Global Treasury Studie 2025

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Peter Reipen
Finance Transformation; Risk Consulting; Risk & Regulatory; Treasury bei PwC Deutschland
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Cash- und Liquiditätsmanagement bleibt weiter größte Priorität

Volatile Finanzmärkte mit schwankenden Wechselkursen und Zinssätzen, geopolitische Unsicherheiten, Zollstreits: Mehr denn je müssen Treasury-Abteilungen durch effektives Cash- und Liquiditätsmanagement (CLM) die Liquidität und damit die Resilienz ihres Unternehmens sichern. Doch obwohl das CLM wie in den vergangenen Jahren höchste Priorität hat, existieren weiterhin eine Vielzahl an manuellen Prozessen und Aufwänden in den Unternehmen. Der Global Treasury Survey 2025 von PwC und Treasury Management International (TMI) befragte 350 Finanzverantwortliche aus 32 Ländern und 24 Branchen – darunter 70 deutsche Unternehmen – zu ihren Anpassungen an das aktuelle Geschäftsumfeld.
 
Treasurer sind gefragt, Prozesse flexibel zu halten, um schnell auf Marktveränderungen reagieren zu können. Gleichzeitig benötigen sie den Weitblick, komplexe Technologien erfolgreich zu integrieren und eine effiziente Datennutzung abzusichern. Die wachsende Verantwortung verändert die Rolle der Treasurer. Sie sind der Schlüssel zur Resilienz und Agilität eines Unternehmens.

Die Studie im Überblick

Ohne sorgfältige Planung geht es nicht

Auch in der sechsten Ausgabe des Global Treasury Surveys bleibt das Cash- und Liquiditätsmanagement (CLM) das zentrale Handlungsfeld der Treasury. Dazu gehört sowohl die präzise Planung der Liquidität als auch die Definition und Entwicklung einer geeigneten Bankkontenstruktur sowie Cash-Pool-Struktur zur Sicherstellung der Liquidität. Dazu passend stufen die deutschen Befragten das CLM bei der strategischen Einordnung zusammen mit dem Bank Relationship Management auf dem geteilten zweiten Platz (20 %) ein, und bei den manuellen Aufwänden nur auf dem vierten Platz (6 %). Am meisten strategisches Gewicht sprechen sie der Fremdfinanzierung (36 %) zu. Das unterstreicht die Relevanz der Liquiditätssicherung im Unternehmen. Die meisten manuellen Aktivitäten fließen in das Cash Flow Forecasting (CFF, 33 %), das Bank Relationship Management (BRM, 30 %) und das Bank Account Management (BAM, 14 %). Hierbei ist auffällig, dass im globalen Vergleich in Deutschland neun Prozentpunkte mehr händische Arbeit in das BRM fließen, während sechs Prozentpunkte weniger für das CLM aufgewendet werden.

Demokratisierung von Daten

Der hohe manuelle Aufwand beim Cash Flow Forecasting lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen. Über die Hälfte der deutschen Treasurer beklagen ungenaue Prognosen, während rund ein Viertel den eingeschränkten Zugang zu Daten als klare Herausforderung benennen. Um diese Probleme zu lösen, sollten Treasurer intern mehr Mitspracherecht bei der abteilungsübergreifenden Nutzung von Daten erhalten. Diese müssen sie auch ihrerseits einräumen. Eine Demokratisierung des Datenhaushalts im Unternehmen kann dazu beitragen, eine verlässlichere Grundlage für genauere Vorhersagen zu schaffen. Und mit der Implementierung geeigneter Technologien lassen sich Forecasting-Aufgaben langfristig automatisieren, was wiederum den manuellen Aufwand erheblich reduziert. Automatisierung stellt auch die Grundlage für Predictive-AI-Forecasting-Lösungen dar, die zunehmend im Markt implementiert werden.

KI im Finanzbereich: Hype oder echtes Potenzial?

