State of Climate Tech 2024

PwC Studie: Schwierige Rahmenbedingungen bremsen Investitionen in Klimatechnologien

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Gunther Dütsch
Partner im Bereich Nachhaltigkeitsberatung bei PwC Deutschland
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Investitionsflaute trifft auf Innovationsboom

Klimatechnologien spielen eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den Klimawandel und sind essenziell für eine nachhaltige Zukunft. Trotz ihrer Bedeutung sind die globalen Investitionen in diesen Sektor rückläufig. Die Gründe dafür sind bekannt: Unsichere wirtschaftliche Rahmenbedingungen und geopolitische Spannungen stören weiterhin das Vertrauen vieler Investoren. Gleichzeitig wächst jedoch das Interesse an innovativen Use Cases, insbesondere solchen, die auf die Adaption von Klimarisiken abzielen und von Künstlicher Intelligenz (KI) unterstützt werden. Der „State of Climate Tech 2024“-Bericht untersucht die aktuellen Trends und beleuchtet die Chancen und Risiken, die sich daraus ergeben.

„Die anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit macht Investoren vorsichtiger. Dennoch sind die Potenziale für transformative Lösungen im Bereich der Klimatechnologien größer denn je.“

Gunther Dütsch,Partner im Bereich Nachhaltigkeitsberatung bei PwC Deutschland

Die Studie im Überblick

In diesem Jahr erlebte der Sektor der Klimatechnologien einen deutlichen Investitionsrückgang. Ursächlich dafür waren gestiegene Kreditkosten und unsichere wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die den gesamten Markt für Unternehmensfinanzierungen belasteten. Die Finanzierung von Klimatechnologien fiel um 29 % und sank von 79 Milliarden US-Dollar (Q4 2022 bis Q3 2023) auf 56 Milliarden US-Dollar in den darauffolgenden vier Quartalen. Mit Blick auf den deutschen Markt sieht die Entwicklung ähnlich aus: Auch hier ist ein Rückgang von rund 3 Mrd. US-Dollar in den Jahren 2022 und 2023 auf 2 Mrd. in diesem Jahr zu beobachten. Die Mittelzuflüsse aus Venture Capital und Private Equity sanken global ebenfalls, von 799 auf 673 Milliarden US-Dollar. Der Anteil der Klimatechnologie-Finanzierung an den Gesamtinvestitionen verringerte sich somit von 9,9 % auf 8,3 %.

Die schwierigen Bedingungen führten dazu, dass Investoren eine diszipliniertere Herangehensweise verfolgten. Der Markt hat sich im letzten Jahr weiterentwickelt und es herrscht eine größere Akzeptanz und Überzeugung hinsichtlich des Klimawandels. Gleichzeitig legen Investoren mehr Wert auf die tatsächlichen Renditen ihrer Investitionen. Mittelmäßige Projekte werden unattraktiver, während außergewöhnliche Unternehmen weiterhin Finanzierung finden, obwohl das verfügbare Kapital insgesamt begrenzt ist.

Anpassung und Resilienz: Neue Prioritäten in der Klimafinanzierung

Im Jahr 2024 flossen etwa 28 % der Investitionen in Klimatechnologie-Startups in Angebote zur Anpassung und Resilienz (A&R). Diese Produkte und Dienstleistungen, wie beispielsweise widerstandsfähige Infrastrukturen, Frühwarnsysteme für Naturkatastrophen oder innovative Wassermanagementlösungen, sollen helfen, die Auswirkungen von Hitze, Dürren und Überschwemmungen zu bewältigen. Bemerkenswert ist, dass rund 10 % dieser Investitionen ausschließlich auf A&R-Projekte entfielen, während weitere 18 % sowohl Anpassungs- als auch Emissionsminderungsmaßnahmen umfassten.

Obwohl A&R-Deals rein quantitativ 28 % der Investitionen ausmachten, betrug ihr Anteil am gesamten Investitionsvolumen nur 12 % (Deutschland: 15 %). Dies liegt unter anderem daran, dass etwa zwei Drittel dieser Deals in der Frühphase stattfanden, die in der Regel geringere Investitionssummen erfordern als spätere Phasen.

