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Gunther Dütsch
Partner, Sustainability Services bei PwC
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2015 hat sich die Staatengemeinschaft darauf geeinigt, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken. 2023 ist der Handlungsdruck so hoch wie nie. Unser 15. Net Zero Economy Index zeigt, dass die Welt bis 2050 eine jährliche Dekarbonisierungsrate von 17,2 Prozent umsetzen muss, um das Ziel noch zu erreichen. Letztes Jahr lag die Rate weltweit durchschnittlich bei 2,5 Prozent. Gleichzeitig schreitet der Ausbau erneuerbarer Energien so schnell wie nie voran, während der Aktionsplan der COP28 und das wachsende Engagement von Unternehmen für Netto-Null-Ziele wichtige Schritte hin zu einer kohlenstoffärmeren Zukunft darstellen. Kann die Kehrtwende noch gelingen?
„Die Ergebnisse der Untersuchung sind einmal mehr alarmierend und zeigen, dass es jetzt einen vereinten, globalen Kraftakt braucht, um die Emissionen in dem erforderlichen Maße zu reduzieren.“
Für die Studie betrachten unsere Expert:innen, wie sich die CO2-Emissionen der G20-Länder entwickeln, die Höhe des Energieverbrauchs im Verhältnis zum BIP und der CO2-Gehalt der verwendeten Energie.
Die jüngsten Erkenntnisse aus dem Net Zero Economy Index 2023 werfen einen kritischen Blick auf die globalen Bemühungen zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens. Um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, muss die jährliche Dekarbonisierungsrate bis 2050 mittlerweile auf 17,2 Prozent steigen. Im Vergleich dazu erreichte die Welt im Jahr 2022 lediglich eine Rate von 2,5 Prozent, wobei der globale Durchschnitt der letzten zwei Jahrzehnte bei nur 1,4 Prozent lag.
Trotz dieser dringenden Herausforderungen gibt es auch Grund zur Hoffnung. Der letzte Jahresbericht zeigt einen bemerkenswerten Anstieg bei der Nutzung erneuerbarer Energien. Besonders beeindruckend ist das Wachstum der Solarenergie um 24,4 Prozent. Dahinter deutlich zurück bleibt Windenergie, die aber ihrerseits auch um immerhin 13,1 Prozent ausgebaut werden konnte. Diese Entwicklungen sind insbesondere in Asien, den USA und Europa zu beobachten, wobei China eine Schlüsselrolle spielt. Um den positiven Trend zu verstärken, müssen nun umfassende Veränderungen in der Wirtschaft und Infrastruktur sowie verstärkte Unterstützungsmaßnahmen für Entwicklungsländer eingeleitet werden. Denn nicht alle Länder der Weltgemeinschaft kommen mit ihren Bemühungen bei der Dekarbonisierung gleich schnell voran.
Die Geschwindigkeit der Dekarbonisierung variiert weltweit. Die G7-Staaten erreichten 2022 eine Verringerung der Kohlenstoffintensität um 1,2 Prozent, verglichen mit dem jährlichen Durchschnitt von 2,3 Prozent seit 2019. Dies unterstreicht die begrenzten Fortschritte der G7-Staaten im Jahr 2022. Im Gegensatz dazu erreichten die E7-Staaten im Jahr 2022 eine Dekarbonisierungsrate von 2,8 Prozent, verglichen mit einem Rückgang von 1,7 Prozent auf Jahresbasis seit 2019. Deutschland lag mit einer Rate von drei Prozent leicht über dem nationalen Durchschnitt der letzten Jahre.
Der aktuelle Net Zero Economy Index zeigt eine wachsende Diskrepanz zwischen globalen Klimazielen und tatsächlichen Fortschritten. Seit der Jahrtausendwende hat kein G20-Land eine jährliche Dekarbonisierungsrate von mehr als elf Prozent erreicht. Die Dringlichkeit, jetzt zu handeln, kann nicht höher sein, besonders wenn die Weltgemeinschaft das IPCC-Ziel einer Emissionsreduktion von 43 Prozent bis 2030 erreichen möchte.
Es ist klar, dass ein vereinter, globaler Kraftakt erforderlich ist, um die erforderlichen Emissionsreduktionen zu erreichen. Die Daten des Net Zero Economy Index 2023 sind ein dringender Appell an die Weltgemeinschaft, ihre Anstrengungen zu verstärken und gemeinsam gegen den Klimawandel vorzugehen.
Hauptzweck des Net Zero Economy Index ist, die nationale und globale Kohlenstoffintensität (CO2/BIP) zu berechnen und die Änderungsrate zu verfolgen, die wir bis 2050 benötigen, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.
Wir verwenden das IPCC-Kohlenstoffbudget, um zu berechnen, wie stark die Emissionen in Zukunft reduziert werden müssen, und dividieren dieses durch den prognostizierten Anstieg des BIP.
So machen wir sichtbar, wie stark die Emissionen reduziert werden müssen, um das prognostizierte BIP-Wachstum aufrechtzuerhalten, und erhalten vor allem einen besonders Einblick: Welche Anstrengungen braucht es, um die Emissionen vom Wirtschaftswachstum abzukoppeln?
Er zeigt, wie sich der Energiemix eines Landes hin zu erneuerbaren Energiequellen verlagert und kann die Abkehr von den am stärksten emittierenden fossilen Brennstoffen (etwa Kohle) widerspiegeln.
Für jede verbrauchte Energieeinheit setzen die verschiedenen fossilen Brennstoffe unterschiedliche Mengen an CO2-Emissionen frei. Für jede Einheit Energie, die aus einer erneuerbaren Quelle verbraucht wird, werden die Emissionen auf vernachlässigbar oder Null reduziert, wodurch der Brennstofffaktor gegen Null geht.
Die Energieintensität (Energieeinheit/BIP) misst die Menge der verbrauchten Energie pro Einheit des erzeugten Bruttoinlandsprodukts. Der Wert zeigt, wie viel Energie benötigt wird, um eine bestimmte Menge des BIP zu erwirtschaften.
Die Energieintensität wird unter anderem durch folgende Faktoren beeinflusst:
„Der Klimawandel ist die größte Herausforderung unserer Zeit, wirtschaftliches Wachstum steht ihm aktuell klar entgegen. Das Ziel muss für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sein, beide Seiten zu entkoppeln.“
Gunther Dütsch,Partner, Sustainability Services bei PwCNet Zero Economy Index 2023
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Für den Index berechnen wir die nationale und globale Kohlenstoffintensität (CO2 je Einheit BIP) und verfolgen die auf Basis des IPCC-Kohlenstoffbudgets erforderliche Veränderungsrate, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Diese teilen wir dann durch den prognostizierten Anstieg des BIP.
Dabei stützen wir uns auf den Energy Institute’s Statistical Review of World Energy, der den Energieverbrauch pro Brennstoffart je Land und die CO2-Emissionen basierend auf dem Verbrauch von Öl, Gas und Kohle wiedergibt. Land- und Forstwirtschaft, Emissionen abseits von CO2 und die Kohlenstoffbindung sind von dieser Analyse ausgeschlossen. Daher können diese Daten nicht direkt mit nationalen Emissionsinventaren verglichen werden. Zu unseren Quellen gehören The Energy Institute, IEA, World Bank und OECD und PwC.