Wohnen und arbeiten im Großraum München

PwC-Studie 2022: Sechs von zehn Beschäftigten denken wegen der hohen Mieten über Jobwechsel nach

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Dietmar Eglauer

Dietmar Eglauer
Standortleiter München bei PwC Deutschland
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Zwei Drittel der Münchner:innen hadern mit den hohen Mieten und dem Mangel an Wohnungen

In einem Ranking liegt München immer unangefochten an der Spitze: In der bayerischen Hauptstadt sind die Miet- und Immobilienpreise deutschlandweit am höchsten. In München eine bezahlbare Wohnung zu finden, ist oft Glückssache. Das hat auch Folgen für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt der Region, denn die Wohnungsnot verschärft den Fachkräftemangel: Fast sechs von zehn Beschäftigten aus dem Großraum München haben ihren Job bereits einmal aufgrund zu hoher Mieten an den Nagel gehängt oder zumindest über einen Jobwechsel nachgedacht.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Befragung unter 400 Berufstätigen zwischen 18 und 65 Jahren im Großraum München im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC.

„Im Sommer 2022 sind die Preise für Immobilien in München erstmals seit Jahren wieder gesunken. Der Grund: Die Nachfrage nach Wohneigentum geht aufgrund der steigenden Zinsen für Baukredite zurück. Dadurch strömen potenzielle Käufer auf den Mietmarkt, sodass die Nachfrage nach Mietwohnungen zunimmt und die Mietpreise weiter anziehen.“

Dietmar Eglauer,Standortleiter bei PwC in München

Die Studie im Überblick

Hohe Lebensqualität – trotz angespannter Lage auf dem Wohnungsmarkt

München und Umland stehen nicht nur für teure Mieten, sondern auch für eine hohe Lebensqualität: Neun von zehn Berufstätigen (89 Prozent) fühlen sich hier wohl. Dabei schätzen sie insbesondere die guten Einkaufsmöglichkeiten und das attraktive kulturelle Angebot.

Frust herrscht bei den Arbeitskräften in der Region um die bayerische Hauptstadt aber beim Thema Wohnen. Die Befragen beklagen sich insbesondere über die hohen Kosten für Mietwohnungen und Eigenheim sowie den Mangel an erschwinglichen Wohnungen: 69 Prozent sind mit  den Mietpreisen unzufrieden. 67 Prozent stören sich am knappen Angebot an Wohnungen und 66 Prozent sind wegen der hohen Kosten für Immobilien und Wohneigentum frustriert.

Infografik: Wohnen und arbeiten im Großraum München

Wohnungsnot verschärft den Fachkräftemangel

Die hohen Mieten und die akute Wohnungsnot haben längst auch Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt in der Region und drohen, den Fachkräftemangel weiter zu verschärfen. Laut Umfrage wird es dadurch für Unternehmen immer schwerer, Fachkräfte zu finden und in der Region zu halten: 86 Prozent sehen aufgrund dieser Entwicklung Probleme auf Arbeitgeber zukommen.

Zudem wächst die Gefahr, dass sich die bestehenden Arbeitskräfte nach neuen Jobs umschauen – womöglich in einer Region, in der Mieten und Wohneigentum erschwinglicher sind. So geben 16 Prozent an, dass sie den Job schon einmal aufgrund zu hoher Mieten an den Nagel gehängt haben. Das sind gut doppelt so viele wie 2020 (sieben Prozent). Und immer mehr Menschen ziehen eine Kündigung in Betracht: Bei der aktuellen Befragung sind es 43 Prozent (2020: 33 Prozent), unter den 18- bis 34-Jährigen sogar 55 Prozent. Bei einer kräftigen Mieterhöhung – die für viele Mieter:innen aufgrund der stark steigenden Nebenkosten vermutlich ansteht – würden laut Umfrage sogar 68 Prozent über einen Arbeitsplatzwechsel nachdenken.

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Wie Arbeitgeber ihren Angestellten unter die Arme greifen können

Im Kampf gegen die Wohnungsnot und für mehr bezahlbaren Wohnraum sehen die Münchner:innen auch die Arbeitgeber in der Pflicht: 85 Prozent sprechen sich für Mietzuschüsse aus, 83 Prozent halten Betriebswohnungen für eine gute Idee und 80 Prozent plädieren für die Übernahme der Fahrtkosten durch die Arbeitgeber.

Ein verstärktes Angebot an Remote-Work und die Finanzierung der Homeoffice-Ausstattung halten 79 bzw. 78 Prozent der Berufstätigen für geeignete Maßnahmen, um Fachkräfte trotz hoher Mieten und akuter Wohnungsnot im Großraum München zu halten.