Bei der Frage nach dem Technologieeinsatz führt aktuell kein Weg mehr an Künstlicher Intelligenz (KI) vorbei. 74 % der Befragten nutzen KI bereits oder planen ihren Einsatz. Schwerpunkte liegen dabei im Machine Learning (71 %) sowie der prädiktiven Analytik (64 %). Die möglichen Anwendungsfälle sind vielfältig: von präziseren Prognosen über Betrugserkennung bis hin zur Automatisierung von Prozessen.

Die Studienergebnisse zeigen allerdings auch, dass lediglich ein Viertel der Befragten (23 %) die eigenen KI-Fähigkeiten als mäßig ausgereift ansieht und erst 3 % diese als sehr ausgereift und voll integriert kategorisieren. Der Großteil (42 %) befindet sich noch in der Experimentier- oder Pilotphase.

Von der Theorie in die Praxis

Um den Übergang vom Ausprobieren hin zur Optimierung zu schaffen, müssen Treasury-Teams gezielt in Talente, Tools und Strategien investieren. Aktuell setzen 54 % der Unternehmen bei der Entwicklung von KI-Kenntnissen noch auf das Selbststudium ihrer Mitarbeitenden. Nur 8 % haben Mitarbeitende für KI-spezifische Aufgaben eingestellt. Für einen nachhaltigen Wandel sollten Treasurer zunächst analysieren, welche Aufgaben und Prozesse mithilfe von KI gelöst oder verschlankt werden können. Daran anschließend müssen die Mitarbeitenden mithilfe von maßgeschneiderten Weiterbildungen und den passenden Tools befähigt werden, die Potenziale von KI für ihre tägliche Arbeit zu nutzen.

Mehr Zeit fürs Wesentliche: Managed Services als Effizienzhebel im Treasury

Parallel zur Integration von KI-Technologien setzen immer mehr Treasurer auf Managed Services, um die Skalierbarkeit und Effizienz ihrer Finanzprozesse zu verbessern. Besonders beliebt sind sie für elektronische Bankkontenverwaltung (eBAM), Zahlungen im Auftrag (POBO/ROBO) oder Cash-Positioning. Durch das Auslagern operativer Aktivitäten gewinnen Treasurer wertvolle Zeit, die sie in strategische Aufgaben investieren können. Dieser Shift ermöglicht eine stärkere Fokussierung auf die Kernkompetenzen – und ist notwendig, um im dynamischen Marktumfeld bestehen zu können.

Financial Risk Management priorisieren

Mit Blick auf die geopolitische Lage und die zumindest gegenwärtig bestehende Volatilität des USD gegenüber dem Euro wachsen die finanziellen Risiken und somit auch die Bedeutung eines funktionierenden Financial Risk Management (FRM). So werden Wechselkursrisiken (Foreign Exchange; FX) als größtes ökonomisches Risiko für Treasurer identifiziert, gefolgt von Zinssätzen und Rohstoffpreisen. Trotz der Vielzahl an finanziellen Risiken landet das FRM in der Umfrage nur auf Platz drei der priorisierten Handlungsfelder von Treasurern und dem CFO. Dabei sollten Treasurer die potenziellen Auswirkungen der Risiken nicht unterschätzen und eine geeignete Risikostrategie sowie ein möglichst standardisiertes Vorgehen zur Ermittlung der Netto-Risikoposition entwickelt haben. Der Einsatz passender Lösungen wie etwa ein Treasury Management System (TMS) hilft, solche Strategien umzusetzen, eine präzise Risikobewertung und -steuerung zu gewährleisten und insbesondere die Resilienz gegenüber Marktveränderungen zu stärken.

Die Methodik

Der Global Treasury Survey 2025 von PwC in Zusammenarbeit mit Treasury Management International (TMI) spiegelt wider, wie 350 Finanzverantwortliche aus aller Welt sich an das komplexe Geschäftsumfeld anpassen. Für die sechste Ausgabe der Studie wurden zwischen Januar und März 2025 Vertreter:innen aus 32 Ländern und 24 Branchen befragt, mit einem durchschnittlichen Jahresumsatz der Firmen von 16,68 Milliarden Euro. Aus Deutschland nahmen 70 Firmen aus 17 Branchen an der Umfrage teil.