NextGen Survey 2022

PwC-Studie: Die nächste Generation kennt die Chancen, die Nachhaltigkeit für ihr Familienunternehmen mit sich bringt, hat aber noch keine konkrete Idee für die Umsetzung.

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Uwe Rittmann
Leiter Familienunternehmen und Mittelstand bei PwC Deutschland
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Die NextGen will den Wandel, agiert aber zögerlich

Mit ihr sind hohe Erwartungen verbunden: Die nächste Generation, kurz NextGen, muss gleich zwei große Umbrüche bewältigen – den Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft und die digitale Transformation. Und das in einer Zeit multipler Krisen: Energiekrise, Fachkräftemangel, Lieferkettenprobleme, Inflation und massiver geopolitischer Unruhen durch Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine. Ist die junge Unternehmergeneration bereit, diese Verantwortung zu übernehmen? Was treibt sie an, was bremst sie aus? Welche Pläne verfolgt sie für die kommenden Jahre, um das eigene Familienunternehmen in unsicheren Zeiten fit für die Zukunft zu machen? Antworten auf diese Fragen gibt der „NextGen Survey 2022“, für den PwC gemeinsam mit der INTES Akademie für Familienunternehmen weltweit mehr als 1.000 NextGens aus 68 Ländern befragt hat, darunter 100 aus dem deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich und Schweiz). Die jungen Unternehmer geben im Survey Einblick in ihre Perspektiven und Herangehensweisen.  

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Die Studie im Überblick

Nachhaltigkeit: Die Einsicht ist da, aber die Tatkraft fehlt

Familienunternehmen und Mittelstand werden künftig nur dann erfolgreich sein, wenn sie nachhaltig arbeiten. Davon ist auch die Next Generation in der DACH-Region überzeugt: 77 Prozent fühlen sich verantwortlich für die Bekämpfung des Klimawandels und seiner Folgen (global: 71 Prozent). Bei der Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft können Familienunternehmen eine Vorreiterrolle einnehmen, bestätigen 67 Prozent der Befragten. Das sind ermutigende Signale – die allerdings bislang noch nicht über Lippenbekenntnisse hinausgehen. Denn gerade einmal 29 Prozent setzen sich bereits aktiv dafür ein, die Umweltauswirkungen ihres Familienunternehmens zu reduzieren, und lediglich 32 Prozent haben eine Nachhaltigkeitsstrategie als Grundlage für ihre Entscheidungen (global: 39 Prozent).

Unternehmensziele: Die höchste Priorität hat Wachstum

Wofür will sich die Next Generation in den nächsten zwei Jahren einsetzen? Sie eint ein großes Ziel: das Umsatzwachstum des eigenen Familienunternehmens voranzutreiben. Das hat höchste Priorität sowohl für die Vertreter:innen aus der DACH-Region mit 58 Prozent ebenso wie für NextGens weltweit mit 65 Prozent. Nach den Einbußen durch die Pandemie ist der Wunsch nach Wachstum kaum verwunderlich. An diesem Ziel richten sich auch die weiteren Pläne für die Zukunft aus. So wollen 51 Prozent der Befragten neue Talente einstellen, 45 Prozent setzen auf digitale Weiterbildung der Belegschaft und 44 Prozent planen, neue Märkte und Sektoren für ihr Unternehmen zu erschließen.

Digitalisierung: NextGens sehen klaren Aufholbedarf

Die digitale Weiterbildung der Belegschaft zählt zu den Top-3-Prioritäten der NextGen. Und das aus gutem Grund: Die junge Generation sieht in puncto Digitalisierung großen Aufholbedarf, wie mehr als die Hälfte bestätigt. Lediglich 44 Prozent attestieren dem eigenen Family Business starke digitale Fähigkeiten. Ein Grund für das Zögern bei der digitalen Transformation ist offenbar auch ein Generationen-Clash. Denn jeweils rund ein Drittel der Studienteilnehmer:innen sagt, dass die aktuelle Generation die Chancen der Digitalisierung nicht versteht oder es im Unternehmen Widerstand gibt. Das kann auch als klarer Aufruf für die Next Generation verstanden werden, sich bei dem Thema weit stärker als bisher einzubringen.