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Beim Homeoffice klafft eine Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Mit Blick auf die Arbeit vom heimischen Schreibtisch klafft allerdings noch eine Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit: 69 Prozent der Fachkräfte, deren Arbeit grundsätzlich aus dem Homeoffice möglich ist, wünschen sich flexible Regelungen ohne Abstimmung und Anwesenheitspflicht. Aber nur jedes zweite Unternehmen bietet ihnen diese Möglichkeit; bereits in der Zeit vor Corona waren es 47 Prozent.

Für ein gutes Viertel der Beschäftigten ist Homeoffice dagegen gar kein Thema, weil dies in ihrem Beruf als Pfleger:in, Handwerker:in, in Industrie, Einzelhandel oder Gastronomie nicht möglich ist. Ein weiterer Anstieg der Mieten könnte dazu führen, dass sich diese Berufsgruppen Arbeitsplätze außerhalb der Städte suchen. Dies befürchten 90 Prozent der Befragten.

Weitere Ergebnisse im Überblick

Wie gut kommen Berufstätige an passende Wohnungen?

Besonders in Großstädten wie Berlin, München oder Hamburg ist es reine Glückssache, eine bezahlbare Wohnung oder gar eine Eigentumswohnung zu finden. Das sagen 84 Prozent der Befragten. 80 Prozent haben den Eindruck, dass sich in den Städten nur noch Top-Verdiener:innen eine Wohnung leisten können. Gleichzeitig verstärkt sich bei den Berufstätigen der Eindruck, dass es überall schwer ist, eine passende und bezahlbare Wohnung zu finden: Das bestätigen 67 Prozent der Befragten.

Wer ist schuld an der Wohnungsnot?

Die Ursachen für den Wohnungsmangel sehen die Münchner Berufstätigen primär in der Zuwanderung bzw. dem Zuzug von Gutverdienenden und vermögenden Menschen aus dem Ausland (46 Prozent). Ein weiterer Grund ist laut Befragten der Schwerpunkt der Investor:innen auf das Luxussegment (43 Prozent).

Bei der Befragung vor zwei Jahren gab die Münchner Bevölkerung noch in erster Linie der Politik (68 Prozent) und der öffentlichen Hand (63 Prozent), die sich zu wenig um den sozialen Wohnungsbau kümmert, die Schuld an der prekären Lage. Heute sagen dies nur noch 41 bzw. 39 Prozent.

Was spricht für den Umzug aufs Land – was dagegen?

Grundsätzlich könnte durch das Angebot vermehrter Homeoffice-Arbeit das Leben außerhalb der Stadt für die Menschen attraktiver werden. Günstigere Mieten (58 Prozent), mehr Ruhe (57 Prozent) und Natur (56 Prozent) sprechen allen voran für einen Umzug raus aus der Stadt in eine ländliche Gegend.

Allerdings befürchten viele Arbeitskräfte, dass sie durch einen Umzug aufs Land unter einer schwächeren Infrastruktur (52 Prozent), einem schlechteren öffentlichen Nahverkehr (50 Prozent) und längeren Arbeitswegen (45 Prozent) leiden würden.

Wer pendelt wohin und braucht wie lange?

Die Zahl der Pendler:innen hat in den vergangenen beiden Jahren abgenommen: Nur noch ein Fünftel der Berufstätigen aus dem Großraum München (21 Prozent) pendelt zur Arbeitsstelle; 2020 waren es noch 32 Prozent.

Im Münchner Umland liegt der Anteil der Berufspendler:innen mit 70 Prozent deutlich höher. Im Durchschnitt brauchen Berufstätige aus dem Großraum München eine knappe halbe Stunde für den Weg zur Arbeit (27 Minuten). Dabei würden sie sogar im Schnitt 38 Minuten Pendelzeit in Kauf nehmen.

Was kann die öffentliche Hand tun?

Auch die öffentliche Hand hat nach Meinung der Befragten im Großraum München zahlreiche Möglichkeiten, Arbeitskräfte in den Ballungsräumen zu halten: 84 Prozent sprechen sich für die Umwandlung von leeren Büros in Wohnungen aus. Ebenso viele befürworten Programme für den Wohnungsbau, die speziell auf Haushalte mit geringeren Einkommen zugeschnitten sind, und die Möglichkeit, einen Teil der Mietkosten von der Steuer abzusetzen.

„Die Wohnungssituation birgt nicht nur gesellschaftlichen Sprengstoff, sondern hat auch negative Folgen für den Arbeitsmarkt und kann den Fachkräftemangel in der Region verschärfen.“

Dietmar Eglauer,Standortleiter München bei PwC Deutschland

Die Methodik

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Befragung unter 400 Berufstätigen zwischen 18 und 65 Jahren im Großraum München im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC.

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