„Private-Equity-Investoren müssen kreativer werden.“

28 August, 2019

Vier Fragen an Steve Roberts

Nach Jahren des Aufschwungs könnte der europäische Private-Equity-Markt in den nächsten Jahren von negativen Preiseffekten betroffen sein: Laut einer aktuellen PwC-Analyse wird die zuletzt rasant gestiegene Multiple Arbitrage in den nächsten Jahren möglicherweise stark zurückgehen – oder sogar negativ werden. Was das genau bedeutet und was Investoren tun können, um ihre Renditen dennoch stabil zu halten, erklärt Steve Roberts, Leiter Private Equity bei PwC in Deutschland.

Herr Roberts, Anfang des Jahres hatte die europäische Private-Equity-Branche mit einem Deal-Volumen von über 260 Milliarden Euro gerade einen weiteren Rekord hingelegt. Nun ist in einer neuen PwC-Analyse zur europäischen Beteiligungsindustrie plötzlich von „Kontraktion“ die Rede. Hat sich die Lage so rasch gedreht?

Steve Roberts: Nein, dass sich die Lage gedreht hätte, kann man nicht sagen. Vielmehr sehen wir immer deutlicher die Effekte, die sich bereits vor einem halben Jahr angedeutet haben. Denn: Angesichts niedriger Zinsen, eines immer höheren Kapitalzuflusses und des daraus resultierenden Anlagedrucks steht die Branche vor einem transformativen Wandel. 

„Der Markt dürfte langsam in eine Phase eintreten, in der die Verkaufspreise nur noch langsam steigen oder gar stagnieren. Die Multiple Arbitrage sinkt dadurch zwangsläufig.“

Steve Roberts, Leiter Private Equity bei PwC Deutschland

Was meinen Sie genau?

Roberts: Die Preise bei Unternehmensverkäufen sind zuletzt stark gestiegen. Dadurch hat die Private-Equity-Branche gerade in den letzten Jahren stark von Preiseffekten, der sogenannten Multiple Arbitrage, profitiert. Konkret: 2018 lag der durchschnittliche Verkaufswert europäischer Private-Equity-Beteiligungen beim 10,9-Fachen des Ebitda, also des Gewinns vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen. Erworben hatten die Finanzinvestoren dieselben Unternehmen in den Vorjahren jedoch durchschnittlich für das 8,5-Fache. Daraus ergibt sich eine Multiple Arbitrage in Höhe des 2,4-Fachen des Ebitda.

Woher kommen nun die Sorgen vor einer Kontraktion?

Roberts: Der Markt dürfte langsam in eine Phase eintreten, in der die Verkaufspreise nur noch langsam steigen oder gar stagnieren. Damit sinkt die Multiple Arbitrage zwangsläufig, denn die Gesellschaften müssen sich in Zukunft von Unternehmen trennen, die sie zu relativ hohen Preisen erworben haben. Schon in diesem Jahr könnte die Multiple Arbitrage von 2,4 auf nahezu null sinken. 2021 könnte sie unseren Prognosen zufolge sogar negativ werden. Genau das ist gemeint, wenn nun von „Multiple Contraction“ die Rede ist.

Heißt das, die Branche steuert auf magere Jahre zu?

Roberts: Zumindest heißt es, dass Finanzinvestoren in Zukunft kreativer agieren und noch tiefer in die Industrien ihrer Portfoliounternehmen einsteigen müssen, um Wert und Rendite zu generieren. Die gute Nachricht: Die Chancen dafür stehen gar nicht schlecht. Denn gerade die Digitalisierung bietet viele Ansatzpunkte für operative Verbesserungen. Das reicht von der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle über Forschung und Entwicklung bis zur Erschließung neuer Märkte und Kundensegmente. Anders ausgedrückt: Durch das Abflauen des Arbitrageeffektes können sich Investoren wieder stärker auf das eigentliche Geschäft konzentrieren.

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Leiter Private Equity bei PwC Deutschland und auf EMEA-Ebene, PwC Germany

Tel.: +49 69 9585-1950

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