Nachfolge: NextGens wollen Verantwortung, werden aber ausgebremst

Der Survey zeigt, dass die junge Generation durchaus bereit ist, Verantwortung zu übernehmen – auch an der Spitze: 60 Prozent sehen sich spätestens in fünf Jahren in einer Führungsfunktion im eigenen Familienunternehmen. Das setzt allerdings voraus, dass die jetzige Generation Verantwortung abgibt. Genau daran scheitern viele Unternehmerfamilien allerdings. Mehr als die Hälfte der Elternvertreter hat Probleme, ihren Platz für die Next Generation zu räumen. Global sind es sogar 57 Prozent. Ebenso haben lediglich 21 Prozent der Nachfolger:innen die Chance, Projekte im eigenen Familienunternehmen voranzubringen. Offenbar herrscht auch noch viel Unklarheit über die künftige Rollenverteilung: Knapp die Hälfte der NextGens kennt die Vorstellungen der Elterngeneration für die Karriereperspektiven im Familienunternehmen nicht.

Herausforderungen: Spezifisches Fachwissen fehlt

Vielen NextGens fehlt auch das notwendige Wissen, um ihre Rolle zu übernehmen und den nachhaltigen Wandel voranzutreiben. So bestätigt ein Viertel der NextGens im deutschsprachigen Raum, dass gerade die Pandemie den Weiterbildungsbedarf schonungslos offengelegt hat. Zusätzliche Expertise wünscht sich die junge Generation etwa in den Feldern Leadership und Soft Skills (52 Prozent), Finance und Investitionen (43 Prozent), Geschäftsmodellinnovation (31 Prozent) und Digitalisierung (30 Prozent). Wissen im Bereich ESG (Environmental Social Governance) spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.

Empfehlungen für die NextGen

Wie kann es der Next Generation gelingen, ihren Platz zu finden und das Familienunternehmen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen? Das sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren:

Nachhaltigkeit in Unternehmensstrategie einplanen

Definieren Sie den Unternehmenserfolg neu und schaffen Sie die Grundlagen für nachhaltiges Wachstum. ESG (Enviromental Social Governance) wird zum Dreh- und Angelpunkt künftigen Unternehmenswachstums – und Sie als NextGen müssen eine Führungsrolle bei der Entwicklung und Implementierung einer ESG-Strategie übernehmen.

Unternehmensstrategie überdenken

Schlagen Sie neue Wege ein und stellen Sie Grundlegendes in Frage: Was macht Ihr Unternehmen aus? Und was ist notwendig, damit Sie auch in Zukunft erfolgreich sind?

Führungsstil überdenken

Etablieren Sie einen neuen Führungsstil. Neue Zeiten erfordern eine neue Art von Führungskräften. Wenn Familienunternehmen in einem sich rasch verändernden Umfeld erfolgreich sein wollen, brauchen sie eine visionäre und kooperative Führung. Eignen Sie sich das notwendige Wissen an und seien Sie offen für neue Konzepte.

Netzwerk ausbauen

Wesentlich ist auch, dass die NextGen auf Network setzt und ihr Vertrauen von Seiten der Elterngeneration entgegengebracht wird. 

„Familienunternehmen und Mittelstand stehen vor einem Wendepunkt. Wer jetzt nicht die Chancen nachhaltigen Wirtschaftens ergreift, verliert den Anschluss. Die NextGen ist prädestiniert, diesen Wandel anzugehen. Dafür braucht sie allerdings weit mehr Entschiedenheit und Tatkraft als bisher.“

Uwe Rittmann, Leiter Familienunternehmen und Mittelstand

Die Methodik

Für den „NextGen Survey 2022“ hat PwC gemeinsam mit der INTES Akademie für Familienunternehmen weltweit mehr als 1.000 NextGens aus 68 Ländern befragt, darunter 100 aus dem deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich und Schweiz).

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Alexander Niegisch, LL.M

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