09 Januar, 2015
Verpackungsfrei einkaufen – in einigen Supermärkten deutscher Großstädte ist das bereits möglich. Ein Trend, der sich weiter durchsetzen wird, oder nur ein Nischenthema für eine kleine Gruppe von Verbrauchern? Dieser Frage geht die PwC-Verbraucherumfrage „Verpackungsfreie Lebensmittel“ nach.
Die Supermärkte heißen „Unverpackt“ oder „Original Unverpackt“ und der Name ist Programm – Lebensmittel werden hier verpackungsfrei verkauft. Ein Modell, das deutsche Verbraucher schätzen: 82 Prozent der Bundesbürger können sich vorstellen, ihre Lebensmittel ohne Verpackung einzukaufen. Das ist Ergebnis der PwC-Umfrage „Verpackungsfreie Lebensmittel“, für die 1.000 Bundesbürger befragt wurden. Die Mehrheit, 63 Prozent, bevorzugt einen normalen Supermarkt oder ein herkömmliches Geschäft, in dem Lebensmittel auch lose verkauft werden; immerhin 35 Prozent der Konsumenten würde aber in einem Supermarkt einkaufen, der ausschließlich verpackungsfreie Lebensmittel anbietet. Lediglich 18 Prozent wollen gar nicht auf Tüte, Karton oder Folie verzichten.
Das wichtigste Motiv für den verpackungsfreien Einkauf ist der Umweltschutz – die Verbraucher möchten so vor allem Verpackungsmüll reduzieren, wie 64 Prozent der Befragten bestätigen. An zweiter Stelle steht für die Kunden der Vorteil, dass sie genau die Menge einkaufen können, die sie benötigen, wie in der PwC-Studie 54 Prozent angaben. Ein weiterer Vorzug: Verbraucher fühlen sich nicht durch „Mogelpackungen“ getäuscht (47 Prozent). „Hier zeichnet sich im Bewusstsein der Verbraucher eine Trendwende ab, auf die Handel und die Verpackungsmittelindustrie reagieren müssen, wenn sie Kunden binden wollen – durch den sparsameren Einsatz von Materialien und durch noch mehr recycelbare Verpackungsmaterialien“, sagt Gerd Bovensiepen, Leiter des Geschäftsbereichs Handel und Konsumgüter bei PwC.
Doch die Kunden sehen auch Nachteile des verpackungsfreien Einkaufs. Ihnen fehlen vor allem wichtige Angaben zum Produkt auf der Verpackung wie Informationen zu Inhaltsstoffen und zur Haltbarkeit (41 Prozent). Zudem glauben sie, dass verpackte Lebensmittel sich besser lagern lassen als lose abgefüllte (34 Prozent). Zum Mehraufwand – beim verpackungsfreien Einkauf bringen die Kunden selbst Gefäße mit, in die sie die Waren dann lose abfüllen – ist die Mehrheit aber offenbar bereit. Lediglich 33 Prozent finden es unpraktisch, zum Einkauf eigene Behältnisse mitbringen zu müssen.
Vor allem die Art der Waren entscheidet darüber, ob Konsumenten zum Verzicht auf Einwegverpackungen bereit sind. Bei Obst und Gemüse gibt es keinerlei Bedenken – hier gaben 71 Prozent der Studienteilnehmer an, dass sie die Waren immer unverpackt kaufen würden, wie sie es bereits auch von Einkäufen aus herkömmlichen Supermärkten gewöhnt sind. Ähnliches gilt für Backwaren wie Brötchen, Brot und Kuchen, die 62 Prozent immer ohne Umverpackung kaufen würden. Selbst bei Trockenprodukten wie Reis, Linsen und Bohnen oder bei Nudeln und anderen Teigwaren ist die Bereitschaft mit jeweils 37 Prozent noch recht hoch ausgeprägt. Deutliche Skepsis gibt es allerdings bei Milchprodukten wie Joghurt, Butter oder Käse und bei flüssigen Lebensmitteln wie Essig, Öl oder Säften. Bei diesen Produkten wären lediglich 15 beziehungsweise 14 Prozent immer zum Selbstabfüllen bereit.
Produkte ohne Einwegverpackungen sind teilweise etwas teurer als Waren aus dem Discounter oder dem normalen Supermarkt, weil sie oftmals nicht auf Standardwegen abgefüllt, transportiert und gelagert werden können. Die Bereitschaft der Verbraucher, die höheren Kosten mitzutragen, ist allerdings nur schwach ausgeprägt. Rund zwei Drittel gaben in der Studie an, dass sie für verpackungsfreie Lebensmittel nicht mehr zahlen würden. Knapp jeder Fünfte wäre bereit, einen Aufschlag bis zu fünf Prozent zu bezahlen. Dagegen sind die Verbraucher bereit, etwas längere Wege für den verpackungsfreien Einkauf auf sich zu nehmen.