Technologischer Fortschritt und gesellschaftliche Veränderungen prägen unseren Arbeitsalltag. Unternehmen und Beschäftigte stehen vor der Aufgabe, sich flexibel auf diese neuen Entwicklungen einzustellen – allen voran auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Die aktuelle PwC-Studie „Global Workforce Hopes and Fears 2025“ zeigt, dass die Mehrheit der Beschäftigten in Deutschland ihrer beruflichen Zukunft mit Zuversicht begegnet. Gleichzeitig wird deutlich: KI kann die Qualität und Kreativität der Arbeit spürbar steigern, wird aber bislang noch zurückhaltend genutzt. Für Unternehmen kommt es daher umso mehr darauf an, Vertrauen zu schaffen, Weiterbildung zu fördern und eine Unternehmenskultur zu etablieren, die anregt, mit Hilfe von KI neues zu schaffen und nicht nur bestehendes zu optimieren.
„Wer heute gezielt in KI-Kompetenzen und eine offene Lernkultur investiert, gestaltet nicht nur den Wandel, sondern sichert sich auch die Zukunftsfähigkeit seines Unternehmens.“
Die Studie, für die weltweit knapp 50.000 Beschäftigte befragt wurden, analysiert neben dem allgemeinen Stimmungsbild und den technologischen Einflüssen auf die Arbeitswelt auch den Zugang zu Lern- und Weiterbildungsressourcen. Ein Thema, bei dem deutsche Beschäftigte unter dem globalen Schnitt liegen und dementsprechend Nachholbedarf haben. Hier sind insbesondere Führungskräfte gefragt, bei der Kompetenzentwicklung besser zu unterstützen – auch, um der vielerorts vorhandenen Wechselbereitschaft etwas entgegenzusetzen und wichtige Talente zu sichern.
Deutsche Beschäftigte zeichnen sich durch einen bemerkenswerten Optimismus aus: 59 % sind zuversichtlich, was die Zukunft ihrer eigenen Rolle im Unternehmen angeht – etwas mehr als der globale Durchschnitt (53 %). Noch deutlicher wird die Zufriedenheit im Arbeitsalltag: 70 % freuen sich auf ihre Arbeit, 78 % sind stolz auf ihren Job, und 63 % erleben ihre Tätigkeit als sinnvoll. Diese positive Grundhaltung ist ein wertvolles Kapital, denn sie bildet die Basis für Engagement, Produktivität und Innovationsbereitschaft.
Gleichzeitig zeigt die Studie, dass KI längst in deutschen Unternehmen angekommen ist, aber immer noch nicht flächendeckend genutzt wird. Im vergangenen Jahr haben 43 % der Beschäftigten mit KI gearbeitet, weltweit sind es bereits 54 %. Besonders generative KI – also Anwendungen wie Chatbots oder integrierte Assistenten – wird von denjenigen, die sie nutzen, als echter Mehrwert empfunden: 65 % berichten von einer verbesserten Arbeitsqualität und 58 % von gesteigerter Kreativität. Dennoch bleibt die regelmäßige Nutzung ausbaufähig. Insbesondere Führungskräfte stehen damit vor der Aufgabe, die Neugier für KI gezielt zu fördern. Gleichzeitig gilt es nicht nur Einzel-Use Cases zu realisieren, sondern mit KI wirklich umfassende Veränderungen und Transformationen von Geschäftsmodellen und Arbeitweisen voranzutreiben.
Die Studie macht deutlich, dass viele Beschäftigte in Deutschland die Auswirkungen von KI auf ihre eigene Arbeit noch unterschätzen. Nur 35 % glauben, dass technologische Veränderungen ihren Job in den nächsten drei Jahren stark beeinflussen werden. Zugleich erwarten nur 28 % der deutschen Befragten, dass durch KI mehr Einstiegsjobs entstehen werden. Für Unternehmen bedeutet das, jetzt die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen – insbesondere Vertrauen in die Technologie und klare Regeln für den Einsatz durch eine gute Governance.
Die Herausforderung: Nur 55 % der deutschen Beschäftigten haben Zugang zu Lern- und Entwicklungsressourcen, etwas weniger als im globalen Vergleich (59 %). Dabei ist gerade die gezielte Förderung von Kompetenzen entscheidend, um den Wandel aktiv mitzugestalten und neue Chancen zu nutzen. Beschäftigte, die beim Aufbau neuer Fähigkeiten unterstützt werden, sind deutlich motivierter und offener für Veränderungen.
