COVID-19: Zeitarbeitsbranche erwartet massiven Einbruch

14 Mai, 2020

PwC-Kurzstudie zur Zeitarbeitsbranche / Befragte Unternehmen rechnen mit Rückgang von bis zu 30 Prozent / Branchenrückgang gilt als Indikator für gesamtwirtschaftliche Eintrübung / Transformationsprozess in der Automobilindustrie trägt wesentlich zu negativer Entwicklung bei / CEOs wollen Unternehmen durch Digitalisierung und Spezialisierung retten

Düsseldorf, 14. Mai 2020

Nachdem sich der Zeitarbeitsmarkt 2019 bereits deutlich abgekühlt hatte, wird für 2020 ein massiver Einbruch von bis zu 30 Prozent erwartet. Das geht aus der Umfrage Zeitarbeitsbranche aktuell 2020 hervor, die die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) erstellt hat. Zwischen dem 12. März und dem 30. April 2020 hat PwC dazu die Geschäftsführer von 200 deutschen Zeitarbeitsunternehmen in Deutschland mit einem Jahresumsatz zwischen zehn Millionen und drei Milliarden Euro befragt. Die Rücklaufquote war mit rund 30 Prozent sehr hoch.

Vergleich mit der Finanzkrise 2008/2009

Für 2020 erwarten die befragten Unternehmen einen massiven Markteinbruch als Folge der COVID-19-Pandemie. Sie schätzen, dass der Rückgang zwischen 10 und 30 Prozent liegen wird. Erst für 2021 rechnen sie mit einer Rückkehr zum Wachstum. Somit kommen sie zu einer ähnlichen Einschätzung wie PwC, die die derzeitige Situation mit der Finanzkrise von 2008/2009 verglichen hat: Damals ging das Bruttoinlandsprodukt um 5,7 Prozent zurück, während die Zeitarbeitsbranche im selben Zeitraum einen Rückgang von 17,8 Prozent verzeichnete. Übertragen auf 2020, ergibt sich aus dieser Relation ein Marktrückgang von 10 bis 30 Prozent. 2021 wird der Markt nach Einschätzung von PwC langsam wieder wachsen.

Ein weiteres Kernergebnis der PwC-Umfrage lautet, dass die Zeitarbeitsfirmen schon jetzt die Auswirkungen von COVID-19 sehr deutlich zu spüren bekommen: So berichten alle der Befragten (100 Prozent) von Ad-hoc-Stornierungen von Aufträgen. Und 80 Prozent geben an, dass sie aufgrund des schwachen März bereits im ersten Quartal 2020 einen Rückgang gegenüber dem ersten Quartal 2019 feststellen. Und so verwundert es auch nicht, dass mehr als 9 von 10 der befragten Unternehmen (94 Prozent) die Auswirkungen von COVID-19 als Grund für eine negative Einschätzung der zukünftigen Entwicklung angeben. Weitere häufig genannte Gründe sind eine allgemeine konjunkturelle Abschwächung (63 Prozent) und die schlechtere Verfügbarkeit von Fachkräften (50 Prozent). Dr. Ralph Niederdrenk, Partner bei PwC Deutschland, sagt: „2021 erwarten wir eine Rückkehr zum Wachstum. Das Niveau von 2017 oder 2018 wird allerdings künftig nicht mehr erreicht. Wir gehen davon aus, dass es zu einer Marktbereinigung kommen wird.“

Umstellung der Automobilindustrie führt zu Nachfrageeinbruch

Besonders schwer trifft die derzeitige Krise die Zeitarbeitsbranche auch deshalb, weil bereits 2019 der Markt deutlich abgekühlt war. PwC rechnet auf Basis der bei der Bundesagentur für Arbeit registrierten Zeitarbeitnehmer (Januar bis Juni 2019) für das Jahr 2019 mit einem Rückgang von mindestens 10 Prozent. Das deckt sich mit den Angaben der befragten Unternehmen; sie gehen im Schnitt ebenfalls von einem Rückgang des Marktvolumens von rund 10 Prozent für 2019 aus.

Der Volumenrückgang in der Zeitarbeitsbranche kann als frühzyklischer Indikator für eine gesamtwirtschaftliche Eintrübung gewertet werden. Ausschlaggebend dafür ist insbesondere die Tatsache, dass die Automobilindustrie begonnen hat, vom Verbrennungsmotor auf alternative Antriebstechnologien umzustellen. In der Folge produziert die Automobilindustrie weltweit deutlich weniger Fahrzeuge.

So geben ausnahmslos alle (100 Prozent) befragten Unternehmen an, dass die Nachfrage in der Automobil- und Fahrzeugindustrie rückläufig ist, gefolgt von automobilnahen Branchen wie Maschinen- und Anlagenbau mit 77 Prozent und der Chemieindustrie mit 15 Prozent der Nennungen. Isabella Calderon Hoyos, Senior Managerin und Zeitarbeitsexpertin bei PwC Deutschland, erläutert: „Die Zeitarbeit kann seit vielen Jahren als frühzyklischer Indikator für eine gesamtwirtschaftliche Entwicklung gesehen werden. Dies war im zweiten Halbjahr 2008 der Fall und scheint sich auch 2019 entsprechend abzuzeichnen. Erschwerend kommt 2020 die Coronakrise hinzu.“

Digitalisierung und Spezialisierung sollen vor Krise schützen

Um ihre Unternehmen vor den Folgen des massiven Markteinbruchs zu schützen, setzen die befragten Geschäftsführer vor allem auf drei Maßnahmen: Mit 68 Prozent berichten mehr als zwei Drittel der Befragten, dass sie weiter in die Digitalisierung ihres Geschäftsmodells und die Automatisierung von Prozessen investieren wollen. Ebenfalls 68 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie sich auf Nischen mit hoher Nachfrage spezialisieren werden oder dies bereits tun. Und 61 Prozent geben an, die Kostenstrukturen flexibilisieren zu wollen. „Unternehmen nutzen die Schwächephase des Marktes, um sich auf gefragte Nischen zu spezialisieren und um die von ihnen bedienten Sektoren zu diversifizieren. So wollen sie die Abhängigkeit zum Automobilsektor reduzieren. Zudem investieren sie zurzeit sehr stark in die Digitalisierung, um ihre Geschäftsmodelle zukunftsfähig zu gestalten,“ sagt PwC-Experte Niederdrenk.

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Sven Humann

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