Künstliche Intelligenz (KI) hat sich in den letzten Jahren als ein besonders dynamisches und vielversprechendes Segment unter den Venture-Investitionen etabliert. Diese Begeisterung hat sich auch auf den Sektor der Klimatechnologien ausgeweitet. Im Jahr 2023 machten KI-bezogene Startups 7,5 % der gesamten Investitionen in Klimatechnologien aus, was einem Volumen von 5 Milliarden US-Dollar entspricht. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2024 stieg das globale Investitionsvolumen auf 6 Milliarden US-Dollar an, was 14,6 % der gesamten Investitionen in Klimatechnologien ausmacht. In Deutschland flossen 2024 rund 26 Mio. an Climate-Tech-Investitionen in Bereiche, die auf KI-getriebene Lösungen fokussiert sind.

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Energie-Startups boomen, Industrie bleibt zurück

In den ersten drei Quartalen dieses Jahres haben energiebezogene Startups ihren Anteil an den Investitionen in Klimatechnologien auf fast 35 % gesteigert, verglichen mit 30 % im Jahr 2023. Im deutschen Markt sind Startups aus dem Segment mit 46 % noch stärker aufgestellt. Die Anzahl der Finanzierungsrunden in der mittleren Phase für diese Startups war nahezu gleich hoch wie die in der späten Phase – das entspricht dem allgemeinen Markttrend.

Im Gegensatz dazu erlebten Klimatechnologie-Startups im Industriesektor einen Finanzierungsrückgang. Ihr Anteil am Investitionskapital fiel von 17 % im Jahr 2023 auf 7 % in den ersten drei Quartalen dieses Jahres. Obwohl dieser Anteil nahe am historischen Durchschnitt des Sektors liegt, steht er in starkem Kontrast zu den hohen Treibhausgasemissionen, die er verursacht.

Unternehmen bleiben treibende Kraft im Climate-Tech-Ökosystem

In den letzten Jahren haben große Unternehmen außerhalb der Finanzbranche eine bedeutende Rolle bei Klimatechnologie-Deals gespielt. Im Jahr 2024 waren sie in den ersten drei Quartalen an 28 % der Deals beteiligt, was im Vergleich zu 26 % im Jahr 2023 eine konstante Beteiligung zeigt. In Deutschland ist dieser Anteil mit 26 % auf einem ähnlichen Niveau. Diese kontinuierliche Unterstützung unterstreicht die wichtige Rolle, die große, realwirtschaftliche Unternehmen bei der Förderung und Verbreitung von Klimatechnologien spielen. Oft nutzen sie die Lösungen für die eigene Transformation oder treiben ihr Wachstum damit voran. Dabei finanzieren sie die Klimatechnologie-Startups entweder direkt über ihre eigenen Mittel oder durch Corporate Venture Capital (CVC)-Einheit.

„Die aktuelle Entwicklung spiegelt nicht nur die wirtschaftlichen Herausforderungen wider, sondern auch ein reifendes Verständnis dafür, dass echte Klimainnovation sowohl finanzielle Rendite als auch messbare ökologische Auswirkungen liefern muss.“

Gunther Dütsch,Partner im Bereich Nachhaltigkeitsberatung bei PwC Deutschland

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Die Methodik

Die Anzahl der beobachteten Startups in unserem Klimatechnologie-Investitionsindex ist von 8.000 auf über 12.000 gestiegen. Unsere aktuelle Studie umfasst eine Analyse von mehr als 52.000 Transaktionen mit einem Gesamtwert von über 600 Milliarden US-Dollar.

Um die potenzielle Klimawirkung verschiedener Technologiebereiche einzuschätzen, haben wir das Emissionsreduktionspotenzial (ERP) berechnet. Das Maß gibt an, wie viele Gigatonnen CO2-Äquivalente zwischen 2020 und 2050 eingespart oder gebunden werden könnten.

Unser Fokus lag dabei auf zwei Hauptaspekten: Klimaschutz (Mitigation) sowie Klimaanpassung und -resilienz (Adaptation and Resilience, A&R). Wir haben alle Startups aus unserem Index untersucht, die seit dem 1. Januar 2024 Finanzierungen erhalten haben, und ihre Beiträge zu diesen beiden Klimazielen bewertet.

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Partner, Sustainability Services & Climate Change, PwC Germany

Tel.: +49 160 3739019

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