Unternehmen sollten jetzt praxisnahe Lernwege schaffen und Mitarbeitende aktiv an erste KI-Anwendungsfälle heranführen. Das gelingt zum Beispiel durch unternehmensweite „AI Academies“, die – gestützt durch KI – modulare und personalisierte Lernpfade für verschiedene Funktionen und Erfahrungslevel anbieten – vom Grundlagenkurs bis hin zu spezialisierten Deep-Dive-Workshops für Expertenteams.
Ergänzend sollten Unternehmen nicht bei Einzelanwendungen stehenbleiben, sondern Arbeit und Geschäft grundlegend neu denken: Wo entsteht künftig Kundennutzen und Erlös, welche Rollen und Fähigkeiten braucht es, wie werden Verantwortung, Zusammenarbeit und Entscheidungswege gestaltet? Transformations-Labs bzw. Think Tanks können diesen Perspektivwechsel orchestrieren, neue Angebote und Arbeitsmodelle im Markt erproben und die Erkenntnisse in ein skalierbares Operating Model mit klarer Governance übersetzen. So wird aus punktueller Effizienz eine echte Erneuerung von Wertschöpfung, Produktivität und Wachstum – mit messbaren Ergebnissen und einem strukturierten Transfer ins Kerngeschäft.
Während das Vertrauen der deutschen Beschäftigten in direkte Führungskräfte mit 59 % vergleichsweise hoch ist, besteht gegenüber dem Top-Management noch Luft nach oben. Nur 47 % vertrauen der Unternehmensleitung – ein Wert, der unter dem globalen Durchschnitt liegt (51 %). Vertrauen ist ein entscheidender Faktor, um Unsicherheiten abzubauen und Motivation zu stärken. Kompetenzentwicklung braucht psychologische Sicherheit. Führungskräfte sollten deshalb eine klare Zukunftsvision vermitteln, die Ziele transparent machen und die Mitarbeitenden aktiv einbinden. Dennoch liegen deutsche Unternehmen bei der gelebten Fehlerkultur mit 49 % hinter dem globalen Schnitt von 54 %.
Nicht zuletzt spielen Arbeitsplatzsicherheit und Vergütung eine wichtige Rolle für die Motivation. 66 % der Befragten sind zuversichtlich, was ihre Jobsicherheit in den nächsten zwölf Monaten angeht. Gleichzeitig erhalten nur 37 % eine Gehaltserhöhung (global: 43 %), und auch Beförderungen sind seltener als global (10 zu 17 %). Wer keine finanzielle Wertschätzung erfährt, ist oft weniger zufrieden und weniger bereit, Veränderungen mitzutragen. Besonders gefragt sind inzwischen KI-Kompetenzen: Laut PwC AI Jobs Barometer verdienen Beschäftigte mit entsprechenden Fähigkeiten im Schnitt 56 % mehr und profitieren von besseren Jobchancen.
Eine zukunftsfähige Arbeitswelt entsteht dort, wo Unternehmen gezielt in Vertrauen, Weiterbildung und eine offene Unternehmenskultur investieren. KI kann zum Motor für Motivation, Innovation und nachhaltigen Erfolg werden – vorausgesetzt, sie wird strategisch und menschenzentriert eingeführt. Führungskräfte stehen vor der Aufgabe, den Wandel aktiv zu gestalten, Unsicherheiten zu adressieren und ihre Teams auf dem Weg in die Arbeitswelt von morgen mitzunehmen.
„Eine starke Unternehmenskultur entsteht dort, wo Führungskräfte Vertrauen schaffen, Orientierung geben und den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Gerade in Zeiten des Wandels sind es diese Konstanten, die Teams erfolgreich und innovativ machen.“
Petra Raspels,Partner, EMEA Workforce Lead, PwC DeutschlandGlobal PwC Hopes and Fears Survey 2025
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Die PwC-Studie basiert auf einer breit angelegten Online-Befragung von 49.843 Beschäftigten aus 48 Ländern und 28 Branchen, durchgeführt zwischen dem 7. Juli und dem 18. August 2025. Um die Ergebnisse möglichst repräsentativ zu gestalten, haben wir die Antworten proportional zur Alters- und Geschlechterverteilung der Erwerbsbevölkerung in den jeweiligen Ländern gewichtet. Aus den Angaben wurde ein „Motivationsindex“ gebildet, der das individuelle Engagement im Job abbildet. Mithilfe fortschrittlicher statistischer Verfahren untersuchte das Forschungsteam Faktoren, die die Motivation beeinflussen – wie Vertrauen, Autonomie, Führungskultur und psychologische Sicherheit.