PwC hat gemeinsam mit weiteren Partnern ein Gutachten zur Untersuchung der Sicherheit und Resilienz der Erdgasversorgung in Deutschland durchgeführt / Analyse von Risikoszenarien für die deutsche und europäische Versorgung / Das deutsche Erdgasnetz zeigt sich resilient und anpassungsfähig / Handlungsbedarf besteht, um auf zukünftige Krisen vorbereitet zu sein
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Düsseldorf, 29. Januar 2025
Im Gutachten „Untersuchung der Resilienz der Erdgasversorgung“ wurde die zentrale Frage beantwortet: Sind die bestehenden Infrastrukturen und die Diversifizierung hinreichend, um bei gravierenden Schocks eine resiliente Gasversorgung in Deutschland sicherzustellen? Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hat deshalb mit den Partnern Energiewirtschaftliches Institut an der Universität zu Köln (EWI), Prognos und der Deutschen Energie-Agentur (dena) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) die Resilienz der deutschen und europäischen Gasversorgung unter extremen Risikoszenarien bis zum Jahr 2035 analysiert. Basierend auf den Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine einerseits sowie wachsender Klimaschutzaktivitäten andererseits wurden Szenarien untersucht, die beispielsweise den Ausfall von Pipelines oder LNG -Kapazitäten sowie die Umstellung von Erdgas auf Wasserstoff umfassen.
Untersucht werden gravierende Störungen, deren Größenordnung an die Krise von 2022 heranreicht oder diese sogar übersteigt. Dies macht die Studie bisher einzigartig. Durch eine Modellierung von Mengen und Importrouten über nationale und internationale Pipeline- sowie LNG-Infrastrukturen können die Auswirkungen von Lieferbeeinträchtigungen, evaluiert werden. Sieben detaillierte Risikoszenarien zeigen die potenziellen Auswirkungen auf Preise und Mengen, die Auslastung von Pipelines und Speichern sowie auf die Diversifizierung der Import-Infrastruktur.
„Die Auswirkungen extremer Störszenarien auf den Energiemarkt sind unmittelbar nach deren Eintritt am größten. Die Märkte erholen sich jedoch innerhalb von fünf Jahren und erreichen im Zehnjahreszeitraum in der Regel das Vorkrisenniveau.“
Je nach Szenario steigen in Nordwesteuropa die Pipelineauslastung und die LNG-Auslastung auf knapp 100 %. Ab 2030 wird jedoch ein Rückgang der LNG-Auslastung auf ca. 50% erwartet - insbesondere aufgrund einer sinkenden europäischen Gasnachfrage. Deutschlands Rolle als Transitland wird in der Analyse besonders deutlich: Störungen in der nördlichen oder südlichen Lieferinfrastruktur können potenziell zu infrastrukturbedingten Nachfrageengpässen und Preissteigerungen führen. Eine mögliche Umwidmung der Europipe I zu Wasserstoffinfrastruktur im Jahr 2030 zeigt in den Szenarien keine signifikanten Veränderungen bei Preis oder Nachfrage. Die Umwidmung würde aber die Effekte eines gleichzeitig auftretenden Preisschocks verstärken.
„In unserer Analyse haben wir strategische Handlungsfelder identifiziert, um die Widerstandsfähigkeit des Energiemarktes nachhaltig zu stärken. Von besonderer Bedeutung sind das umfassende Monitoring und die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene, um die Leistungsfähigkeit der Infrastruktur in Krisensituationen zu bewerten und eine einheitliche Vorgehensweise sicherzustellen.“
Zudem wird der Ausbau erneuerbarer Energien und die Förderung innovativer Technologien zur Reduzierung des Erdgasverbrauchs immer wichtiger. Strategien zur Preisstabilisierung sind ebenso ein wichtiges Handlungsfeld, sie sollen Marktdynamiken bei Preisänderungen abfedern. Verbesserungen der Infrastruktur durch flexiblere Verträge und erhöhte Redundanz im Transportsystem sind ebenfalls Teil der Empfehlungen. Zusätzlich kann die Diversifikation der Importe durch multilaterale Kriseninterventionsmechanismen und vielfältige Handelsbeziehungen, die Marktdynamik in Krisenzeiten stabilisieren und die europäische Gasversorgung langfristig sichern.
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Das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln (EWI) ist eine gemeinnützige GmbH, die sich der anwendungsnahen Forschung in der Energieökonomik und Energie-Wirtschaftsinformatik widmet und Beratungsprojekte für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft durchführt. Prof. Dr. Marc Oliver Bettzüge und Annette Becker bilden die Institutsleitung und führen ein Team von etwa 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das EWI ist eine Forschungseinrichtung der Kölner Universitätsstiftung. Neben den Einnahmen aus Forschungsprojekten, Analysen und Gutachten für öffentliche und private Auftraggeber wird der wissenschaftliche Betrieb finanziert durch eine institutionelle Förderung des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIKE).