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Gerald Gonsior
Leader Asset & Wealth Management bei PwC Deutschland
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Immer mehr Anlage- und Vermögensverwalter in Deutschland setzen verstärkt auf Cloud-Anwendungen, um neue Kundenwünsche zu erfüllen und ihre Prozesse effizienter zu gestalten. Aktuell nutzt die Branche Cloud-Technologien vor allem in administrativen Bereichen. Dabei wird verstärkt auf standardisierte, öffentliche Cloud-Services zugegriffen.
Wie die PwC-Studie „Cloud Computing im Bereich Asset & Wealth Management (AWM)“ ergab, sehen Vermögensverwalter die Cloud zunehmend als Chance, ihre Digitalisierung voranzutreiben, ihre Ertragskraft und Resilienz zu steigern sowie ihren Kunden personalisierte und nachhaltige Produkte und Services anzubieten.
Zwei von drei der befragten IT-Expert:innen bei 16 Finanzdienstleistern mit dem Schwerpunkt AWM bewerten die Bedeutung von Cloud Computing für das eigene Unternehmen aktuell als eher hoch – drei Viertel sehen eine hohe Relevanz für die Branche in Deutschland.
Zudem erwarten 88 Prozent der Befragten, dass die Bedeutung von cloudbasierten Services im Asset and Wealth Management in den kommenden fünf Jahren weiter steigen wird. 81 Prozent prognostizieren dies für das eigene Unternehmen. Nach Einschätzung der Befragten dürfte dabei eine vollständige Auslagerung von Prozessen wie die Auswertung von Daten nach ESG-Kriterien und die Bereitstellung von IT-Leistungen immer wichtiger werden.
Aktuell nutzen Anlage- und Vermögensverwalter in Deutschland die Cloud am häufigsten für das Customer Relationship Management (63 Prozent). 56 Prozent verwenden Cloud-Technologien im Frontoffice etwa zur Portfolio-Konstruktion oder im Handel. 50 Prozent haben Personaldienstleistungen in die Cloud verlagert.
Im Backoffice – etwa bei der Fondsbuchhaltung, wo die Hälfte der Vermögensverwalter bereits Tätigkeiten ausgelagert hat – kommen erst bei einem Viertel der Häuser Cloud-Lösungen zum Einsatz.
Als wesentliche Vorteile der Cloud nennen 69 Prozent die Flexibilität etwa bei einer weltweiten Nutzung innerhalb des Konzerns. Jeweils 56 Prozent verweisen hier auf Verbesserungen in den Bereichen Sicherheit, Verfügbarkeit und Support sowie auf kürzere Einführungszeiten etwa von neuen Lösungen („Time-to-Market“). Die Hälfte der Entscheider sieht einen wesentlichen Vorteil darin, dass komplexe IT-Strukturen mithilfe einfach skalierbarer Cloud-Lösungen reduziert werden können.
Aktuell verwendet die Mehrzahl (56 Prozent) der Vermögensverwalter eine Public Cloud. 44 Prozent greifen auf eine Hybrid Cloud und 38 Prozent auf eine Private Cloud über den hauseigenen Server zu. In der Regel werden Software-Lösungen aus der Cloud (Software-as-a-Service/SaaS) als Einstiegspunkt genutzt.
„Kosten und Nutzen der Cloud orientieren sich primär an den Möglichkeiten der Cloud-Dienste. Insbesondere in Entwicklungsprozessen sind öffentliche Cloud-Dienste oftmals bereits Standard in den Unternehmen.“
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88 Prozent erwarten künftig eine noch stärkere Verlagerung von IT-Dienstleistungen in die Cloud. 44 Prozent gehen von einer vollständigen Auslagerung von Prozessen im Asset and Wealth Management aus. 38 Prozent rechnen damit, dass sie künftig Joint-Venture-Plattformen mit anderen Marktteilnehmern nutzen werden.
Als größte Herausforderung bei der Cloud-Nutzung nennen 63 Prozent eine nicht ausreichende Gewährleistung der Sicherheit von Unternehmensdaten. Dabei geht es häufig um die Frage, wo Daten gespeichert oder verarbeitet werden und welche Zugriffsmöglichkeiten existieren.
Als weitere Hürden für den Sprung in die Cloud werden unklare regulatorische Anforderungen (56 Prozent), die Gefahr von Compliance-Verstößen sowie ein zu hoher Aufwand bei der Integration von Cloud-Services in die eigene IT-Landschaft (jeweils 31 Prozent) genannt.
Alle Befragten legen bei der Auswahl ihres Cloud-Anbieters den höchsten Wert auf Informationssicherheit und Datenschutz. Die Einhaltung von Compliance-Anforderungen und die Zuverlässigkeit der Services nennen jeweils 93 Prozent als Hauptkriterien. Entsprechend stufen 75 Prozent die wichtigsten genutzten Cloud-Dienste als sicher ein. Die mit der Migration in die Cloud verbundenen Kosten stehen bei der Anbieterwahl lediglich bei 38 Prozent im Fokus.
Die Vorbereitungen der Branche für den Sprung in die Cloud laufen auf Hochtouren: Die Hälfte der Vermögensverwalter verfügt bereits über eine dedizierte Cloud-Strategie. Ein Viertel der Häuser berücksichtigt das Thema Cloud Computing in der IT-Strategie. 63 Prozent haben bereits Business Cases und 81 Prozent eine Übersicht relevanter Compliance-Anforderungen erstellt. Allerdings hat dabei noch nicht jedes Haus zwingende Vertragsbestandteile wie Auditrechte definiert.
„Im Bereich ESG-Integration und Sustainable Investing kann Cloud Computing bei der Auswertung von Daten und der Umsetzung von Regulatorik zum Gamechanger für Anlage- und Vermögensverwalter werden.“
Für die Studie wurden von November 2021 bis April 2022 IT-Verantwortliche bei 16 Finanzdienstleistern mit dem Schwerpunkt Asset and Wealth Management (AWM) in Deutschland befragt.