbar, dass dieser Trend sich auch auf den deutschen Transaktionsmarkt auswirkt, weil Unternehmen sich entscheiden, über den Umweg eines de-SPAC in den USA an die Börse zu gehen.“
Im „Emissionsmarkt Deutschland“ erfasst PwC vierteljährlich sämtliche Aktienneuemissionen sowie Kapitalerhöhungen von Unternehmen mit Primary Listing an der Börse Frankfurt. Darüber hinaus werden Neuemissionen von Unternehmensanleihen deutscher Emittenten erfasst. Die Angaben der Kapitalerhöhungen basieren auf Informationen von Refinitiv, Bloomberg und Capital IQ und beinhalten Transaktionen bis einschließlich 12. Dezember 2025.
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